Eine Rechnung, die nicht aufgeht

Ein Gastbeitrag von Nils Freund, Fachberater Caritaspastoral

In den nächsten Tagen werden in Köln-Ostheim die ersten Menschen, die in 10 Wochen errichtete Leichtbauhallen beziehen. In jeweils 5 Hallen sollen insgesamt 400 Menschen untergebracht werden, also je 80 Personen auf 15m x 50m! Auf dem von der Stadt Köln veröffentlichten Grundriss dieser Hallen sind noch 100 Personen vorgesehen, die Zeit wird zeigen, welche Rechnung aufgeht. Bei der ersten Vorstellung dieses Leichtbauhallenkonzeptes versprach die Stadt zwei große Vorteile. WP_20160115_09_42_17_RichZum einen wurde den Menschen, die eine solche Unterkunft bewohnen sollen, ein im Vergleich zur Unterbringung in Turnhallen höheres Maß an Privatsphäre versprochen. Zum anderen wurde vor allem der Kölner Bevölkerung versprochen, dass mit Errichtung der Leichtbauhallen die Beschlagnahme von Turnhallen in Köln nicht mehr oder nur noch eingeschränkt nötig sei.

Beide Rechnungen gehen nicht auf. Man muss sich nur die aktuellen Flüchtlingszahlen anschauen, um zu erkennen, dass die Stadt jede Woche eine solche Unterkunft für 400 Personen eröffnen müsste, um die Unterbringung aller Menschen in einer solchen Notunterkunft zu gewährleisten.

Der Speisesaal

Der Speisesaal

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Versuchter Totschlag an der Altenpflege

In der vergangenen Woche hat das Bundeskabinett von Frau Merkel den Entwurf zu einem neuen Pflegeberufsgesetz beschlossen. Bei aller gemeinsamen öffentlichen Euphorie von Politik und Berufsverbänden sage ich hier: „Das geht in die Hose!“ und habe dabei den Eindruck „einsamer Rufer“ zu sein.
Meiner Meinung nach wird nun aus den drei bewährten Berufen Alten-, Kranken- und Kinderpflege ein vermeintlich neues Berufsbild kreiert, tatsächlich aber vielmehr die Krankenpflegeausbildung überarbeitet, die beiden eigenständigen Berufsbilder der Altenpflege und Kinderpflege aber „getötet“. Praktisch ist dies das Ende der eigenständigen Altenpflege.
Caritas_Köln_376x264x4c Korrektur 1Mumps ist nicht Demenz und Scharlach nicht Depression: Krankheiten des Alters unterscheiden sich von denen eines Kindes. Und besondere Anforderungen an Umgang und Empathie zu den jeweiligen Lebensphasen eines Menschen sind auch nicht wegzureden. Es bleibt ein Unterschied ein krankes Kleinkind oder einen dementen Älteren zu betreuen.
Deshalb ist die bisher unterschiedliche Ausbildung des Personals absolut sinnvoll. (mehr …)

Für den Schutz der Menschenwürde – Übergriffe und sexuelle Gewalt gegen Frauen verhindern. Gegen Rassismus und Hass!

Pressemitteilung des Bündnisses “Köln stellt sich quer”, in dem sich der Caritasverband Köln ebenfalls engagiert

Das Bündnis Köln stellt sich quer blickt mit Entsetzen und Sorge auf die Geschehnisse in der Silvesternacht rund um denKöln stellt sich quer Kölner Bahnhof!

Ebenso sind wir entsetzt über den Anschlag auf das Flüchtlingswohnheim in Köln Mülheim am 2. Januar 2016.

Das Bündnis verurteilt aufs schärfste die Übergriffe in der Silvesternacht. Die Oberbürgermeisterin, die Stadtverwaltung und die eingesetzten Polizeibehörden von Bund und Land müssen eine lückenlose Aufklärung der Vorgänge in der Silvesternacht gewährleisten und in Fällen von nachgewiesenem Fehlverhalten auch personelle Konsequenzen treffen. Straftaten jeglicher Art müssen ermittelt werden und die überführten Täter einem rechtsstaatlichen Gerichtsverfahren unterworfen werden.

