„Wir kämpfen für die Rettung der sozialen Infrastruktur!“

Die Angebote und Dienste der Caritas Köln werden durch kommunale, Landes- oder Bundesmittel finanziert. Bei allen drei Finanzierungsquellen zeigen sich momentan Entwicklungen, die die Träger sozialer Dienste vor enorme Herausforderungen stellen: Erhebliche Kürzungen in den Haushaltsplanungen 2024 auf Landes- und Bundesebene und eine nicht-auskömmliche Refinanzierung auf kommunaler Ebene. Und dies in Zeiten, in denen Träger extremen Mehrbelastungen durch tarifbedingte Personalkostenerhöhungen und inflations- und krisenbedingt stark gestiegene Sachkosten ausgesetzt sind!

In Köln sind die Träger mit der folgenden Situation konfrontiert: Im derzeit geltenden Doppelhaushalt 2023/2024 der Stadt Köln sind die Kostensteigerungen nicht eingeplant. Sie können über den sog. Strukturförderfonds der Stadt Köln nur anteilig kompensiert werden. Auch wenn im Haushalt 2024 erneut die Mittel des Strukturförderfonds zur Verfügung stehen, reichen diese bei Weitem nicht aus, um die Kostensteigerungen im Jahr 2024 nur ansatzweise abfedern zu können. Die aktuellen Förderungen sind demnach von den tatsächlichen Kostensteigerungen entkoppelt!

Die Kombination aus Finanzierungsproblemen und gleichzeitig akuter Personalnot führt Träger und Einrichtungen in eine dramatische Lage. Zu erwarten sind die Reduzierung von Öffnungszeiten, die Schließung von Angeboten und drohende Insolvenzen. Die Situation ist fatal, insbesondere für die Bürgerinnen und Bürger, die eine stabile soziale Infrastruktur mit ihren vielfältigen Angeboten dringend benötigen und auf sie setzen!

Die derzeitige Lage ist nicht „hausgemacht“, sondern betrifft alle Träger der freien Wohlfahrt. Laut einer aktuellen Befragung der Diakonie in Nordrhein-Westfalen rechnen beispielsweise vier von fünf Trägern mit negativen Jahresergebnissen und jeder dritte Träger rechnet mit einem Liquiditätsengpass. Zudem erwarten viele Träger Angebotsreduktionen, Zahlungsunfähigkeiten bis hin zu Insolvenzen. Dazu die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (LAG FW NRW): „Die Rahmenbedingungen waren schon in der Vergangenheit selten auskömmlich, sind nun aber endgültig untragbar!“

In der Trägerlandschaft herrscht durch diese Umstände eine hohe Verunsicherung. Diese Sorge strahlt auch auf die Beschäftigten aus. Aus diesem Grund ist der Caritasverband in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (LIGA, LAG) politisch aktiv und befindet sich in Gesprächen mit Ratsmitgliedern der Stadt Köln sowie mit Kölner Abgeordneten des Landtags und des Bundestages. Zudem beteiligt sich der Caritasverband an der Kampagne „NRW bleib sozial“ der LAG FW NRW. Im Rahmen der Kampagne hat bereits eine große Kundgebung vor dem Düsseldorfer Landtag am 19.10.2023 stattgefunden. Am 08.11.2023 hat die LIGA Köln zudem eine Mahnwache vor dem Kölner Rathaus organisiert.

Da es nach wie vor keine konkreten Entscheidungen gibt (Stand Ende November 2023), hat die LIGA eine für die Freie Wohlfahrt in Köln historische Protestaktion initiiert. Am 28. und 29.11. blieben mehr als 500 soziale Einrichtungen geschlossen. Höhepunkt der Protestaktion war eine Demonstration mit deutlich mehr als 8.000 Menschen durch die Kölner Innenstadt.

Wir setzen uns dafür ein, dass Politik und Verwaltung jetzt handeln, um soziale Angebote in Köln und Nordrhein-Westfalen zu sichern und eine qualitativ hochwertige soziale Arbeit aufrechtzuerhalten.

Peter Krücker/Caritas-Vorstand und Raphael Kösters/Vorstandsreferent

„Irgendwo“ in Afrika …

Unsere Kollegin Emily Mlosch ist Projektmanagerin im Geschäftsfeld Teilhabe. Ihren Urlaub hat sie in Tansania verbracht und besuchte vor Ort eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Sie teilt mit uns ihre Erfahrungen, zieht Prallelen zur Arbeit hier vor Ort und regt zum Nachdenken an …  

Irgendwo in Afrika …

… um genau zu sein in Arusha, einer Stadt im Nordosten von Tansania, durfte ich im Oktober eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung besuchen. „Be kind and recycle“ ist das Motto der Einrichtung „Shanga“, die mehr als 35 Menschen einen Arbeitsplatz bietet. Dort werden zum Beispiel Teppiche gewebt, Perlen aufgefädelt, Kleidungsstücke genäht und Gläser geblasen. Im Mittelpunkt steht die Kreativität und die daraus erzeugten Produkte werden im integrierten Laden verkauft. Im Prinzip so wie in unserem CariLädchen. Das Besondere: Für die Arbeiten werden bereits gebrauchte Materialien recycelt.

