Es gab einmal ein Integrationskonzept für die Stadt Köln…

Es gab mal ein Integrationskonzept für die Stadt. Über 300 Menschen aus Politik, Verwaltung  und vielen freien Verbänden und Organisationen, insbesondere auch Migrantenorganisationen haben in 23 Arbeitsgruppen Handlungsempfehlungen für ein gleichberechtigtes Zusammenleben  in Köln erarbeitet. Auch ich habe damals in der Arbeitsgruppe „Öffentlichkeitsarbeit“ mitgewirkt, damals geleitet von Karl-Heinz Pütz, der leider kürzlich verstorben ist.

Vor zwei Jahren wurde das „Konzept zur Stärkung der integrativen Stadtgesellschaft“ vom Rat  verabschiedet und eine Expertengruppe eingesetzt, die die Umsetzung begleiten sollte.  Einer Einwanderungsstadt wie Köln mit rund 31 % Einwohnern mit Migrationshintergrund  (bei den unter 18-jährigen sind es sogar 50 %) steht es nur gut an, die Vielfalt von Menschen aus über 180 Nationen und unterschiedlicher kultureller Prägung zu wertschätzen und als Chance zu nutzen.

Jetzt scheint es so, als seien die vielen guten Ideen und sehr konkreten Handlungsempfehlungen, in die alle Beteiligten kostbare Arbeitszeit gesteckt haben, für den Papierkorb. Die eingesetzte Expertengruppe hat entnervt aufgegeben. (mehr …)

Familie als Zeitkiller?

„Was tun gegen Schulstress?“ Diese Überschrift zierte in Großbuchstaben die Ausgabe der Welt am Sonntag  vom 24. Februar 2013. Hinter der Überschrift verbarg sich, dass der Druck an den Schulen viele Familien an ihre Belastungsgrenze bringt. Am Pranger stand mal wieder das deutsche Bildungssystem. Den Hintergrund zu diesem Befund lieferte eine Studie vom Bundesfamilienministerium und der Konrad-Adenauer-Stiftung in Auftrag gegebene Studie mit dem Titel „Eltern – Lehrer – Schulerfolg“.
Nach Aussage der Welt am Sonntag kommt die Studie zu dem “alarmierenden” Ergebnis, dass „Mütter und Väter vor allem einen zunehmenden Leistungsdruck (monieren), der durch die Verkürzung der Gymnasialzeit in der letzten Zeit noch verstärkt worden ist.“  (mehr …)

20 Jahre Tafeln und jetzt auch noch das Pferdefleisch

Ludger Hengefeld ist Leiter der Stabsabteilung Engagement und Zivilgesellschaft

Passend zum Jubiläum der Tafeln – vor 20 Jahren begannen wohlhabende Damen damit Obst und Gemüse vor dem Wegwerfen zu bewahren und es an Obdachlose zu verteilen -rückt der Skandal um das als Rindfleisch deklarierte Pferdefleisch und dessen Weiterverwertung auch das Dilemma der Tafeln in den Blick. Lebensmittelrettung und Kampf gegen Armut gehen nur schwerlich zusammen.

Ein CDU Politiker schlug vor, die Produkte mit Pferdefleisch über die Tafeln an Bedürftige zu verteilen. Der Vorsitzende des Bundes der Tafeln e.V., Gerd Häuser, hat diesen Vorschlag vehement zurückgewiesen. So zu handeln sei würde- und respektlos gegenüber den Tafelkundinnen und -kunden, sagte er in einem Interview mit dem Deutschlandradio Kultur.  

Wir leben in einer Gesellschaft, in der der Konsum von Pferdefleisch kaum üblich ist.Wenn niemand die Pferdefleischprodukte will, muss die Ware auf den Müll. Der Lebensmittelberg wächst. (mehr …)

Darf ich mir meinen Nächsten aussuchen?

“Zum geplanten Bau von Flüchtlingswohnheimen in Kölner Gemeinden.

Dort, wo die Stadt Köln weitere Flüchtlingswohnheime bauen lässt, begegne ich vielen wütenden Bürgerinnen und Bürgern. Ihre Verärgerung richtet sich vor allem gegen die Vorgehensweise der Verwaltung, die erst beschließt und dann die Bürger zum Dialog bittet. Dabei sollte doch erst der Dialog stattfinden, die Bürger sollten gehört und erst dann sollte beschlossen werden. So verstehe ich jedenfalls Demokratie und deshalb kann ich in dieser Sache die Wut der betroffenen Bürgerinnen und Bürger nachempfinden.