Unabhängig davon, wem die Täter um den Kölner Hauptbahnhof zuzurechnen sind, gilt es deutlich und unmissverständlich klarzumachen: Gewalt gegen Frauen ist immer ein Verbrechen! (mehr …)

Marktgedanken

Maria Hanisch, leitet im Geschäftsfeld Alter und Pflege die Stabsstelle Ethik, Seelsorge und gesundheitliche Versorgungsplanung

In den letzten Wochen waren immer mal wieder Berichte in den Zeitungen zu lesen, die über das zu viel an Operationen in Deutschland berichteten oder darüber, dass jede 3. Geburt ein Kaiserschnitt ist. Dabei werden Operationen oft unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten entschieden, denn unter gesundheitlicher Notwendigkeit. Häufig, so lese ich, schimpft dann die Politik auf die Ärzte oder Klinikleitungen.
Ich finde das schon bedenklich. Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten Rahmenbedingungen geschaffen, die konsequent von den Tätigen im Gesundheitswesen – und der Pflege – betriebswirtschaftliches Handeln einfordern, warum wundern wir uns dann, wenn wir uns auch tatsächlich so verhalten!
Die moralische Keule zu schwingen – hilft bei politischen Fragen nicht wirklich.
Meine These lautet: (mehr …)

Für das Menschenrecht auf Asyl

Das Bündnis “Wir stellen uns quer – Kein Rassismus bei uns in Köln” ruft  am 10. Dezember 2015, ab 17:00 Uhr zu einer Demonstration und Kundgebung vor dem EL-DE-Haus am Appellhofplatz in Köln auf. Mit der Aktion, die u.a. vom Caritasverband Köln und vielen anderen sozialen und politischen Organisationen unterstützt wird,  mahnt das gesellschaftsübergreifende Bündnis aus aktuellem Anlass uneingeschränkt zum Erhalt des Menschenrechts auf Asyl.

So groß der Schock nach den Anschlägen in Paris im November dieses Jahres ist, so unbeherrschbar Zahl und Unterbringungssituation der nach Europa und Deutschland fliehenden Menschen auch scheinen mag. Diese Ereignisse dürfen nicht dazu führen, das Menschenrecht auf Asyl und den Flüchtlingsschutz durch eine Verschärfung der Gesetze zu unterwandern. Am “Internationalen Tag der Menschenrechte” gilt es Solidarität mit den Flüchtenden in der Welt, in Europa, in Deutschland und in Köln zu zeigen. (mehr …)

Flüchtlingsprotest in Massenunterkünften

Vielleicht denken manche, warum beschweren die sich denn? Hauptsache, sie haben ihr Leben gerettet und sind in Sicherheit.
In den letzten beiden Tagen war in den Zeituneng von Flüchtlingsprotesten in Kölner Massenunterkünften zu lesen. “Wir brauchen ein besseres Leben.” und “Wir vermissen unsere Familien.” In der Turnhalle am Niehler Kirchweg in Köln-Nippes sind 200 Männer, überwiegend aus Syrien, untergebracht. Sie berichten, dass beispielsweise nur fünf WC’s zur Verfügung stehen und sie bis zu einer Stunde anstehen müssten. Die Tage sind endlos trist, weil sie nicht arbeiten dürfen. (mehr …)

“Das Wichtigste ist, dass ich lebe” – 30 Jahre Hilfe für traumatisierte Flüchtlinge

Leiterin des Therapiezentrums Brigitte Brand-Wilhelmy, Ayse Tuncer und Caritas-Vorstand Peter Krücker

Leiterin des Therapiezentrums Brigitte Brand-Wilhelmy, Ayse Tuncer und Caritas-Vorstand Peter Krücker

Seit die 42-jährige Ayse Tuncer durch das Caritas-Therapiezentrum für Folteropfer begleitet wird, hat sie neues Selbstvertrauen gefasst. Als junge Frau war sie gewerkschaftlich in der Türkei aktiv, wurde verhaftet und gefoltert. Vor vier Jahren kam sie mit ihrem Mann nach Köln. „Die erste Zeit ging es mir sehr schlecht. Ich hatte große Schuldgefühle, weil ich meine Familie und meine Freunde zurückgelassen hatte. Ich fühlte mich als ein Nichts.“ Schließlich hörte sie vom Therapiezentrum. „Es hilft sehr, dass ich hier über meine Probleme sprechen kann. Das Wichtigste ist für mich, dass ich lebe. Ganz allmählich kommen auch die Gedanken an die Zukunft. Ich möchte gerne wieder in meinem Beruf als Krankenschwester arbeiten. Dafür lerne ich jetzt intensiv Deutsch.“

1985 wurde das Therapiezentrum für Folteropfer als Modellprojekt des Flüchtlingshilfswerkes der Vereinten Nationen (UNHCR) als bundesweit erste Einrichtung dieser Art für schwersttraumatisierte Flüchtlinge gegründet.