Zurück in Köln bin ich noch immer nachdenklich darüber, was das Team von Shanga mir in kurzer Zeit nachdrücklich vermittelt hat. Die Kunst des Nähens war es zur Belustigung einer Gruppe junger Frauen jedenfalls nicht 😊
Vielmehr habe ich verstanden, dass es keine gemeinsame Kultur oder Sprache benötigt, um an zwei nicht nur geografisch weit voneinander entfernten Orten auf der Welt die gleichen gesellschaftlichen und ökologischen Ziele zu formulieren – und sie zu leben. Dass die Menschen in Tansania bei der Umsetzung vor den größeren Herausforderungen stehen, muss ich nicht betonen.

 

Als ich mich dann heute Morgen, an meinem ersten Arbeitstag, innerlich wieder über den brummenden Berufsverkehr auf der Inneren Kanalstraße aufregte musste ich kurz innehalten und an eine Begegnung bei Shanga denken: Ein junger Mann erklärte mir auf einer spontan zwischen uns entwickelten Kommunikationsebene seine Aufgaben. Mich interessierte dann noch, wie sein täglicher Arbeitsweg aussieht. „Ein bis zwei Stunden, je nach Wetterlage – pro Fahrt. Im Rollstuhl und ohne Unterstützung“ – informierte mich sein Kollege. Er lächelte mich an und wir verglichen unsere Oberarmmuskeln. Als Reaktion auf mein verblüfftes Gesicht schob er noch „Pole, Pole“ hinterher, was auf Swahili so viel wie „immer mit der Ruhe“ bedeutet. Wir lachten.

Erklärung zu den massiven Kürzungen in der Integrationsarbeit im Bundeshaushalt 2024

Mit den von der Bundesregierung vorgesehenen Kürzungen werden Armut, soziale Ungleichheit und gesellschaftliche Konflikte auch in Köln weiter zunehmen. Der Runde Tisch für Integration lehnt dies entschieden ab. Die Wahrung der Schuldenbremse darf nicht auf Kosten des sozialen Friedens in unserer Stadt umgesetzt werden. Tim Westerholt, Leitung Leistungsbereich Integration und Beratung vertritt die Caritas Köln im “Kölner Runden Tisch für Integration e.V.”.

Zur Wahrung der sogenannten „schwarzen Null“ vollziehen sich aktuell drastische Kürzungen, bis hin zu Streichungen von teils jahrzehntelang bestehenden Programmen der Förderung und Unterstützung neu eingewanderter Menschen, die auch dramatische Folgen für die Integrationsarbeit der Stadt Köln haben. Der Kölner Runde Tisch für Integration lehnt die von der Bundesregierung bereits für 2024 vorgesehenen drastischen Kürzungen entschieden ab und bittet Sie, sich diesbezüglich als Oberbürgermeisterin einer der größten deutschen Metropolen im Städtetag sowie gegenüber der Bundesregierung gegen die Kürzungen einzusetzen.

Vollständig gestrichen werden sollen die Bildungsberatung und Förderung (und damit Hilfen zur Fachkräftegewinnung) ausländischer Studierender durch den Garantiefond Hochschule. Auch das Programm Respekt Coaches zur Rassismus- und Extremismusprävention an bundesweit über 270 Schulen soll gestrichen werden. Der Abbau demokratiefördernder Strukturen und Programme durch die Bundesregierung erscheint dabei gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Umfrageergebnisse rechtsextremer Parteien mehr als fragwürdig.

Von Kürzungen zwischen 30 und 60 Prozent ist auch die aktive Integrationsarbeit der Beratungs-programme des Jugendmigrationsdienstes (JMD), der Migrationsberatung für Erwachsene Zuwandernde (MBE), die gerade erst von der Bundesregierung aufgebaute bundesweite, behör-denunabhängige Asylverfahrensberatung (AVB), sowie das Bundesprogramm der Psychosozialen Zentren (PSZ), durch welches traumatisierte Geflüchtete eine therapeutische Unterstützung erhalten, betroffen. Weitere negative Auswirkungen sind durch die drastische Kürzung der Freiwilligendienste, sowie die Unterstützung unter 25-jähriger Bürgergeldbezieher*innen, insbesondere durch eine Reduzierung des entsprechenden Eingliederungstitels im SGB II zu befürchten.

Dies alles steht im krassen Gegensatz zur Absicht der Bundesregierung, Armut und soziale Ausgren-zung zu bekämpfen, sowie Integration und Fachkräftegewinnung zu fördern! Die vorgesehenen Kürzungen haben deutliche Einschränkungen zur Folge. Sie gefährden die qualitative Unterstützung von eingewanderten Menschen, die Begleitung und Stabilisierung ihrer sprachlichen Förderung, die Information über hiesige politische und behördliche Strukturen, die gute Vorbereitung auf die Annahme und den erfolgreichen Abschluss von Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten. Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgekosten dieses Sozialabbaus werden die beabsichtigten Einsparungen um ein Vielfaches übersteigen – auch in Köln.

Konkret sind durch die im Raum stehenden Kürzungen in Köln ca. 13 VZ-Beratungsfachkräfte betroffen.

