Pflege gestalten: Fachpolitischer Austausch in St. Heribert

Wie können wir die Pflege in Köln zukunftssicher gestalten und welche Wünsche hat die Caritas Köln an die Politik? Verantwortliche und Mitarbeitende der Caritas tauschten sich am Freitag gemeinsam mit Bewohner*innen des Caritas-Altenzentrums St. Heribert und Bundestagskandidat Roman Schulte sowie Ratsmitglied Mechthild Böll, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen im Rat, zu den drängendsten Herausforderungen in der Pflegebranche aus.

 

Eindeutig ist: Vor der anstehenden Bundestagswahl findet das Thema „Zukunft der Pflege“ in der öffentlichen und politischen Debatte viel zu wenig Beachtung, obwohl bekannt ist, dass es nicht nur in Köln, sondern in ganz Deutschland bei der Pflege von Menschen dringend Antworten auf zentrale Fragen zum Umgang mit dem demografischen Wandel und dem Fachkräftemangel braucht.

 

Die zentralen Herausforderungen:

 Es fehlen Pflegeplätze! Allein in Köln gibt es aktuell 40 Pflegeeinrichtungen zu wenig. Gleichzeitig ist der Bedarf aufgrund der alternden Bevölkerung hoch. In neuen Wohnvierteln werden Pflegeeinrichtungen bereits mitgedacht, hier braucht es einen realistischen Schlüssel von Einrichtungen pro Einwohnerzahl, der auch perspektivisch die Bedarfe deckt. Für bestehende Einrichtungen benötigen Träger wie die Caritas Köln wiederum die Möglichkeiten der Erweiterung, denn aktuell sind die Plätze pro Altenzentrum auf 80 Personen begrenzt. „Die Caritas Köln hat in den letzten zehn Jahren viel investiert, neue Altenzentren gebaut und die bestehenden nach modernstem Standard saniert. Baulich könnten wir unsere Einrichtungen erweitern, aber derzeit sind uns die Hände gebunden“, so Markus Peters, Vorstandssprecher der Caritas Köln. „Es braucht Lösungen für die Refinanzierung der Investitionskosten.“

 

 Fachkräftemangel: 30 % der heutigen Pflegekräfte gehen in den nächsten zehn Jahren in den verdienten Ruhestand. „Die Gewinnung von Mitarbeitenden ist daher eine zentrale Frage, wenn wir den Pflegebedarf sicherstellen wollen. Dafür brauchen wir dringend auch Fachkräfte aus dem Ausland“, so Detlef Silvers, Leiter des Geschäftsfeldes Alter & Pflege in der Caritas Köln. Umso bestürzender sei, dass die aktuellen öffentlichen Diskussionen nur behandelten, wie Einwanderung verhindert werden könne. Silvers: „Die Frage muss vielmehr lauten: Wie bekommen wir Menschen aus dem Ausland möglichst schnell in unseren Arbeitsmarkt integriert? Die Abläufe zur Anerkennung von Abschlüssen und der schnellen Erteilung einer Arbeitserlaubnis müssen dringend verbessert werden.“

 

 Herausforderungen in der Praxis: Die Anforderungen an die Pflege sind gestiegen. Eine Weiterentwicklung der Digitalisierung im Hinblick auf Pflegetechnik, aber auch Dokumentationen können die Pflegekräfte entlasten. Sowohl Mitarbeitende als auch Bewohner*innen wünschen sich mehr Zeit auch für die für soziale Betreuung – denn Pflege ist weit mehr als körperliche Versorgung. Jede Unterstützung ist eine Hilfe, daher war auch der Wunsch der anwesenden Pflegekräfte und Bewohner*innen z.B. nach Menschen aus dem früheren Zivil- oder heutigen Freiwilligendienst sehr nachvollziehbar.

 

 Kosten und Finanzierung: Wie sichern wir die Pflegefinanzierung nachhaltig? Mit Blick auf die Entwicklungen des demografischen Wandels bedarf es einer Reform im System der Sozialversicherung, besonders der Renten- und Pflegeversicherung. Auch die Krankenversicherung wird in Folge der Überalterung der Gesellschaft vor vergleichbaren Anforderungen stehen, wenn auch deren Thematik von Finanzierung und Leistung sich auf alle Altersgruppen der Gesellschaft bezieht. Eine weitere Finanzierung der sozialen Absicherung allein aus Lohnabgaben wird nicht tragfähig sein. Hier braucht es politische Lösungen! 

Wir sagen allen Beteiligten ganz herzlichen Dank für den interessierten und offenen Austausch und freuen uns darauf, diesen Dialog fortzusetzen!

Zum Positionspapier der Caritas Köln

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