Der Hass im Internet

Jetzt ist es schon so weit: Hasskommentare im Netz werden fast zur Gewohnheit. Das Ignorieren dieses ganzen Mülls, der einem dort entgegenschlägt, ist manchmal das einzig Erträgliche. Oft ist es auch das einzig Richtige, die provozierte Aufmerksamkeit zu entziehen.

Ich will und möchte mich aber nicht daran gewöhnen. Ich möchte diesen Brandstiftern nicht das Feld der Sozialen Netzwerke überlassen, in deren Anonymität sie sich sicher fühlen.
Es ist unerträglich, dass eine Kollegin im Netz von rechtem Pöbel verbal angegriffen und beschimpft wird. Dass die Staatsanwaltschaft die Ermittlung nach kurzer Zeit ohne Sichtung der Beweismittel einstellt. Es ist unerträglich, dass ein Spiegel online-Artikel über junge männliche Flüchtlinge in unserem Caritas-Jugendcafe, die alles daran setzen, sich hier zu integrieren und anzukommen, überflutet wird mit Hasskommentaren, so dass die Kommentarfunktion komplett geschlossen werden muss. Und so lassen sich endlos weitere Beispiele finden.

Es kann nicht sein, dass das Netz Übergriffe duldet, die im realen Leben geahndet werden. Anzeigen müssen ernst genommen und alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Facebook und YouTube sollten zudem wesentlich konsequenter und schneller Beiträge löschen, die als beleidigend und diskriminierend gemeldet werden.

Und wir als Caritas Köln werden die Sozialen Netzwerke wie den Blog, unsere Facebook-Seite und den YouTube-Kanal weiter dafür nutzen, mit aller Kraft für Menschen einzutreten, die unseren Schutz und Unterstützung brauchen. Das sind Menschen, die zu uns geflüchtet sind, genauso wie Menschen mit sozialen Problemen, Menschen mit Behinderung, Pflegebedürftige, Kinder und Jugendliche.

Die Menschen kommen, um zu arbeiten

Gastbeitrag von Tim Westerholt, Teamleiter Fachdienst Integration und Migration im Caritasverband Köln

EU-Bürger, die sechs Monate in Deutschland sind, haben hier Anspruch auf Sozialhilfe – das hat das Bundessozialgericht im Dezember festgelegt. Was viele wie eine Einladung zum Sozialleistungsbetrug interpretieren, sieht in der Realität anders aus.

Die Behauptung, Menschen aus dem europäischen Ausland kämen nur aufgrund des sozialen Sicherungssystems nach Deutschland, wird gerade in Zeiten, in denen die Freizügigkeit nicht groß im Kurs steht, gerne von verschiedenen Seiten aufgegriffen. Dabei lohnt es sich einmal die wirklichen Gründe für eine Einwanderung nach Deutschland zu betrachten. Vor der sogenannten Flüchtlingskrise waren es insbesondere die im Rahmen der Osterweiterung hinzugekommenen EU-Länder, als größtes Land Polen, danach Rumänien und Bulgarien, aus denen viele Menschen nach Deutschland kamen. Im Rahmen der europäischen Wirtschaft- und Finanzkrise kamen aber auch viele Menschen hinzu, die aus südlichen und westlichen EU-Ländern stammten, so etwa Spanien, Italien, Portugal und Griechenland. Die Einwanderung aus struktur- und wirtschaftsschwachen Regionen Europas verdeutlicht, dass das zentrale Motiv hierzu in der Arbeitssuche besteht und Deutschland als eines der wenigen Länder der EU, die vergleichsweise gut durch die Finanzkrise gekommen sind, eine große Ausstrahlung im europäischen Ausland besitzt.