Rechnen wir die durchschnittlichen Beratungszahlen einer Fachkraft aufs Jahr hoch, so stehen ab 2024 rund 15.000 Einzelberatung auf dem Spiel, die anderweitig aufgefangen werden müssten. Hinzu kommen die gestrichenen „Empowerment-orientierten“ Angebote der politischen Bildungsarbeit, von denen in den letzten vier Jahren über 2.000 Schüler*innen profitieren konnten.

Tim Westerholt, Leitung Leistungsbereich Integration und Beratung vertritt die Caritas Köln im Kölner Runden Tisch für Integration e.V.. Der Kölner Runde Tisch für Integration wurde 1991 gegründet. Hier kommen Menschen mit und ohne deutschen Pass, vor allem aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Verbänden und Initiativen zusammen, die sich um ein gutes Zusammenleben zwischen Kölnerinnen und Kölnern – einheimischen und eingewanderten – bemühen. Der Verein engagiert sich für eine solidarische und sozial gerechte Stadt, für das Recht auf Asyl und die Konvention zum Schutz von Flüchtlingen. 

 

Köln zeigt Haltung: Demo am 09.09. ab 13:30 Uhr

„Köln zeigt Haltung“
Aufruf zur Teilnahme an der Demonstration „Asylrecht statt Unrecht“ am 09.09.2023 ab 13:30 Uhr, Start am Roncalliplatz in Köln

Es ist – leider – wieder soweit: Es muss demonstriert werden!
Europa will Geflüchtete nicht mehr einreisen lassen, sondern in Lagern an den europäischen Außengrenzen deponieren oder in sogenannte „sichere Drittländer“ zurückführen. Dabei handelt es sich um Länder, die wegen der dortigen Politik eigene Landsleute in die Flucht treiben! Die Asylanträge sollen in den Lagern geprüft werden – und lediglich bestimmte Kontingente an Geflüchteten in europäische Länder aufgenommen werden.
Europa schottet sich ab und rechtsextrem anmutende „Grenzschützer“ verjagen Geflüchtete unter menschenunwürdigen Bedingungen. Misshandlungen sind dabei an der Tagesordnung – oftmals mit Mitwissen der EU-Mitgliedsstaaten.
Die europäischen Pläne bedeuten nichts anderes als eine Abkehr von den Lehren nach dem Zweiten Weltkrieg und eine Untergrabung des im Grundgesetz verankerten Asylrechts. Ausgelöst durch ihr Versagen in der Flüchtlingspolitik führten die europäischen Länder 1951 mit gutem Grund ein individuelles Asylrecht für jeden Menschen ein, der in seinem Heimatland bedroht wird. Dieses wichtige gemeinsame Abkommen, besser bekannt als „Genfer Flüchtlingskonvention“, wird nun mutmaßlich durch die Europäische Union abgeschafft.

Dagegen gilt es aufzustehen! Denn auch heute gibt es wieder Krieg in Europa und seinen Nachbarregionen. Wir dürfen nicht zulassen, dass Menschen – Frauen, Kinder und Männer – in haftähnlichen Lagern festgehalten und an der Aus- bzw. Einreise gehindert werden! Diskussionen über Länder wie die Türkei oder Tunesien als vermeintlich sichere Drittstaaten, ignorieren, was Geflüchtete dort erwartet, zwei Beispiele: Tunesien lässt geflüchtete Menschen in der Wüste verhungern und verdursten. Die Türkei beutet Geflüchtete als billige Arbeitskräfte aus, verweigert ihnen einen geregelten Aufenthalt oder schiebt sie einfach in ihre Herkunftsländer ab.

Setzen wir uns für unser Asylrecht ein!  Der Schutz vor politischer Verfolgung ist ein Menschenrecht! Vorurteile und Abwehr – und damit der Ausbau des Unrechts dürfen nicht gesellschaftsfähig werden! Köln ist Teil des Bündnisses der „sicheren Häfen“ und bekennt sich dazu, Geflüchtete an den europäischen Außengrenzen schnell und unbürokratisch aufnehmen zu wollen. Lasst uns verhindern, dass diese Absicht durch die Abschaffung des individuellen Rechtes auf Asyl durch die EU durchkreuzt wird.
Kommt zahlreich auf die Demo und ladet alle dazu ein. Setzen wir gemeinsam ein großes Zeichen der Solidarität mit Menschen in Not und positionieren uns gegen die europäische Abschottungspolitik! Wir sind Köln – und Köln zeigt Haltung!
„Köln zeigt Haltung“  (https://koelnzeigthaltung.org/) ist ein Bündnis Kölner Initiativen, darunter die Caritas Köln und Einzelpersonen und bezieht Stellung zur Unterstützung von Geflüchteten in herausfordernden Situationen gegenüber der Kölner Stadtgesellschaft und gegenüber Politik und Behörden.


