Eine der großen Herausforderungen in der Beratung von Flüchtlingen, ist nach dem Spracherwerb die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt.
Die gute Nachricht lautet: Immer mehr ehemalige Asylbewerber finden Arbeit. Aber nach wie vor sind auch Viele auf Hartz IV angewiesen.
Wie sieht rund vier Jahre später die Bilanz tatsächlich aus?
Der Aufenthaltsstatus: Wichtigste Voraussetzung für die Integration in den Arbeitsmarkt
Die Voraussetzungen für die Arbeitsaufnahme ist der Aufenthaltsstatus. Nach Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge erhielten zwischen Januar 2015 und September dieses Jahres knapp 1,6 Millionen Bewerber*innen den Bescheid über ihren Asylantrag. Fast 600 000 von ihnen wurde der volle Asyl- oder Flüchtlingsstatus zugesprochen, mit dem eine Aufenthaltserlaubnis für drei Jahre verbunden ist, die später in eine dauerhafte Niederlassungserlaubnis umgewidmet werden kann. Und damit der uneingeschränkte Zugang zum Arbeitsmarkt gewährt wird. 290 000 erhielten subsidiären Schutz, in gut 80 000 Fällen wurde ein Abschiebeverbot durch die aufnehmende Länder erteilt, und mehr als 600 000 Asylanträge wurden abgelehnt.
Für die Menschen aus den acht wichtigsten Asylherkunftsländern Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien zeigen die Daten ein gemischtes Bild über den Fortschritt der Integration in den Arbeitsmarkt.
Erfreulich ist, dass die Beschäftigung kontinuierlich steigt. So hatten im August dieses Jahres insgesamt 345 000 Menschen aus diesen Asylherkunftsländern Arbeit, 27 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Beschäftigungsquote belief sich damit auf 35,5 Prozent.
Allerdings: Unter allen Ausländern lag die Beschäftigungsquote zum gleichen Zeitpunkt bei 52,5 Prozent, unter der deutschen Bevölkerung sogar bei 69,8 Prozent. Berücksichtigt werden muss bei diesen Zahlen, dass sie nur Näherungswerte sind. Denn zum einen sind nicht alle Menschen aus klassischen Asylherkunftsländern als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Zum anderen sind in der Statistik auch Menschen erfasst, die schon vor 2015 in Deutschland waren.
Die Mehrheit der Flüchtlinge geht einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit nach
Der Migrationsforscher Herbert Brücker vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) geht davon aus, dass die Beschäftigungsquote tatsächlich noch etwas höher ist: Seinen Berechnungen zufolge beträgt sie aktuell 39 Prozent. So oder so lässt sich festhalten, dass sich die Fortschritte in etwa auf dem Niveau bewegen, das zu Beginn des großen Flüchtlingszustroms erwartet worden war. Nach fünf Jahren könnte etwa die Hälfte von ihnen in Arbeit sein, war damals die Erwartung – das wäre im kommenden Jahr und nach jetzigem Stand durchaus realistisch. Forscher Brücker zufolge lassen sich aus den Beschäftigungsdaten zwei weitere gute Nachrichten ablesen: Zum einen, dass mit mehr als 80 Prozent der weit überwiegende Teil sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist. Zum anderen, dass immerhin die Hälfte als Fachkraft arbeitet, obwohl nur jeder fünfte Flüchtling eine abgeschlossene Ausbildung oder einen Hochschulabschluss hat. “Man hätte vermuten können, dass alle in Helfertätigkeiten landen. Das ist aber nicht passiert”, sagt er.
Viele Flüchtlinge bringen Erfahrung in qualifizierten Tätigkeiten mit
Ein Grund ist, dass viele Flüchtlinge in ihrer Heimat auch ohne formellen Abschluss qualifizierten Tätigkeiten nachgegangen sind. Eine große Rolle spielen aber auch der lange Wirtschaftsaufschwung in Deutschland und der große Fachkräftebedarf der Unternehmen. “Das hat klar geholfen”, sagt Brücker. “So bekamen auch Menschen eine Chance, die es sonst schwer gehabt hätten.” Trotz dieser Erfolge befindet sich aktuell ein großer Teil der Flüchtlinge im Hartz-IV-System. So sind unter den zuletzt rund 5,4 Millionen sogenannten Regelleistungsberechtigten rund 987.000 Erwachsene und Kinder aus den wichtigsten Asylherkunftsländern. Von ihnen gelten 640 000 als erwerbsfähig. Zu berücksichtigen ist, dass sich in dieser Gruppe auch Menschen befinden, die zwar arbeiten, deren Einkommen aber nicht reicht, um den Lebensunterhalt für sich oder die Familie zu sichern, und die deshalb zusätzlich Leistungen aus der Grundsicherung erhalten.
Insgesamt ist immer noch mehr als jeder zweite Flüchtling auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Trotz aller Fortschritte bleibt die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt eine große Herausforderung.