Kinderarmut ist gerade ein viel diskutiertes Thema.
Die Zahlen sind alarmierend: UNICEF spricht in seiner aktuellen Studie von 2,5 Mio. Kindern in Deutschland, die von Armut bedroht sind.
Kinderarmut macht auch vor Köln nicht halt. Hier lebt jedes vierte Kinder in Armut, das sind 30.000 Kinder. Gerade haben Caritas und Kath. Bildungswerk eine Podiumsdiskussion zu den “gesundheitlichen Risiken und Nebenwirkungen von Kinderarmut in Köln” im Domforum veranstaltet.
Die Folgen von Armut bei Kindern zeigen sich in psychischen Auffälligkeiten, häufigen Infektionen, chronischen Erkrankungen. Am Karieszustand lassen sich die Einkommensverhältnisse der Familien ablesen.
Arme Familien: – Kinder sind als Schwächste der Gesellschaft immer besonders hart betroffen. Gerade bin ich aus Bethlehem zurück gekommen. Als Christen ist uns Bethlehem als Geburtstadt von Jesus und die Geburtskirche als Pilgerstätte bekannt. Die Kleinstadt mit etwa 30.000 Einwohnern liegt mitten im palästinensischen Autonomiegebiet, umgeben von einer 8 Meter hohen Mauer, Wachtürmen und Checkpoints. Die wirtschaftliche Situation für die Palästinenser wird immer prekärer, 46 Prozent der Haushalte im Westjordanland leben unterhalb der Armutsgrenze.
Hier liegt das Caritas Baby Hospital gleich an der Mauer, – eine Oase der Hoffnung für die palästinensischen Familien.
Mitarbeiter Reto Mischler erzählt mir im Gespräch, dass die typischen Armutskrankheiten wie zum Beispiel Durchfallerkrankungen, mit denen die Kinder ins Hospital gebracht werden, häufig lebensbedrohliche Ausmaße annehmen. Oft kommen die Kinder zu spät ins Hospital, die Familien müssen lange, beschwerliche Wege zurücklegen, und die schlechten hygienischen Bedingungen beschleunigen den Krankheitsverlauf.
Nicht nur die Krankheitssymptome der Kinder werden im Hospital fachmännisch behandelt. Sozialarbeiter arbeiten eng mit Ärzten und Pflegepersonal zusammen und unterstützen die Familien im Hospital und zu Hause bei Fragen, die über die medizinische Betreuung hinausgehen. In der Mütterschule schulen Mütterberaterinnen im richtigen Umgang mit dem Kind und vermitteln Wissen zu Geburtenregelung, Ernährung und Hygiene. In der Regel bleiben die Mütter während des Krankenaufenthaltes rund um die Uhr bei ihren Kindern. Bis zu 30.000 Kinder werden hier jährlich ambulant behandelt, rund 4800 im Jahr stationär aufgenommen. 97% der jährlichen Kosten werden durch Spenden und Stiftungen, 3 % über die (geringen) Patientengebühren gedeckt. Besonders arme Familien werden kostenfrei behandelt. Für palästinensische Familien gibt es keine gesetzlichen Krankenversicherungen. Sich privat zu versichern ist teuer und können sich die meisten nicht leisten.
Eine Insel des Friedens, – so erlebe ich das Hospital mit seinen wunderbar gepflegten Blumenrabatten, als ich das Gelände betrete. Umso mehr, nachdem mir zuvor eine Demonstration von aufgebrachten palästinensischen Jugendlichen begegnet ist. Ich erfahre, dass an diesem Tag, dem 15. Mai, die Palästinenser den Trauertag Nakba begehen. Das ist der Tag, an dem sie sich an die Vertreibung durch die Israelis und deren Unabhängigkeitserklärung erinnern.
Kurze Zeit später eskaliert die Demonstration, die Jugendlichen sind zur Mauer in der Nähe des Hospitals gezogen, sie werfen Steine. Israelische Soldaten schießen auf die Jugendlichen… So erzählt es uns der palästinensische Taxifahrer, als wir mit ihm zum Hospital fahren möchten. Er ist außer sich, alle Straßen um das Hospital sind gesperrt, Verkehrschaos. Schließlich gelangen wir doch auf Umwegen dorthin. Aber das ist wieder eine andere Geschichte…
Der Artikel zeigt sehr treffend, dass Kinderarmut keinesfalls nur ein Kölner Problem ist.
Die Zahlen sind alarmierend und erschreckend zugleich. Es bleibt nur zu hoffen, dass Kinderarmut ab sofort härter bekämpft wird.