Svenja Mattes/
Leitung Fachdienst Integration und Migration im Caritasverband Köln

Queere Pflege im Alter in der Caritas Köln

Weithin sichtbar wehen Regenbogenfahnen vor den Caritas-Altenzentren in Ehrenfeld und Rodenkirchen. In diesen zwei von insgesamt sieben Pflegeeinrichtungen in Köln legt die Caritas einen besonderen Schwerpunkt auf queere Pflege. „Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung ausgegrenzt wurden oder das nicht offen leben konnten, werden im Alter oft von schmerzhaften Erinnerungen eingeholt. In unseren Altenzentren leben viele queere Menschen. Die meisten scheuen sich aber immer noch, sich gegenüber Mitbewohner*innen zu offenbaren. Sie fürchten, erneut abgelehnt zu werden.“ sagt Ulrich Schwarz, Leiter Leistungsbereich Stationäre Pflege in der Caritas. Gemeinsam mit Kolleg*innen hat er einen Leitfaden „Queere Pflege im Alter“ (Link zum Nachlesen: https://bit.ly/3PKEe3L) erstellt, in dem Standards für alle Mitarbeitenden, Bewohner*innen, Angehörige und Interessierte nachzulesen sind und das bedingungslose Eintreten der Caritas für Vielfalt beschrieben ist. Als direkte Ansprechpartner*innen gibt es in den Altenzentren Diversitäts-Beauftragte für alle Themen und Fragen der Bewohner*innen und Angehörigen.

Eines der regelmäßigen Angebote ist ein „Senioren-Stammtisch für Queere und Freunde“ mit Filmen, Disco, Kunstausstellungen und Austausch. „Queere Menschen sollen bei uns in den Pflegeeinrichtungen einen sicheren Raum finden, in dem sie ohne Angst vor Diskriminierung ihr Leben gestalten und an der Gesellschaft teilhaben können.“ so Schwarz. „Und für alle in der Stadt sichtbar, haben wir uns für Menschenrechte und Vielfalt bei der diesjährigen CSD-Parade eingesetzt.“ 170 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende aus der Pflege, Angehörige und Bewohner*innen der Altenzentren sind mitgegangen.

Auch Markus R. (79, Name geändert), der seit 4 Jahren im Rodenkirchener Altenzentrum St. Maternus lebt, war dabei: „Es war heiß und anstrengend, aber das waren liebe Leute, die uns zugejubelt haben. So viele Menschen habe ich noch nie gesehen.“
Er schätzt die verständnisvollen Gespräche, die er regelmäßig mit einem Mitarbeiter der Sozialen Betreuung im Altenzentrum führt. „Es tut mir gut, mit jemandem über meine Erinnerungen reden zu können. Ich muss nicht mehr verstecken, dass ich Beziehungen zu Männern hatte.“

Leonardo Martinez (89) Vorsitzender des Heimbeirats in St. Maternus begrüßt die „Queere Pflege“: „Die Regenbogenfahne, die Teilnahme am CSD, die Plakate zum Queeren Seniorenabend, all das hilft, dass sich die Menschen trauen und sich öffnen. Schließlich ist das hier ja eine Vorstufe, der Tod ist uns so nah. Da ist es wichtig, dass Wunden der Vergangenheit angesprochen werden und heilen können. Grundsätzlich funktioniert ein Zusammenleben im Altenzentrum nur mit sehr viel Toleranz, das ist für mich eine wichtige Grundlage.“

Ulrich Schwarz räumt ein, dass der eingeschlagene Weg, „Queere Pflege im Alter“, nicht allen in einem katholischen Wohlfahrtsverband wie der Caritas gefällt. „Es gibt natürlich auch konservative Menschen unter den Bewohner*innen und Mitarbeitenden, die sich bewusst für ein Haus der Caritas entschieden haben und Probleme im Umgang mit queeren Mitbewohner*innen haben. Wir haben gerade erst mit diesem Prozess angefangen, es braucht Zeit und Überzeugungsarbeit, um bei allen Verständnis zu wecken.“

Heute ist es wichtig, um gesellschaftliche Akzeptanz für „Queere Pflege im Alter“ zu werben. Das Klima wird rauer, homophobe Einstellungen und Hass-Kommentare haben nicht nur auf Social Media Konjunktur. Auch innerhalb der Kirche sorgt der Umgang mit queeren Menschen zu vielen Diskussionen und auch immer wieder für Schlagzeilen. Bereits seit vielen Jahren geht die Kölner Caritas mit ihrer offenen Haltung an die Öffentlichkeit. Die Broschüre „Wir leben Vielfalt“ (Link zur Broschüre: https://shorturl.at/ehDIU) macht eindeutig klar, dass alle Menschen als Mitarbeitende, Bewohner*innen, Klient*innen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung und Herkunft in der Caritas willkommen sind. Bei der Bewegung #Out in Church, in der sich queere Mitarbeitende für eine Kirche ohne Angst einsetzen, war die Caritas unter den Erstunterzeichnenden.

Marianne Jürgens/Leitung Öffentlichkeitsarbeit

Harald ist tot.

In Nippes war Harald (62) überall bekannt. Mit seinem Plüschtier „Bernie“ im Arm war er immer vor seiner Haustür anzutreffen.
Die Nachricht von seinem plötzlichen Tod im Krankenhaus hat seine Nachbarschaft in Nippes sehr bewegt. An seinem Wohnhaus ist eine kleine Gedenkstätte mit Blumen und Kerzen entstanden. Sogar ein Brief und eine Zigarre kleben an der Hauswand. Express und der Kölner Stadt-Anzeiger berichteten.

