Armut bekämpfen, Teilhabe sichern: Warum Hilfsangebote unverzichtbar sind

Zum internationalen Tag für die Beseitigung der Armut (17. Oktober)

Armut ist längst kein Randphänomen mehr. Sie betrifft Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen, Alleinerziehende, Rentner*innen, junge Erwachsene ohne gesicherten Bildungsweg und zunehmend auch Familien aus der sogenannten Mitte der Gesellschaft. Die soziale Ungleichheit wächst – mit gravierenden Folgen für die Betroffenen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Arm zu sein bedeutet weit mehr als einen Mangel an Geld. Es heißt oft: keine angemessene Wohnung zu finden, auf notwendige Gesundheitsleistungen zu verzichten, Schulden anzuhäufen oder bei Bildungschancen abgehängt zu werden. Armut isoliert, macht ohnmächtig – und sie vererbt sich. Gerade deshalb sind verlässliche und niedrigschwellige Hilfsangebote unverzichtbar. Sie geben Orientierung, schaffen Zugang zu Leistungen, öffnen Wege aus der Krise und ermöglichen gesellschaftliche Teilhabe. Ob Unterstützung bei der Wohnungssuche, Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen oder die Vermittlung an spezialisierte Fachstellen – jede Form konkreter Hilfe kann der entscheidende Schritt sein, um Armut zu überwinden.

Doch vielerorts ist das Hilfesystem überlastet oder nicht ausreichend erreichbar. Die Zahl öffentlich geförderter Beratungsstellen reicht längst nicht aus, um den tatsächlichen Bedarf zu decken. Viele Menschen in Not werden gar nicht oder zu spät erreicht. Die Folgen sind gravierend: drohender Wohnungsverlust, Überschuldung, gesundheitliche Probleme oder der Rückzug aus der Gesellschaft. Langfristig schwächt das nicht nur die Betroffenen, sondern auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Hier übernehmen Wohlfahrtsverbände wie die Caritas Köln und ihre Fachverbände besonders in den sogenannten Randbezirken eine tragende Rolle. Sie finanzieren zahlreiche Angebote aus Eigenmitteln und schaffen dort Strukturen, wo staatliche Unterstützung fehlt – mit Beratungsangeboten oder durch kirchliche „Lotsenpunkte“, also Erstanlaufstellen in den Kölner Gemeinden. Sie helfen Menschen mit komplexen, oft miteinander verwobenen Problemen – von Arbeitslosigkeit über Energieschulden bis zu familiären Krisen – und unterstützen sie dabei, Ansprüche geltend zu machen oder den Kontakt zu Behörden zu bewältigen. Als vertrauliches und kostenloses Angebot können sie helfen, Menschen den Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben zu ebnen.

Die zunehmende Finanznot der Kommunen, aber auch das immer stärkere Hinterfragen des Sozialstaates insgesamt, macht es für die Caritas immer schwerer, eigenmittelgetragene Beratungsstrukturen aufrecht zu erhalten. Das trifft am Ende vor allem diejenigen, die ohnehin am stärksten benachteiligt sind. Jede nicht finanzierte Beratungsstunde kann bedeuten: ein Mensch weniger, der rechtzeitig Hilfe erhält.

Statt öffentlicher Ablenkungsdebatten wie sie gerade im Kontext der Diskussionen ums Bürgergeld mit anzusehen sind, braucht es gute Rezepte! Um Armut wirksam zu begegnen, braucht es politische Priorität und strukturell auskömmliche Lösungen – auf kommunaler wie auf bundesweiter Ebene. Nur ein stabiles Netz an Hilfsangeboten kann verhindern, dass Armut sich verfestigt und gesellschaftliche Teilhabe verloren geht.

Ein Kommentar von: Tim Westerholt, Geschäftsfeldleiter Integration, Caritas Köln und Claudia Metternich, Leistungsbereichsleitung Jugend und berufliche Integration, Caritas Köln

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