Um zu bewerten, wie groß die Anziehungskraft des deutschen Sozialleistungssystems ist, lohnt es sich hierauf einen Blick zu werfen. Der einzige Anspruch, den ein EU-Bürger geltend machen kann, ist es, für drei Monate überhaupt hier sein zu dürfen. Sechs Monate darf er bleiben, wenn er arbeitssuchend ist. In dieser Zeit hat er aber keine Ansprüche; nicht auf Sozialhilfe, nicht auf Arbeitslosengeld II und auch nicht auf Kindergeld. Erst wenn er sozialversicherungspflichtige Arbeit gefunden hat kann er Ansprüche geltend machen. Jetzt kann man darüber diskutieren: Wir hoch ist die Wirkung dieses Sozialsystems im europäischen Ausland? Der deutlich größere Anreiz ist eben doch, dass Deutschland als wirtschaftsstarkes Land gilt. Weiterlesen

Asylpaket II – Ein Spielball der Politik?

Das neuerliche Gerangel um das Asylpaket II und der Streit um den Familiennachzug ist kaum noch zu verstehen. Ich frage mich bei dem Hin und Her: Erst gibt es eine Einigung, danach hat man dann erst  von Änderungen erfahren? Was stand denn in welchem Gesetzesentwurf und wer hat es überhaupt gelesen? – Ist Herrn Seehofer, Herrn Gabriel und auch Frau Merkel wirklich bewusst, dass sie über Leben und Tod von Menschen entscheiden?
Laut dem Gesetzesentwurf soll der Familiennachzug für „subsidiär Geschützte“ für zwei Jahre ausgesetzt werden. Es geht dabei um Flüchtlinge, die ihre unsichere Heimat verlassen, ohne persönlich konkret bedroht zu sein.
Zurzeit müssen Angehörige häufig monatelang in einer desolaten Situation auf eine Zusammenführung warten, was eine mehrjährige Trennung von Familien bedeutet. Das führt dazu, dass Frauen und Kinder nicht mehr legal einreisen können und damit besteht die Gefahr, dass diese besonders schutzbedürftigen Menschen lebensgefährliche und illegale Fluchtwege benutzen. Frauen und Kinder begeben sich in die Hände von Schleusern und setzten ihr Leben auf den maroden Booten auf dem Mittelmeer aufs Spiel. Vor einigen Monaten war der selbstgestellte Anspruch der Bundesregierung noch die „zügige Integration in Deutschland”. Die Zusammenführung mit ihrer Familie und das Wissen um ihre Sicherheit sind wichtige Voraussetzungen dafür, dass Geflüchtete Perspektiven für das Leben in einem neuen Land entwickeln und Traumata von Krieg und Flucht verarbeiten können.
Für eine gelingende Integration ist die Einschränkung des Familiennachzugs das absolut falsche Signal. Integration heißt, dass die Familien schnell die Chance bekommen, in Deutschland gemeinsam ein neues Leben aufbauen und eine Zukunftsperspektive entwickeln zu können.

Yes, we can schaffen das

Es ist schon bezeichnend, wie groß der Einfluss Amerikas auf uns ist. Nicht nur weltpolitisch; auch auf unsere Kleidungs-, Ess-, Freizeit- und Sprachgewohnheiten. Das amerikanische Lebensgefühl ist das, was viele von uns als erstrebenswert sehen: The easy way of living – halt. Immer freundlich, immer lächelnd. Umso erstaunlicher ist es, wie das deutsche „Yes, we can“ der Bundeskanzlerin so schwer auf unserer Volksseele lastet. Statt Euphorie und einen vorzeitigen Friedensnobelpreis für vorerst geplante politische Taten bringt ihr „Wir schaffen das“ die deutsche Volks- und Politiker-Seele zum Brodeln.

Auch wenn wir so oft neidvoll auf Amerika schauen und fast alles schick und trendy finden, was von dort kommt und dort passiert, scheint das deutsche Gemüt doch tradierter und schwermütiger zu sein. Da kommt der doch eher dem deutschen Wesen innewohnende Pessimismus im Gegensatz zum ewig gut gelaunten und strahlenden amerikanischen Optimismus zum Ausdruck. Obwohl dies dem noch amtierenden amerikanischen Präsidenten auch in der deutschen Bevölkerung viel Sympathie und seinerzeit Vorschusslorbeeren gebracht hat. Das Glas ist in Deutschland eben immer halb leer und nie wirklich halb voll. Ein Volk der Dichter und Denker zu sein, führt offenbar auch zu der Pflicht, alles zu hinterfragen, alles zu kritisieren, alles zu analysieren. Weiterlesen