Auch Frank Schomaker und Roman Weyers, Leiter des Begleiteten Wohnens im Kölner Caritasverband, und seine Kolleg*innen trauern um ihn. 13 Jahre haben Schomaker und weitere Mitarbeitende Harald viermal in der Woche besucht und in lebenspraktischen Dingen unterstützt. Unzählige Gespräche gehörten dazu. Manchmal waren seine sozialen Kontakte Thema, und wie Reaktionen und alltägliche Erlebnisse richtig einzuordnen sind. Mit einer zusätzlichen Rechtlichen Betreuung des SKM zur Geldeinteilung, dem Pflegedienst und der hauswirtschaftlichen Unterstützung vom Caritasverband gelang es Harald, selbstständig in seiner eigenen Wohnung zu leben.
Auf dieses Ziel hatte er lange hingearbeitet. Vorausgegangen war eine Odyssee als Jugendlicher durch verschiedene Jugendhilfeeinrichtungen. Als Erwachsener lebte er viele Jahre im Caritas-Wohnhaus Gut Pisdorhof für Menschen mit geistiger Behinderung.

„Harald hatte Strahlkraft, er war ein absolut empathischer Mensch, der ohne Scheu auf die Menschen zugegangen ist und sie auf der Straße persönlich begrüßt hat. Manche haben sich auf ein Gespräch mit ihm eingelassen und so auch mal einen anderen Blick auf einen besonderen Menschen bekommen.“ beschreibt Schomaker seinen Klienten.

Meistens wird in der Begleitung eines Klienten nach ein paar Jahren intern gewechselt. Die Dauer von 13 Jahren, in denen Schomaker die Fachleistungsstunden bei Harald übernommen hat, sind eher die Ausnahme. „Eine professionelle Distanz zu wahren, ist wichtig, um wirklich gut helfen zu können“, sagt Schomaker. „Aber es geht ja immer um die direkte Arbeit mit Menschen, und natürlich entsteht eine Beziehung. Die Klient*innen wachsen mir und meinen Kolleg*innen auch ans Herz. Wenn jemand verstirbt, bedeutet das für uns ebenfalls Trauerarbeit und Loslassen. Haralds Tod hat mich und uns zum Nachdenken gebracht. Wir planen in unserem Team eine Abschiedsfeier für ihn“, erzählt Schomaker. „Im Caritasverband gibt es für uns Mitarbeitende den Kollegen Tim Schlotmann für Seelsorge. Mit ihm konnte ich über alles sprechen. Er wird den Abschied von Harald mitgestalten.“

Frank Schomaker (Foto links) leitet gemeinsam mit seinem Kollegen Roman Weyers (rechts) das Begleitete Wohnen (WiV) der Caritas.

Zurzeit werden 75 Personen von 18 bis rund 60 Jahre und sehr unterschiedlichem Hilfebedarf mit jeweils durchschnittlich drei Fachleistungsstunden in der Woche unterstützt. Im Team Begleitetes Wohnen arbeiten 21 Personen (Heilerziehungspfleger*innen, Sozialarbeiter*innen und studentische Mitarbeitende). Die Hilfe umfasst alltagspraktische Themen, aber auch Termine beim Amtsgericht, Begleitung zu Ärzt*innen und Gespräche zur „Psychohygiene“.
„Gemeinsam erstellen wir Hilfepläne und legen Ziele fest. Unsere Arbeit wird nie langweilig. Wie haben es schließlich mit sehr unterschiedlichen und besonderen Menschen und ihren ganz persönlichen Anliegen zu tun. Ich liebe an meiner Arbeit vor allem, dass sie so abwechslungsreich ist.“ meint Schomaker.

Weitere Informationen zum Begleiteten Wohnen der Caritas Köln gibt es unter diesem Link: https://shorturl.at/tX256

Marianne Jürgens/Leitung Öffentlichkeitsarbeit

Mit Caritas international in Tadschikistan

18 Caritas-Mitarbeitende aus ganz Deutschland auf Projektreise mit Caritas international in Tadschikistan: Als wir am ersten Abend nach Ankunft  durch die tadschikische Hauptstadt Dushanbe spazieren, können wir uns noch gar nicht vorstellen, dass Tadschikistan eines der ärmsten Länder unter den ehemaligen Sowjetrepubliken ist. Die repräsentativen Bauten in der Nähe des Präsidentenpalastes bilden einen Kontrast zur Armut und dem Unterstützungsbedarf , die wir in den nächsten Tagen bei Hausbesuchen erleben.

