Gastbeitrag von Susanne Rabe-Rahman, Leitung Perspektivberatung für Flüchtlinge
„Köln zeigt Haltung!“ Und es geht gar nicht um die Frage, ob Karneval im Sommer oder Winter gefeiert wird, es geht nicht um die Frage, wie lange das mit den Fahrradwegen oder dem Aufbau der historischen Mitte noch dauert… Nein, es geht um unsere Demokratie. Richtig gelesen: Es geht um unsere Demokratie!
Ja, es geht auch um unsere Verfassung, die nicht nur eine Versammlungsfreiheit garantiert, sondern auch die Würde eines jeden Menschen als unantastbar festgestellt hat, die ein Menschenrecht auf Asyl beschreibt, die Ehe und Familie unter den besonderen Schutz des Staates gestellt hat! Angesichts der Not und des Todes vieler Flüchtlinge auf dem Mittelmeer, der Abschottung der EU ohne Rücksicht auf den Verlust jedweder Menschlichkeit, der zunehmenden rechtsextremen Ausschreitungen gegenüber Geflüchteten und gläubigen Muslimen oder Juden in Deutschland, der zunehmenden Kriminalisierung von Flüchtlingshelfer*innen, der weiterhin bestehenden Ausgrenzung von Roma, der Verschärfung der Abschiebungspraxis für Menschen aus Afghanistan (obwohl UNHCR aktuell festgestellt hat, dass es keine innerstaatliche Fluchtalternative und Sicherheit im dortigen Land mehr gibt) – angesichts der Tatsache, dass selbst der Leiter des Amtes für Verfassungsschutz unsere Verfassung nicht mehr zu schützen gewillt zu sein scheint – gehen wir auf die Straße!
Es reicht!!! Köln zeigt Haltung – Köln muss Haltung zeigen!
Viele Kölner Organisationen, Initiativen, Einzelpersonen – auch der Caritasverband für die Stadt Köln – haben für Sonntag, den 16.09. ab 14h auf dem Roncalliplatz zu einer Demonstration zugunsten der Menschenrechte Geflüchteter aufgerufen. An den Menschen auf der Flucht wird derzeit das ausgrenzende Exempel statuiert, das uns irgendwann einmal alle betreffen wird, wenn wir jetzt nicht achtsam bleiben. Wir wollen gemeinsam unsere demokratischen Werte ernst nehmen und weiterhin leben. Unter dem Motto „Aufnehmen – Hierbleiben – Solidarität“ werden wir uns mit der nach wie vor notwendigen Aufnahme von Geflüchteten beschäftigen, uns für ein Bleiberecht von Verfolgten einsetzen – und gegen alle Vorurteile und gegen jeden Rassismus engagieren, wen auch immer das betrifft. Es reicht! „Arsch huh!“ – viele bekannte Künstler*innen – darunter Kasalla, Carolin Kebekus, Max Mutzke – und die Oberbürgermeisterin werden die Ziele der Demonstration nach dem Weg zum Heumarkt auf der Abschlusskundgebung unterstützen.
„Mer sin eins“! – und „mer stonn zesamme“!
Also komm Du auch – und bring jedenfalls noch jemanden mit! Köln sagt Halt zur Polarisierung der Gesellschaft. Köln findet als Großstadt mit ihrer Weltoffenheit Halt im friedlichen Zusammenleben diverser Menschen. Wir wollen aber auch gern ein Zeichen für Deutschland setzen. Auf Deine Haltung kommt es dabei – auch – an!
Ja, es wird nicht unsere letzte Aktivität sein, eine solidarische Gesellschaft mit zu gestalten.
Und ja, ich weiß oder ich hoffe, Ihr tut an Eurer jeweiligen Stelle schon jetzt vieles, was dazu beiträgt… Aber passt immer gut auf, wie mit den Schwächsten in der Gesellschaft verfahren wird! Und achtet darauf, wie mit unserem Grundgesetz umgegangen wird, damit es nicht zum Fake wird! Wir halten Euch gern auf dem Laufenden – und besonders gern, wenn Ihr am Sonntag auch dabei seid! Hier findet Ihr nähere Infos: www.koelnzeigthaltung.org