Nach der Silvesternacht. Podiumsdiskussion am 26.01. um 19:30 Uhr im Domforum

Foyer SzeneDer Caritasverband Köln und das Katholische Bildungswerk laden herzlich ein zur Podiumsdiskussion in der Reihe „Caritas im Gespräch – aktuell“:
Nach der Silvesternacht: Eine andere Stadt.
Die Folgen für Flüchtlinge und Helfer
am Dienstag, 26. Januar 2016 um 19:30 Uhr im Domforum, Domkloster 3, Köln-Zentrum
Die Stadt ist seit der Silvesternacht mit den Übergriffen auf junge Frauen eine andere geworden. Im Domforum, direkt gegenüber dem Schauplatz des Geschehens, geht „Caritas im Gespräch“ den Folgen für die Soziale Arbeit mit Flüchtlingen nach. Wie sieht die Situation jetzt für Flüchtlinge aus, welche Stimmung schlägt ihnen entgegen? Wie reagieren die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Helfer in der Flüchtlingsarbeit? Was muss sich verändern? Außerdem steuern Vertreterinnen und Vertreter der Kölner Polizei, der Justiz und einer Frauenorganisation ihre Perspektive zur Diskussion bei.

Begrüßung und Einführung in das Thema: Peter Krücker, Vorstand des Caritasverbandes Köln
Auf dem Podium diskutieren:
Susanne Rabe-Rahman, Leiterin Flüchtlingsberatung Caritasverband Köln
Larissa Bender, Mitgründerin der Kölner Syrienhilfe
Dr. Patricia Aden, Vorsitzende FrauenRat NRW e.V.
Jabbar Al Abdullah, junger Flüchtling aus Syrien
Prof. Dr. Ulrich Sommer, Strafverteidiger und Lehrbeauftragter Universität Köln
Vertreter der Kölner Polizei
Moderation: Helmut Frangenberg, Redakteur Kölner Stadt-Anzeiger

Eine Rechnung, die nicht aufgeht

Ein Gastbeitrag von Nils Freund, Fachberater Caritaspastoral

In den nächsten Tagen werden in Köln-Ostheim die ersten Menschen, die in 10 Wochen errichtete Leichtbauhallen beziehen. In jeweils 5 Hallen sollen insgesamt 400 Menschen untergebracht werden, also je 80 Personen auf 15m x 50m! Auf dem von der Stadt Köln veröffentlichten Grundriss dieser Hallen sind noch 100 Personen vorgesehen, die Zeit wird zeigen, welche Rechnung aufgeht. Bei der ersten Vorstellung dieses Leichtbauhallenkonzeptes versprach die Stadt zwei große Vorteile. WP_20160115_09_42_17_RichZum einen wurde den Menschen, die eine solche Unterkunft bewohnen sollen, ein im Vergleich zur Unterbringung in Turnhallen höheres Maß an Privatsphäre versprochen. Zum anderen wurde vor allem der Kölner Bevölkerung versprochen, dass mit Errichtung der Leichtbauhallen die Beschlagnahme von Turnhallen in Köln nicht mehr oder nur noch eingeschränkt nötig sei.

Beide Rechnungen gehen nicht auf. Man muss sich nur die aktuellen Flüchtlingszahlen anschauen, um zu erkennen, dass die Stadt jede Woche eine solche Unterkunft für 400 Personen eröffnen müsste, um die Unterbringung aller Menschen in einer solchen Notunterkunft zu gewährleisten.

Der Speisesaal

Der Speisesaal

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Für den Schutz der Menschenwürde – Übergriffe und sexuelle Gewalt gegen Frauen verhindern. Gegen Rassismus und Hass!

Pressemitteilung des Bündnisses “Köln stellt sich quer”, in dem sich der Caritasverband Köln ebenfalls engagiert

Das Bündnis Köln stellt sich quer blickt mit Entsetzen und Sorge auf die Geschehnisse in der Silvesternacht rund um denKöln stellt sich quer Kölner Bahnhof!