Einladung zum Tee bei Mashhura zuhause

In Vahdat, 30 km von Dushanbe entfernt, besuchen wir die 25-jährige Mashhura, sie hat von Geburt an eine schwere Zerebralparese. Hier empfängt uns die Großfamilie mit offenen Armen und lädt uns zum Tee ein.  Mashhura freut sich über unseren Besuch und strahlt uns an. Niso, ihre alleinerziehende Mutter, erzählt von den schweren ersten Jahren. Kinder mit Behinderung werden oft zu Hause versteckt. Es fehlt das Wissen, sie zu fördern und sie so zu akzeptieren, wie sie sind. Niso erfuhr vom Projekt der Caritas-Partnerorganisation Durakshon, als ihre Tochter 11 Jahre alt war. Mit Hilfe der Rehabilitation und Förderung lernte Mashhura während des Projektes viele Alltagskompetenzen wie Waschen und Anziehen. Das Projekt stellte auch den Kontakt zu einem Privatlehrer her, der Mashhura mit staatlicher Finanzierung bis zur 9. Klasse mit einem vereinfachten Programm zuhause unterrichtete.
Für ihre Mutter Niso war das von Caritas international geförderte Projekt die große Chance. Sie fand aus ihrer Depression und Ohnmacht heraus, absolvierte alle angebotenen Schulungen. Inzwischen ist sie selbst Sozialarbeiterin und koordiniert die Soziale Arbeit mit Kindern mit Behinderung und auch Senioren als stellvertretende Leiterin der NGO Durakhshon. „Eltern sind die größte Stütze für die Rehabilitation. Ich zeige den Familien, wie sie mit solchen Kindern richtig umgehen, sie fördern, mit ihnen unter die Leute gehen und in Kontakt kommen.“ sagt sie.
Wenn die Kinder 18 werden, endet die Projektförderung. Danach haben sie kaum eine Perspektive. Auch Niso ist beim Blick in die Zukunft für ihre Tochter bedrückt und ratlos. Mashhura hat noch Glück und den Rückhalt in der Großfamilie. Als gelernte Physiotherapeutin unterstützt die Großmutter ihre Enkeltochter mit Übungen. Und die Familie macht mit ihr Ausflüge und fördert ihre Interessen wie Musik und Malen.

Ibrohimek hat ein Start up für Handy-Reparatur gegründet.

Ortswechsel: Parvina Tadjibaeva, Leiterin des Länderbüros Caritas Deutschland in Tadschikistan ist sich der Problematik für junge Erwachsene mit Behinderung bewusst. Ausgehend von einem Sozialzentrum der Gemeinde in einem Bergdorf in Ayni hat die Caritas neben der Förderung von Familien mit Kindern mit Behinderung auch ein Programm für junge Erwachsene mit Handicaps aufgelegt. Nach Workshops, die zur Gründung von Kleinunternehmen befähigen, waren 78 junge Menschen eingeladen, ihre Start up-Ideen zu präsentieren. 10 von ihnen wurden ausgewählt und finanziell bei der Gründung unterstützt. Einer von ihnen ist Ibrohimek, der sehbehindert ist. Er repariert Handys. Inzwischen leitet er auch eine Dependance der örtlichen Telefongesellschaft: „Ohne die Förderung hätte ich keine Perspektive gehabt. Jetzt bin sehr zufrieden und stolz, meine Geschäfte laufen gut.“

Parvina Tadjibaeva, Leiterin des Länderbüros von Caritas Deutschland in Tadschikistan

Parvina Tadjibaeva (Leiterin des DCV-Länderbüros in Tadschikistan), organisiert für uns nicht nur die Kontakte zu den sozialen Projekten. Sie bringt uns auch das Leben hier näher, die Kultur, die Gewohnheiten, das Essen …
Wir sind berührt von der Gastfreundlichkeit, und wie warmherzig und offen alle Menschen zu uns sind, denen wir begegnen.

Gastfreundschaft: Einladung zum traditionellen Essen

Eine Sozialarbeiterin lädt unsere gesamte Gruppe zu einem wunderbaren Festessen mittags bei ihrer Familie ein. Und nicht nur das. Nach dem gemeinsamen Essen des erfrischenden Traditionsgerichtes Kurutob mit selbst gebackenem Brot darf das traditionelle Tänzchen nach dem Essen nicht fehlen, das alle strahlen lässt.

Nationalgericht Palov

Abends öffnet ein weiterer Kollege sein Haus für uns, verwöhnt uns mit köstlichem Palov und lädt einen Musikerfreund aus St. Petersburg, der für uns auf der Gitarre spielt.


Einblicke in die Seniorenarbeit:
Im Zentrum der NGO Durakhshon tagt der Seniorenclub. Ältere Frauen und Männer, die Jahrzehnte noch in Zeiten der Sowjetrepublik gearbeitet haben und viele Kompetenzen mitbringen, kommen hier zusammen. Da sind der Theater-Musiker, der Arzt und Therapeut, der lange Jahre eine Klinik leitete, die Druckerin, die Physiotherapeutin und eine Seidenraupenzüchterin. In wöchentlichen Treffen bereiten sie ein Projekt mit dem Ziel einer besseren Integration älterer Menschen in die Gesellschaft vor. 2024 wird es starten und ist von Caritas Deutschland finanziert. Die Senior*innen überlegen, welche Freizeitaktivitäten ankommen und womit sich andere ältere Menschen aktivieren lassen. Das können gemeinsames Nähen, Backen, Schach, Gymnastik und Tanzen sein.

Seniorenclub im Tageszentrum der Caritas-Partnerorganisation Durakhshon

Im Austausch werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der sozialen Arbeit deutlich. Die Projektidee ist sehr ähnlich wie die SeniorenNetzwerke in Köln. Ich berichte von der Nachbarschaftshilfe Kölsch Hätz, die der großen Einsamkeit älterer Menschen in der Stadt entgegenwirkt. Die Seniorinnen und Senioren können nicht verstehen, dass Nachbarschaftshilfe wie bei uns in Deutschland gesteuert werden muss. In Tadschikistan ist es selbstverständlich, dass sich Nachbarn umeinander kümmern und täglich nach einem schauen. Und selbst wenn Kinder wegen der Arbeit migrieren, bleibt immer noch ein Kind zuhause, um den alten Eltern zu helfen. Wenn das nicht möglich ist, wird täglich per Video mit den Kindern im Ausland telefoniert.