Hier geht es zum Film über das Therapiezentrum und die Jubiläumsveranstaltung.

In der Anfangszeit flohen viele Menschen vor Folter und Verfolgung aus der türkischen Militärdiktatur nach Deutschland, berichtet Brigitte Brand-Wilhelmy, die Gründerin und Leiterin des Therapiezentrums. Es folgten Überlebende von Folter und Kriegen aus Äthiopien, Eritrea, Somalia, aus dem Jugoslawienkrieg, dem Iran, Irak, Afghanistan. Zurzeit kommen immer mehr Klienten aus Syrien.

Prominente Unterstützer des Caritas-Therapiezentrums Nazan Eckes und Navid Kermani

Prominente Unterstützer des Caritas-Therapiezentrums Nazan Eckes und Navid Kermani

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Botschaft nach Paris aus dem Caritas-Jugendcafe in der Lindenstraße, Köln

IMG_1707“Kölsche, arabische,
albanische, iranische,
afghanische, serbische,
türkische, kroatische
Botschaften, Gedanken & Wünsche nach Paris und in die Welt.”

Am Samstagabend haben wir mit den Besuchern und Besucherinnen über die Anschläge in Paris und den Terror des IS gesprochen. Uns war es wichtig, mit den Gefühlen etwas zu machen, die uns umtreiben, Solidarität zu zeigen und gerade auch den Flüchtlingen im Café die Möglichkeit zu geben, sich zu äußeren. Wir haben die Außenscheibe beschrieben, um damit auch nach außen zu wirken. Es stehen dort in unterschiedlichen Sprachen die Gedanken der jungen Menschen. Diese Aktion werden wir diese Woche weiterführen.  Da es auf dem Bild nicht so gut zu erkennen ist, es steht z.B. geschrieben: „Terror hat keine Religion“, „meine Gedanken sind bei den Opfern von Krieg und Terror. Gestern, vorgestern, und auch weit davor… In Paris und beim Rest der Welt.“ „Angst soll nicht die Menschlichkeit auffressen…“

Ein Gastbeitrag von Sabrina Exler, Leiterin Offene Kinder- und Jugendarbeit im Caritasverband Köln

WILLKOMMENSKULTUR GESTALTEN! statt Flüchtlinge zum Sündenbock zwischen politischen Interessen zu machen!

Als Leitungen der Migrationsdienste im Caritasverband Köln möchten wir unser tiefstes Bedauern, aber auch unsere zunehmende Verärgerung angesichts der sprunghaften, aktivistischen und der Sachlage nicht dienlichen Regelungen und Entscheidungen im Umgang mit notleidenden Menschen auf der Flucht vor Krieg, Ausbeutung, Terror, Gewalt und Rassismus zum Ausdruck bringen.

Alltäglich gehen wir mit Flüchtlingen um. Bei allen Herausforderungen im Umgang mit größer werdenden Gruppen nehmen wir die Freude und den Wunsch der Menschen mit Fluchthintergrund wie auch der ehrenamtlich Engagierten in Willkommensinitiativen wahr, gemeinsam und verantwortlich Zukunft gestalten zu wollen. (mehr …)

Ein (echtes) Herz für Flüchtlinge

In Deutschland sind sie allseits bekannt, doch sie selbst suchen den Kontakt zu Unbekannten: Die Kultband Culcha Candela besucht auf ihrer Deutschlandtournee Flüchtlinge, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen und ihnen zu zeigen, dass sie in Deutschland willkommen sind. Auch unsere Flüchtlingsunterkunft in Wahn hat die Band besucht und Flüchtlinge zum Konzert eingeladen. Damit hat die Band den Flüchtlingen nicht nur große Wertschätzung entgegen gebracht, sondern ihnen auch mal ein paar unbeschwerte Stunden geschenkt – für viele eine Rarität.

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