Brandanschlag auf Asylbewerberunterkunft – Ist Tröglitz überall?

Aufgrund des hinterhältigen Brandanschlags auf die geplante Asylunterkunft in Tröglitz fragt sich die gesamte online- und offline-Gemeinde in Deutschland, ob „Tröglitz“ überall oder doch nur in Sachsen-Anhalt sein kann.
Der Sache dient nicht, daraus einen Ost-West-Konflikt zu machen. Auch finde ich es alles andere als beruhigend, dass „Tröglitz“ unverdientermaßen als vermeintliches Synonym für Fremdenfeindlichkeit, wenn es nicht in Sachsen-Anhalt liegen würde, reintheoretisch überall in Deutschland sein könnte. Soll das trösten? Ich will überhaupt kein zweites „Tröglitz“: weder im Westen noch im Osten. Ich würde viel lieber ohne jedes „Tröglitz” leben wollen. Weiterlesen

Ungeschützt: Wer kontrolliert die Kontrolleure?

Unhaltbare, diskriminierende und menschenverachtende Zustände in Flüchtlingsunterkünften, u.a. in Nordrhein-Westfalen, haben in diesen Tagen zurecht für Aufregung und im wahrsten Sinne des Wortes für “Schlag”-Zeilen gesorgt. Beruhigend, dass die Politik gleich reagiert und, wie so oft in diesen Fällen, rückhaltlose Aufklärung fordert und verspricht, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Unfassbar und unverzeihlich, dass es überhaupt zu solchen Situationen kommt. Weiterlesen

Weltflüchtlingstag – wie sich Kölner auf den Zuzug von Flüchtlingen in den Stadtteilen vorbereiten.

Heute ist Weltflüchtlingstag. Täglich sehen und lesen wir über neue und alte Kriegs-und Krisenherde weltweit. Täglich steigt die Anzahl der Flüchtlinge, die Köln zugewiesen wird, auch wenn es nur ein kleiner Teil der weltweiten Flüchtlingsbewegungen ist, der in Deutschland ankommt. Europa schottet sich nach wie vor ab, den wesentlichen Anteil haben die jeweiligen Nachbarländer zu stemmen.

In Köln leben derzeit 3560 Flüchtlinge auf 1 Million Einwohner. Die Stadt hat extreme Probleme, geeignete und menschenwürdige Unterkünfte anzubieten. Händeringend werden Grundstücke in den Stadtteilen für Bebauungen oder sogenannte “temporäre” Unterkünfte gesucht. Wenn sich Hotels anbieten, greift die Stadt in der Not zu, auch wenn Hotels in der Regel nicht den Kölner Leitlinien zur Flüchtlingsunterbringung entsprechen und nach Möglichkeit vermieden werden sollten.

Zurzeit gibt es in vielen Stadtteilen Informationsveranstaltungen zu den geplanten Unterkünften. Sozialdezernentin Henriette Reker und Wohnungsamtsleiter Stefan Ferber stellen sich den Fragen und der Kritik der Bürger im Stadtteil, unterstützt durch Peter Krücker als Sprecher des Runden Tisches  für Flüchtlingsfragen.

So war ich letzte Woche in Longerich in der evangelischen Immanuelkirche, in der es um zwei neue geplante Unterkünfte ging.
Die Reaktionen und Wortbeiträge vieler Longericher haben Mut gemacht. Es scheint eine Dynamik in der Stadt zu geben, sich ein Klima zu entwickeln, in dem diejenigen zu Wortführern werden und andere mitziehen, die sich um gute Nachbarschaft bemühen und das Einleben der Flüchtlinge erleichtern möchten. Ob evangelische oder katholische Pfarrgemeinde, der Lino-Club oder der SKM und viele einzelne Bürgerinnen und Bürger: Sie warben in der Veranstaltung um eine positive Aufnahme der neuen Nachbarn und darum, gemeinsam initiativ zu werden. Weiterlesen

Wut im Bauch? Lass es raus!

Seit zwei Wochen geht Pro Köln mit ihren Wahlplakaten massiv  auf Stimmenfang – zu meinem Entsetzen und dem von vielen Bürgern und Bürgerinnen wird dabei vor allem Stimmung gegen Flüchtlinge gemacht.