Begegnungen im Pflegeheim Batosh

 

 

 

 

 

 

Besuch des staatlichen Pflegeheims „Batosh“ in Tursunzade: Hier leben rund 220 ältere Menschen und Erwachsene mit Behinderung jeden Alters, aber auch Menschen, die von Obdachlosigkeit bedroht waren. Ihnen stehen Einzelzimmer oder als Ehepaare Doppelzimmer zu Verfügung. Zusätzlich sichert ein eigener landwirtschaftlicher Betrieb die Selbstversorgung des Hauses mit Lebensmitteln. Caritas fördert Schulungsprogramme des Personals in Rehabilitationsmaßnahmen, u.a. Physiotherapie. Im Gespräch erzählen uns die Bewohner*innen ihre Lebensgeschichten und wie sie ihre Zeit verbringen. Der Direktor führt uns durchs Haus und ist stolz auf die Komplettversorgung der Menschen. Ein russisches Ehepaar ist nach dem Bürgerkrieg wohnungslos geworden. Bereits mit 50 Jahren sind sie daraufhin in Batosh untergebracht worden. Gerne hätten sie noch gearbeitet, aber das war nicht erlaubt. Jetzt ziehen sich die Tage ohne Beschäftigung in die Länge. Auch die Unterbringung der jungen Erwachsenen mit Behinderung werfen bei uns Fragen auf. Wir sprechen mit einer jungen schwangeren Frau. Sie hat bereits eine sechsjährige Tochter, die bei ihrer Schwester aufwächst, so wird es auch beim nächsten Kind sein. Die Kinder dürfen nicht bei ihr im Heim leben.

„Tadschikistan – wo liegt das eigentlich?“
Diese Frage wird mir immer wieder gestellt. Ein paar Fakten zum Land: Tadschikistan grenzt an China, Afghanistan, Usbekistan und Kirgistan. Die Hauptstadt Dushanbe, Sitz des Präsidenten, ist mit einer Million Einwohner*innen so groß wie Köln (Gesamteinwohnerzahl: 8 Millionen). Dushanbe schillert, blinkt und strahlt in seiner opulenten Pracht.

Prunkvolles Großes Teehaus in Dushanbe

Fahrt durchs Hochgebirge

Auch wenn die Prunkbauten in der Hauptstadt es nicht vermuten lassen: Tadschikistan ist das ärmste Land unter den ehemaligen Sowjetrepubliken, nach einem Bürgerkrieg ist das Land seit 1991 unabhängig und eine Präsidiale Republik unter Präsident Rahmon. Im Stadtbild ist er mit seinem Konterfei an vielen Gebäuden omnipräsent.
Einen Kontrast bilden die Überlandfahrten durch hohe, karge Berge. 93 % der Fläche ist Gebirge. Auf den Autostraßen laufen immer wieder Ziegen und Kühe.  Tadschiken ziehen mit ihren Lasteneseln vorbei. Wir besuchen Bergdörfer, in denen nicht alle Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser hatten und jetzt mit einem Quellwassersystem dank Spendengeldern von Caritas international Abhilfe geschaffen wird.

Ein großes Problem in Tadschikistan ist die Arbeitsmigration. Viele junge Menschen finden keine berufliche Perspektive. Ein Drittel der jungen Erwerbstätigen geht als Arbeitsmigranten überwiegend nach Russland. Familien zerbrechen, es gibt mehr allein lebende, einsame ältere Menschen, die mit ihrer niedrigen Rente ihr Leben nicht finanzieren können.

NGO’s versuchen, mit Pilotprojekten dagegen zu steuern: Nicht nur junge Erwachsene mit Handicap erhalten die Chance durch Spendengelder, ein kleines Geschäft zu gründen. Auch die NGO Zumrad fördert junge Erwachsene, vor allem Waisen, mit Unterstützung der Caritas, ein Start up zu gründen und sie so im Land zu halten.

Austauschtreffen mit Caritas-Kolleg*innen aus Tadschikistan im Caritas-Büro in Dushanbe

Expertenaustausch: Thema ist der Aufbau einer Struktur sozialer, pflegerischer und medizinischer Berufe in Tadschikistan mit den Caritas-Kolleg*innen vor Ort. Wir verstehen im Laufe der Diskussion, wie sehr sich die Berufsbilder mit Ausbildungswegen in Deutschland von den bestehenden in Tadschikistan unterscheiden. Das zeigt sich u.a. beim Verständnis von Sozialer Arbeit. Sozialarbeiterinnen in Tadschikistan haben nicht wie in Deutschland ein Studium absolviert sondern sind ungelernte Kräfte, deren Hilfe Haushaltstätigkeiten wie Putzen, Kochen, Einkaufen umfasst. Caritas legt daher Schulungsprogramme auf, um die Mitarbeitenden der staatlichen Organisationen zu  qualifizieren. Auch wenn das Fachwissen bei den Sozialarbeiterinnen noch fehlt: Was wir vor allem bei unseren Hausbesuchen mitnehmen und bei uns in Deutschland oft fehlt, ist die große Warmherzigkeit, die die Mitarbeitenden den älteren, kranken Menschen entgegenbringen. Sie nehmen sie in den Arm, trösten sie, hören ihnen zu, sind einfach für sie da.

