Gastbeitrag von Mona Lachmann, Praktikantin im Vorstandsreferat:
Wohnraumproblematik in Köln: Als Metropole und Universitätsstadt ist Köln attraktiv für Menschen jeglichen Alters. Bemerkbar macht sich dies in vielen Bereichen: Die Straßenbahnen sind voll, im Kernstadtgebiet sind Parkplätze Mangelware, es gibt wenig Pflegekräfte, wenig Kita-Plätze, kurzum: Die Stadt wächst stetig. Gleichzeitig ist Lage auf dem Immobilienmarkt zunehmend dramatisch. Wohnraum in Köln ist mehr als knapp, vielleicht haben Sie dies auch schon am eigenen Leib erfahren.
Wer in Köln eine Wohnung oder ein Zimmer finden will, muss Geduld und/oder einen großen Geldbeutel mitbringen, denn in Köln fehlen rund 60.000 Wohnungen. Auch wenn viel neu gebaut wird, entspricht dieser Wohnraum nicht immer unbedingt dem Budget eines Normalverdieners und ist in den meisten Fällen auch nicht barrierefrei. Wohnungsnot ist nicht mehr nur ein Problem von einkommensschwachen Mitbürger*innen, sondern auch von Vollzeit arbeitenden Normalverdienenden. Gemeint sind damit die klassischen „Leistungsträger*innen“, die Menschen, die unsere Gesellschaft stützen, z.B. Polizist*innen, Feuerwehrleute, Erzieher*innen, Lehrer*innen und viele weitere Menschen aus der Mittelschicht. Sie alle eint ein Schicksal: Wohnraum in der Großstadt ist nahezu unerschwinglich geworden, insbesondere noch dann, wenn eine kleine Familie auf der Suche nach einer Mietwohnung ist. Aus Sicht der Caritas ist das ein unerträglicher Zustand. Dieser Trend zeigt sich derweil nicht nur in Köln, sondern auch in nahezu allen Großstädten Deutschlands. Ein Skandal ist es zudem, dass das Thema von der Politik auf allen Ebenen immer noch stiefmütterlich behandelt wird, obwohl der Druck von Mietervereinen, Kirchen und örtlichen Initiativen stark ist, sich mit Lösungsansätzen zu beschäftigen.
Für die Caritas hat das Thema also große Priorität: Zwar ist im Grundgesetz das Recht auf Wohnen nicht explizit beschrieben, es besteht also faktisch kein durchsetzbarer rechtlicher Anspruch, obwohl die SPD und auch die Linke mehrfach auf eine Grundgesetz-Ergänzung dieser Art gedrängt hatten. Dennoch ist der Staat, und damit sind alle Ebenen von der Kommune bis zur Bundesregierung gemeint, auf Basis des Sozialstaatsprinzips des Grundgesetzes regelungs- und gestaltungsbeauftragt. Die Grundvoraussetzungen für ein menschenwürdiges Leben und die Schaffung von gleichwertigen Lebensverhältnissen müssen also vom Staat gesichert werden und diese umfassen aus Sicht der Caritas ebenfalls das Wohnen. Wenn es sich viele Mitbürger*innen aufgrund zu hoher Mietpreise nicht mehr leisten können, in Köln, also in der Stadt zu leben, birgt das auch sozialen Sprengstoff: Nicht nur schreitet die Gentrifizierung mehr und mehr voran, bekannte soziale Problemlagen verschärfen sich und auch das Vertrauen in die Gesellschaft und die Demokratie nimmt Schaden. „Nebenbei“ steigen auch die Sozialausgaben des Staates, sind doch zunehmend mehr Menschen auf Leistungen oder Hilfen angewiesen, als wären Maßnahmen zur Bekämpfung der Wohnungsnot ergriffen worden.
Um auf diese Problemlage aufmerksam zu machen und das Thema im Bewusstsein der politisch Handelnden zu halten, beteiligt sich der Caritasverband für die Stadt Köln unter anderem an der Initiative „Wir wollen Wohnen!“, die gemeinsam mit dem Mieterbund, dem Deutschen Gewerkschaftsbund, weiteren Sozialverbänden und Initiativen ins Leben gerufen wurde. Die Initiative soll deutlich auf die Missstände in unserer Stadt aufmerksam machen, diese anprangern und die Landesregierung zum Handeln bewegen, um die Wohnungssituation in Köln zu verbessern. Am 06.04.2019 findet im Rahmen dieser Initiative eine Veranstaltung in der Kölner Innenstadt statt, zu deren Teilnahme Sie herzlich eingeladen sind. Weitere Informationen und Details finden Sie in Kürze auf all unseren Kanälen.