Ich habe „Wut im Bauch“, wenn ich die vielen diffamierenden und herabwürdigenden Plakate von Pro Köln im Stadtgebiet sehe. Vor allem weil die Parolen eindeutige  „Aufrufe zur Gewalt“ sind.

Pro Köln ist keine „Bürgerbewegung“, obwohl sie sich selbst so definiert. Hinter dieser Maske verbirgt sich eine im Kern rassistische Partei. Sie bemüht sich gar nicht mehr, das zu verstecken. In den letzten Jahren ist die Agitation immer aggressiver geworden. Pro Köln will Stimmung auf Kosten von Geflüchteten und Verfolgten erzeugen.

Mir fällt auf, dass besonders in der Umgebung von Flüchtlingsunterkünften an fast jedem zweiten Laternenpfahl ein Pro Köln-Plakat hängt.

Pro Köln braucht diese massive Wahlwerbung, um Protestwähler an die Urnen zu locken. Sie macht sich damit Hoffnung auf einen Wiedereinzug in den Stadtrat. Schließlich sind fremdenfeindliche Ressentiments auch in der „Mitte“ der Gesellschaft verbreitet.

Ein richtiges Kommunalwahlprogramm hat sie eigentlich nicht. Ihre großen Themen sind die vermeintliche „Asylantenflut“ und „Überfremdung“. Sie tut gerne so, als würde sie die Interessen der kleinen Leute vertreten. Das passt allerdings schlecht mit einem laufenden Strafverfahren bei uns in Köln zusammen, wo derzeit mehrere Funktionäre wegen gemeinschaftlichen Betrug vor Gericht stehen. Mit Abrechnungsmanipulationen von Sitzungsgeldern sollen sie die Steuerzahler um mehrere zehntausend Euro betrogen haben.

Es gibt Leute, die sich von den rechtsextremistischen Parolen auf den Wahlplakaten angesprochen fühlen. Daher muss man den Parolen etwas entgegensetzen.
Das Bündnis „Köln stellt sich quer“ ist ein Zusammenschluss von VertreterInnen aller großen Kirchen und Religionsgemeinschaften, Gewerkschaften, demokratischer Parteien im Kölner Rat, Vereinen, Verbänden und Bürgerinitiativen. Das erklärte Ziel ist es, das demokratische und gleichberechtigte Zusammenleben in Köln zu fördern.

http://www.keinveedelfuerrassismus.de/

Und das brauchen wir, denn Pro Köln tut so, als stünde sie für Recht und Ordnung. Gleichzeitig sitzt aber ihr stellvertretender Vorsitzender in Untersuchungshaft. Der Fall zeigt, dass es nicht die Saubermänner sind, sondern auch Leute, die Dreck am Stecken haben.

…Denn wie heißt es: „Wer betrügt, der fliegt“ – aus dem Stadtrat und auch aus den Veedel!

Wie sozial ist Köln – jetzt und in Zukunft? Köln hat die Wahl

Am 25. Mai haben die Kölner(innen) die Wahl. An diesem Tag finden neben den Wahlen zum Europaparlament und dem Integrationsrat auch die Wahlen zum Stadtrat und den Bezirksvertretungen statt. Rd. 805 000 Kölner(innen) ab 16 Jahren werden zu den Wahlurnen gerufen. Sie haben die Möglichkeit, ihre Stimme abzugeben und damit Einfluss darauf zu nehmen, wie sich Rat und Bezirksvertretungen zusammensetzen und welche Politik in den nächsten fünf Jahren in und für Köln gemacht wird. Für welche Partei und welche politische Mannschaft sich die Wähler(innen) auch immer entscheiden, bleibt ihnen überlassen und das Geheimnis zwischen ihnen und ihrem Wahlzettel. Man kann nur hoffen, dass die Wähler(innen) sich ihrer Entscheidung und Verantwortung bewusst sind, sich im Vorfeld sorgfältig mit politischen Inhalten auseinandersetzen und sich nicht von stumpfsinnigen, undemokratischen und inhaltlosen Parolen täuschen lassen oder politischen Scharlatanen und Brandstiftern aufsitzen. Weiterlesen

Flüchtlinge willkommen!

Ludger Hengefeld ist Leiter der Stabsabteilung Engagement und Zivilgesellschaft

Am 8. April stimmt der Rat der Stadt Köln über weitere Standorte von Containern zur Unterbringung von Flüchtlingen ab. Weiterhin kommen viele Flüchtlinge nach Köln.