Ihr Ärger richtet sich aber auch gegen die Flüchtlinge, für die wir in Köln dringend neue Flüchtlingswohnheime brauchen. Hier gehe ich entschieden auf Distanz, da ihre Argumentation einseitig, unreflektiert und zum Teil „braun eingefärbt“ ist. Sie wollen nicht hören, dass ihre Stadt in der politischen Verpflichtung steht, weitere Flüchtlinge aufzunehmen und dass die aktuelle Aufnahmekapazität von Flüchtlingen in Köln  mehr als ausgeschöpft ist.

Liebe Kölnerinnen und Kölner, der Bau weiterer Flüchtlingswohnheime ist gerechtfertigt und richtig!

Wir brauchen den Platz, weil wir Verantwortung für Menschen übernehmen wollen, die aufgrund ihrer Herkunft, Religion oder politischen Haltung verfolgt, gefoltert und getötet werden. (mehr …)

Gott sei Dank!

Die Erklärung von Joachim Kardinal Meisner schafft eine lang ersehnte Klarheit. Es gibt kein generelles Verbot der sogenannten. „Pille danach“ mehr. Den Ärztinnen und Ärzten in katholischen Krankenhäusern wird damit die Sicherheit wieder gegeben, ihrem eigenen Gewissen folgend – also gewissenhaft und nach fachlichen Erkenntnissen – zu handeln.  Eine umfassende medizinische und seelische Hilfestellung  für Frauen nach einer Vergewaltigung ist in jedem katholischen Krankenhaus damit gewährleistet.
So werden endlich wieder die von Vergewaltigung betroffenen Frauen selbst in den Mittelpunkt gerückt.

Ich bin froh, dass der Erzbischof von Köln den Ärzten eine große Unsicherheit genommen hat. Diese Unsicherheit hat viele Ärzte belastet. Sie war Folge eines als starr empfundenem Regelwerkes, das prinzipientreu wissenschaftliche Erkenntnisse negierte und Güterabwägungen  unmöglich machte.

Der mutige Schritt des Kardinals schafft die vermisste Klarheit und stützt damit die Glaubwürdigkeit  der Kirche.

 

Wie viel darf’s denn bittschön sein? Oder: Ist die Pflege heute noch bezahlbar?

„Pflege in Deutschland ist nicht mehr bezahlbar! Altenheime in Deutschland sind zu teuer.“ So titelte die Welt im Oktober 2012! „Im Alter ab nach Osteuropa!“ So einfach löst der Kölner Express die Veränderung der Alterspyramide. Wie leider so oft, wenn sich die Medien mit dem Thema  „Alter und Pflege“ beschäftigen ist die Diskussion weder fachlich noch inhaltlich bereichernd und zeigt auch keine echten Lösungen für eine der vordringlichen Herausforderungen der deutschen Gesellschaft in den nächsten 20 Jahren auf. Im Übrigen ist diese Problematik keine auf Deutschland beschränkte Symptomatik einer kränkelnden Gesellschaft, sondern betrifft alle westlichen Industrieländer. (mehr …)

Deutliches Zeichen in Porz gesetzt – Flüchtlinge sind willkommen!

Die extrem rechte „Bürgerbewegung Pro Köln” hat am Samstag, 26. Januar, eine Kundgebung im südlichen Stadtteil Porz-Urbach durchgeführt. Dort sind seit fünf Wochen insgesamt fünf Familien mit 30 Kindern (0-14J.) in einem ehemaligen Hotel untergebracht. Noch bevor die ersten Flüchtlinge eingezogen waren, machten Pro Köln und  Anwohner gegen die Unterbringung der Menschen mobil. In einer Bürgerversammlung wurden dumpfe Ressentiments geäußert.

Dagegen wurde ein deutliches Zeichen einer  Willkommenskultur gesetzt, denn nicht alle Porzer sind gegen das Zusammenleben mit Flüchtlingen. (mehr …)

Empörend und eine Katastrophe

Es ist empörend und eine Katastrophe!!! Eine vergewaltigte Frau bekommt auf Nachfrage der Notfallärztin keine Hilfe in einem katholischen Krankenhaus. Von zwei Kölner Krankenhäusern der Stiftung der Cellitinnen wird die notwendige Hilfe verweigert! Das kann, das darf nicht sein.
Das Verhalten der Ärzte und Ärztinnen ist dem christlichen Gebot der Nächstenliebe und mit dem hippokratischen Eid der Mediziner unvereinbar. Was muss geschehen, um Ärzte und Ärztinnen so zu verunsichern, dass sie diese fundamentalen Richtschnüre außer Acht lassen?