Ebenso sind wir entsetzt über den Anschlag auf das Flüchtlingswohnheim in Köln Mülheim am 2. Januar 2016.

Das Bündnis verurteilt aufs schärfste die Übergriffe in der Silvesternacht. Die Oberbürgermeisterin, die Stadtverwaltung und die eingesetzten Polizeibehörden von Bund und Land müssen eine lückenlose Aufklärung der Vorgänge in der Silvesternacht gewährleisten und in Fällen von nachgewiesenem Fehlverhalten auch personelle Konsequenzen treffen. Straftaten jeglicher Art müssen ermittelt werden und die überführten Täter einem rechtsstaatlichen Gerichtsverfahren unterworfen werden.

Unabhängig davon, wem die Täter um den Kölner Hauptbahnhof zuzurechnen sind, gilt es deutlich und unmissverständlich klarzumachen: Gewalt gegen Frauen ist immer ein Verbrechen! Weiterlesen

Marktgedanken

Maria Hanisch, leitet im Geschäftsfeld Alter und Pflege die Stabsstelle Ethik, Seelsorge und gesundheitliche Versorgungsplanung

In den letzten Wochen waren immer mal wieder Berichte in den Zeitungen zu lesen, die über das zu viel an Operationen in Deutschland berichteten oder darüber, dass jede 3. Geburt ein Kaiserschnitt ist. Dabei werden Operationen oft unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten entschieden, denn unter gesundheitlicher Notwendigkeit. Häufig, so lese ich, schimpft dann die Politik auf die Ärzte oder Klinikleitungen.
Ich finde das schon bedenklich. Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten Rahmenbedingungen geschaffen, die konsequent von den Tätigen im Gesundheitswesen – und der Pflege – betriebswirtschaftliches Handeln einfordern, warum wundern wir uns dann, wenn wir uns auch tatsächlich so verhalten!
Die moralische Keule zu schwingen – hilft bei politischen Fragen nicht wirklich.
Meine These lautet: Weiterlesen

Für das Menschenrecht auf Asyl

Das Bündnis “Wir stellen uns quer – Kein Rassismus bei uns in Köln” ruft  am 10. Dezember 2015, ab 17:00 Uhr zu einer Demonstration und Kundgebung vor dem EL-DE-Haus am Appellhofplatz in Köln auf. Mit der Aktion, die u.a. vom Caritasverband Köln und vielen anderen sozialen und politischen Organisationen unterstützt wird,  mahnt das gesellschaftsübergreifende Bündnis aus aktuellem Anlass uneingeschränkt zum Erhalt des Menschenrechts auf Asyl.

So groß der Schock nach den Anschlägen in Paris im November dieses Jahres ist, so unbeherrschbar Zahl und Unterbringungssituation der nach Europa und Deutschland fliehenden Menschen auch scheinen mag. Diese Ereignisse dürfen nicht dazu führen, das Menschenrecht auf Asyl und den Flüchtlingsschutz durch eine Verschärfung der Gesetze zu unterwandern. Am “Internationalen Tag der Menschenrechte” gilt es Solidarität mit den Flüchtenden in der Welt, in Europa, in Deutschland und in Köln zu zeigen. Weiterlesen

Flüchtlingsprotest in Massenunterkünften

Vielleicht denken manche, warum beschweren die sich denn? Hauptsache, sie haben ihr Leben gerettet und sind in Sicherheit.
In den letzten beiden Tagen war in den Zeituneng von Flüchtlingsprotesten in Kölner Massenunterkünften zu lesen. “Wir brauchen ein besseres Leben.” und “Wir vermissen unsere Familien.” In der Turnhalle am Niehler Kirchweg in Köln-Nippes sind 200 Männer, überwiegend aus Syrien, untergebracht. Sie berichten, dass beispielsweise nur fünf WC’s zur Verfügung stehen und sie bis zu einer Stunde anstehen müssten. Die Tage sind endlos trist, weil sie nicht arbeiten dürfen. Weiterlesen