Tanzen geht immer.

Erfüllt von den vielen Begegnungen und Eindrücken geht es nach acht Tagen wieder nach Hause. Wenn ich an die Menschen und ihre Gastfreundschaft denke, geht mir immer wieder das Herz auf. Das sind viele Erinnerungen, beispielsweise an den Bewohner eines armen Bergdorfes, der aus Dankbarkeit für die Caritas-Unterstützung ein Schaf für uns schlachten möchte, an die vielen freundlichen Menschen mit ihrer Hilfsbereitschaft, egal wo wir hinkommen.
Und was Parvina mit ihrem Team von insgesamt 10 Mitarbeitenden, ausgehend vom Caritas-Büro in Dushanbe in Tadschikistan und länderübergreifend leistet, ist einfach großartig. Sie erkennen den Bedarf an sozialer Arbeit und Unterstützung, entwickeln die passenden Konzepte und setzen sie mit großem diplomatischem Geschick auch in Kooperation mit staatlichen Stellen und dank eines breiten Netzwerkes um.

Für diese wichtige Arbeit sind Spenden immer willkommen:
Caritas international
IBAN: DE88 6602 0500 0202 0202 02
BIC: BFSWDE33KRL
Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe

Marianne Jürgens/Öffentlichkeitsarbeit Caritasverband Köln

Menschenwürde kennt nicht zweierlei Maß – Asylbewerberleistungsgesetz abschaffen!

 

Als Caritas Köln unterstützen wir gemeinsam mit 61 weiteren Organisationen den Appell für gleiche Rechte auf Sozialleistungen für alle in Deutschland lebenden Menschen, ohne diskriminierende Unterschiede:

Gemeinsames Statement von 61 Organisationen

Es gibt nur eine Menschenwürde – Asylbewerberleistungsgesetz abschaffen!

Viele Geflüchtete erhalten zum Leben lediglich Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz – und damit weniger als das neue Bürgergeld, das laut Gesetz das menschenwürdige Existenzminimum sicherstellen soll. Aber die Menschenwürde kennt nicht zweierlei Maß. Menschenrechtsorganisationen, Wohlfahrtsverbände und Anwält*innenverbände fordern gleiche Standards für alle: Das Asylbewerberleistungsgesetz muss abgeschafft werden. Die Betroffenen müssen in das reguläre Sozialleistungssystem eingegliedert werden.

Seit dem 1. Januar 2023 erhalten materiell bedürftige Menschen in Deutschland das sogenannte Bürgergeld. Das Bürgergeld tritt an die Stelle der bisherigen Hartz-IV-Leistungen. Geflüchtete wurden dabei allerdings nicht mitgedacht: Denn wie schon bei Hartz IV bleiben asylsuchende und geduldete Menschen auch vom Bürgergeld ausgeschlossen. Statt des regulären Sozialrechts gilt für sie das Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG).

Weiterlesen

Offen geht – Es muss gehen!

von Susanne Rabe-Rahman/Perspektivberatung für Flüchtlinge der Caritas Köln

#offen geht. So lautet das Motto der diesjährigen Interkulturellen Woche, dass sehr gut zum Tag des Flüchtlings in dieser Woche am 01.10.2021 passt!

#offen geht – in Köln haben wir die „Interkulturellen Woche“ schon lange zu einem „Interkulturellen Jahr“ gemacht… Aber in der Flüchtlingspolitik braucht es aktuell länger, eine viel zu lange Zeit, Verschlossenheit zu überwinden. Wir denken aktuell insbesondere an die Zustände an den Grenzen – zwischen Polen und Belarus, zwischen USA und Mexiko, zwischen Türkei und Griechenland, zwischen Afghanistan und Pakistan, zwischen Meer und Land.

#offen geht! Stoppt die Kriminalisierung der Rettung von Menschen aus dem Mittelmeer! Stoppt die illegalen Push Backs an den Grenzen! Nehmt Geflüchtete und Schutzsuchende auf, statt sie zum Spielball politischer Interessen zu machen! Es sind Menschen! Sie haben das gleiche Recht zu leben wie wir! Weiterlesen

Europa, das bist Du nicht!

Gastbeitrag von Susanne Rabe-Rahman/Leiterin der Caritas-Perspektivberatung angesichts der humanitären Katastrophe an der türkisch-griechischen Grenze und in griechischen Flüchtlingslagern 

Noch während wir uns – teilweise zu Recht, teilweise auch völlig übertrieben – Sorgen darüber machen, ob das Coronavirus uns, Verwandte oder Bekannte, das Gesundheitssystem oder das Wirtschaftssystem verletzten oder durcheinander bringen könnte, sterben an den europäischen Grenzen weiterhin, wieder, erneut Geflüchtete, die leider nicht mehr nur „Spielball“ politischer Interessen sind, sondern inzwischen auch als Munition genutzt oder von solcher getroffen werden. Weiterlesen