So lautet das Motto der diesjährigen Caritas-Jahreskampagne. Daher befasst sich unsere aktuelle Ausgabe der „Caritas konkret“ mit dem Schwerpunkt, der aktueller und im Wunsch nicht eindringlicher sein könnte als derzeit.
Das Editorial zu Heft hat unser Kollege Tim Schlotmann/Stab Seelsorge und christliche Identität – Caritaspastoral verfasst.
“In der Vorbereitung auf einen Wortgottesdient zum Thema fiel mir diese Geschichte in die Hände: Da ging ein alter Mann über einen freien Platz. Er beobachtete eine Gruppe Kinder, die offensichtlich Krieg spielten. Mit Stöcken und gellenden „Päng-Päng“- Schreien rannten sie aufeinander los. Auch ganz Kleine waren dazwischen. Nachdenklich stand der Mann eine Weile in der Nähe, dann ging er entschlossen auf die Gruppe zu und sagte bittend: „Spielt doch nicht Krieg, Kinder!“ Der bittende Klang seiner Stimme machte die Kinder betroffen. Sie zogen sich an eine Mauer zurück, berieten eine Weile miteinander, dann kamen sie wieder zu dem Mann, der immer noch dastand, als hoffe er auf etwas, und ein Kind fragte: „Wie spielt man Frieden?“ Niemand kann mit Blick auf die aktuelle Weltlage be[1]streiten, dass man nicht früh genug mit der Erziehung zum Frieden beginnen kann. Schon im Sandkasten oder noch früher müsste klar sein, dass sprichwörtlich ohne Frieden alles nichts ist! Dass Friedensarbeit zugleich nicht nur das Projekt einiger amtlich beauftragter Expert*innen sein kann. Wir können nun allerdings nicht mehr übersehen, dass aktuell die Ideale verrutschen. Es ist nicht allein die quantitative Wucht der Kriegsbilder, die unseren Alltag – traurig, aber notwendig – prägt. Es ist auch eine zunehmende Veralltäglichung des Militärischen in unseren Debatten. In diesen Zeilen steckt kein politisches Votum. Es geht lediglich um die besorgniserregende Beobachtung einer zunehmenden Normalisierung von Begriffen, die zumindest in meinem Vokabular einmal keine Rolle gespielt haben. Es ist zur Normalität geworden, dass der Krieg im Alltag eine gewichtige Rolle spielt. Die Welt, in der unsere Kinder aufwachsen, sie ist kein friedlicher Ort. Aber – auf zwei Aspekte darf hingewiesen werden: Aus christlicher Sicht ist es im Sinne Jesu die Haltung par excellence: Jene Verhältnisse infrage zu stellen, an die wir uns gewöhnt haben! Sich nicht mit einem Recht des Stärkeren abzufinden, nur weil dies die einfachste Lösung ist. Vehement zu protestieren, wenn die Spiralen der Gewalt sich so mächtig weiterdrehen, dass irgendwann niemand mehr weiß, was die Alternative dazu sein könnte. Hier kommen als zweiter Aspekt die Kinder ins Spiel. Sie sind Hoffnungsträger*innen für das Neue, Unerwartete. Ihnen sollte das Vertrauen entgegenkommen, es besser zu machen. Jede kindliche Bewegung zur Veränderung verdient Offenheit und Wohlwollen. Vielleicht bleibt dem alten Mann in der Geschichte am Ende nur das Eingeständnis, dass er nicht weiß, wie man Frieden spielt, weil er es nicht gelernt hat. Die Kinder aber, sie könnten es neu erlernen. Vielleicht ist er aber auch einer der vielen älteren Menschen, die genau wissen, wie man eine friedliche Lebenseinstellung kultivieren könnte. Es hat ihn nur lange niemand mehr danach gefragt.”
Hier geht es zum gesamten Heft: https://www.caritas-koeln.de/export/sites/ocv/.content/.galleries/downloads/Jahresberichte/240529-Caritas-Konkret-1_24.pdf