Ludger Hengefeld ist Leiter der Stabsabteilung Engagement und Zivilgesellschaft
Das Tafelmodell zieht weitere Kreise. Neben Kinder-, Tier-, Medikamenten-, Sport- und Kleidertafeln ist jetzt auch Kultur nach dem Tafelmodell im Angebot.
Überzählige nicht verkaufte Eintrittskarten für kulturelle Veranstaltungen können im Sinne der Resteverwertung an Bedürftige weitergegeben werden. Dafür gibt es jetzt in Köln die Kulturliste, einen Verein, der sich diese Weitergabe zum Ziel gemacht hat.
Das ALG II – Budget, in dem 40,20 € für Freizeit, Kultur und Unterhaltung im Monat vorgesehen sind, wird so entlastet. Das soziokulturelle Existenzminimum erhöht sich nach Bedarf und nach Geschmack des Einzelnen. Das nutzt den Betroffenen.
Und schadet der Gesellschaft: Die Parallelwelten entwickeln sich weiter und werden (all)umfassend.
Die einen beteiligen sich am normalen Warenaustausch, weil sie durch ihren Verdienst dazu in der Lage sind.
Die anderen leben vom ALG II und dem, was wie Brosamen vom Tisch der Reichen hinunterfällt.
Die Zwei-Klassen-Gesellschaft wird institutionalisiert. Sie erscheint perfekt, wird zunehmend unhinterfragbar und – alternativlos.