Die Orte sind im Stadtgebiet verteilt. Sowohl in der Innenstadt wie auch in ländlichen Randgebieten sollen gut ausgestattete Containerunterbringungen für nicht mehr als 80 Menschen entstehen. Damit die Flüchtlinge und vor allem ihre Kinder gut Anschluss in der ihnen fremden Umgebung finden, muss die Stadt weitere finanzielle Mittel für entsprechendes Personal bereitstellen.

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Kalk – ein Stadtteil der Vielfalt, oder?

„Wir haben Angst, uns durch unseren eigenen Stadtteil zu bewegen!“ Eine erstaunlich häufige Äußerung auf einer Anwohnerveranstaltung zur Frage der Aufnahme von Flüchtlingen. Die, die ihre Ängste äußern, sind mehrheitlich Seniorinnen und Senioren. Wie kommt es, dass es immer noch so viele Ängste gibt, hier, in Köln, wo alle, die mal Ausländerinnen waren oder noch Ausländer sind, schon lange in unserer Stadt integriert sind? Weiterlesen

Lampedusa ist überall

Von Westafrika zu den kanarischen Inseln, von Nordafrika in die spanischen Enklaven und nach Lampedusa, von der Türkei nach Griechenland. Über diese Routen versuchen tausende Menschen ihre Sicherheit, ihr Glück. Es sind nicht immer die „Ärmsten der Armen“, die dies versuchen, es sind oft die jungen und starken, die gut ausgebildeten, die, die Verantwortung zu übernehmen bereit sind, die für ihre Familie oder das ganze Dorf zu sorgen bereit sind. Es sind aber auch die, die bedroht sind, an Leib und Leben – aus politischer Gesinnung oder weil im (Bürger-)Krieg einfach niemand sicher ist. Sie machen sich auf den Weg oder werden geschickt, riskieren im vollen Bewusstsein ihr Leben, um ihre Passion zu erfüllen. Ein Leben in Europa, sicher sein, arbeiten, Geld nach Hause schicken. Sorgen, dass die Familie überlebt, das Dorf.

Doch wir in Europa schotten uns ab. Weiterlesen

Thema Flüchtlinge nicht den Rechten überlassen! Um was geht es hier eigentlich?

Hier ein Gastbeitrag von Clemens Zahn, Fachberater für Caritaspastoral:

“Die Themen Flucht und Flüchtlinge, Armut und Armutswanderung bewegen Europa, zwischen Erschütterung und Abwehr, zwischen Anteilnahme und rechtsnationalistischer, gezielter gewalttätiger Mobilisierung gegen die Ärmsten der Armen.
Worum geht es zuallererst? Der italienische Fotograf und Journalist Fabrizio Gatti hat die Fotos der Kinder gesammelt, die vor Lampedusa ertrunken sind und im Magazin L’Espresso veröffentlicht. Anbei finden Sie die Links zu der englischen Version des Artikels und des Blogs, die uns alle verstummen lassen.

http://espresso.repubblica.it/attualita/2013/10/30/news/names-and-photographs-of-the-children-who-drowned-on-october-11th-while-europe-postpones-the-issue-1.139493

http://gatti.blogautore.espresso.repubblica.it/2013/10/30/The-kids-that-Europe-has-fed-to-the-fish/ 

Das Thema beschäftigt auch die Kirchengemeinden in Köln, die sich, u. a. in Deutz, Porz, Poll, Ehrenfeld, Weiden und Godorf, bereits sehr verdienstvoll engagieren, auch gegen Kampagnen und die heftige Ablehnung einer aufgebrachte (Teil-)Bürgerschaft, die durch Pro Köln und andere rechte Gruppen  gesteuert werden.

Angesichts der Kommunal- und Europawahlen im nächsten Jahr werden wir die Instrumentalisierung dieses Themas durch die radikale europäische Rechte erleben und einer diffamierenden emotionalen Mobilisierung gegen Flüchtlinge auch hier in Köln, die möglicherweise tief bis in die bürgerlichen Schichten hineinreichen wird. Fabrizio Gattis Dokumentation erinnert uns daran, um wen und um wie viel es geht, wenn wir uns gegen diese Kampagnen engagieren und warum wir diese bekämpfen und uns für das Asylrecht und die Integration von Flüchtlingen engagieren müssen.”