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……hätte, hätte….Fahrradkette

Maria Hanisch, leitet im Geschäftsfeld Alter und Pflege die Stabsstelle Ethik, Seelsorge und gesundheitliche Versorgungsplanung

Schon mal was von kölscher Sozialpolitik im Konjunktiv gehört ?

Ich bewege mich im Arbeitsfeld „Rechtliche Betreuung“, also der Vertretung von Menschen mit einer geistigen oder seelischen Behinderung in der Regelung ihrer Angelegenheiten. Derzeit gibt es in Deutschland ca. 1,3 Millionen Menschen mit Betreuung und jährlich werden es mehr, aus den unterschiedlichsten Gründen.
Auf jeden Fall steigen die Kosten u.a. bei den Amtsgerichten für Richter und Rechtspfleger und den Justizbehörden wegen der Vergütung der beruflichen Betreuer.

Ein verstärktes Ziel ist deshalb die Vermeidung von Betreuungen, so wie es das Gesetz auch vorsieht::  „Die Betreuung ist nicht erforderlich, soweit die Angelegenheiten des Volljährigen……durch andere Hilfen,…,ebenso gut wie durch einen Betreuer besorgt werden können“ (§1896, Abs.2, BGB)

Die schlaue Idee ist,  in Zukunft bei den Betreuungsbehörden der Städte Sozialgutachten erstellen zu lassen. Diese sollen prüfen, ob sich nicht durch andere Hilfen Betreuungen  vermeiden lassen: Etwa durch eine spezialisierte Seniorenberatung, die Vermittlung von unterstützenden Ehrenamtlichen, die Integration in ein Seniorennetzwerk oder die Einbettung in ehrenamtliche Strukturen, etc.
Das Problem: alle oben genannten Hilfen stehen derzeit auf der sozialpolitischen Kürzungsliste der Stadt Köln.
So wird in Zukunft in den Kölner Sozialgutachten wohl zu lesen sein: „Die Betreuung hätte vermieden werden können, wenn es eine Seniorenberatung gegeben hätte.“

….das ist Sozialpolitik in der Möglichkeitsform ! 

 Dieser Beitrag wurde verfasst von Rainer Röth, Leitung der Einrichtung Rechtliche Betreuung im Caritasverband für die Stadt Köln

Intelligentes Sparen statt tickender Zeitbombe

Sicher – die Haushaltslage in unserer Stadt ist dramatisch. Köln ist pleite – da hilft nur Sparen. Und das in allen Bereichen.
Gefragt ist „intelligentes Sparen“, wie Oberbürgermeister Jürgen Roters es in einem Interview am 21.12. gegenüber dem Kölner Stadtanzeiger ausdrückte. Sein Vorschlag: Pauschale Förderungen sollen nach projektbezogenen Förderungen rangieren und bezieht das vor allem auf die Jugendarbeit.

Mir kommt die Begegnung mit Turan in den Sinn, den ich in einer unserer Jugendeinrichtungen kennengelernt habe. Aufgewachsen in einer Familie, in der niemand richtig Zeit und Interesse am anderen hatte, verbrachte er die meiste  Zeit auf der Straße, schwänzte oft die Schule. Bis ihm ein Freund von einer Caritas-Jugendeinrichtung erzählte. Hier gefiel es ihm so gut, dass er bald jeden Nachmittag da war und sich allmählich den Sozialarbeitern anvertraute. Sie schafften es, dass er wieder Freude an der Schule fand, unterstützten bei den Hausaufgaben, sprachen regelmäßig mit Eltern und Lehrern. Mittlerweile hat er sogar das Fachabitur gemacht, studiert selbst Sozialarbeit und engagiert sich ehrenamtlich im Caritas-Jugendcafe. Wenn es diese Anlaufstelle über viele Jahre hinweg für ihn nicht gegeben hätte, wäre sein Leben sicher anders verlaufen.

Für eine solche Beziehungsarbeit braucht es Geduld und einen langen Atem, und diese Arbeit bedarf der öffentlichen Förderung – das sind aber genau die pauschalen Förderungen, die der Oberbürgermeister einsparen möchte. (mehr …)