Siebenteilige Schulung in Köln-Ehrenfeld für Menschen aus der Ukraine auf dem Weg in die Selbständigkeit
Ein Bericht von Isabel Heinrichs, Integrationsbeauftragte Aktion Neue Nachbarn und Andrea Lauer, Bildungswerk Köln
Die Selbstverständlichkeit von Selbständigkeit ist bei vielen Geflüchteten in ihren
Heimatländern und in der eigenen Persönlichkeit Realität. Angekommen in Deutschland
stößt diese Selbstverständlichkeit häufig jedoch auf Hürden: Steuer, Versicherungen,
Gewerbeanmeldung, Bürokratie – die richtigen Schritte in die Selbständigkeit in Deutschland
wollen gut bedacht sein, sonst kann der Traum zur Selbstverwirklichung im Beruf schnell
zum Alptraum werden.
Damit der Businessplan Hand und Fuß hat und die Energie zur Selbständigkeit nicht in der
Schuldenfalle endet, wurde das Pilotprojekt „Eigenes Business in Deutschland“ als Schulung
für Ukrainer:innen entwickelt. Hierfür haben sich Kolleginnen des Katholischen
Bildungswerkes, der Aktion Neue Nachbarn und des Caritasverbandes der Stadt Köln e.V.
als Zusammenschluss „Engagiert für Geflüchtete in Köln“ mit Ehrenamtlichen und der
Engagementförderin aus dem Seelsorgebereich Ehrenfeld/Bickendorf/Ossendorf
zusammengetan. Insbesondere die ehrenamtlich Aktive und selbst erst im Jahr 2022 aus der
Ukraine geflüchtete Vlada Trukhon hatte großen und besonderen Anteil am Gelingen der
Schulung. Sie hatte sich selbst bereits als Fotografin in Köln selbständig gemacht und trug
mithilfe ihrer Erfahrungen, muttersprachlichen Kenntnisse und enormen Engagement für die
Zielgruppe maßgeblich zum Erfolg bei.
Die Schulung fand von Januar bis Februar 2025 in Köln-Ehrenfeld statt und fand sehr großen
Anklang bei den Teilnehmenden.
Regelmäßig haben 28 Personen an der Schulung teilgenommen. Die Teilnehmenden lobten
im Nachgang die Veranstaltung sowie die „gute Organisation und freundliche Stimmung“.
Viel Engagement und Expertise sind hier zusammengeflossen: Im Rahmen der Schulung
erhielten Geflüchtete aus der Ukraine in sieben aufeinanderfolgenden Terminen
Informationen über Rechts- und Steuerfragen und viel Wissenswertes im Zusammenhang
mit der Selbständigkeit in Deutschland. Die Beratung zu und Entwicklung eines konkreten
Selbständigkeitsvorhabens wurden von erfahrenen Berater*innen der Industrie- und
Handelskammer, der Handwerkskammer, des Jobcenters, der Schuldnerberatung sowie aus
den Bereichen Steuern und Versicherung begleitet. Die Teilnehmenden lobten die
Referent:innen und vor allem, dass „sehr ehrlich und informativ“ referiert wurde.
Das Feedback einer Teilnehmerin bringt es auf den Punkt: „Für die zahlreichen hilfreichen
Kontakte zu Beratern aus den unterschiedlichsten Bereichen bin ich sehr dankbar. Ich bin
auch dankbar für die allgemeinen Informationen zum Thema Geschäfte in Deutschland und
für die Hinweise, wo und bei wem ich die erforderlichen weiteren Informationen einholen
kann.“
Die Veranstaltungen wurden von Übersetzer:innen Deutsch/Ukrainisch sowie
Gebärdendolmetscher:innen begleitet, da auch neun gehörlose Teilnehmer:innen dabei
waren.
Die hier gewonnenen Erfahrungen sollen dazu dienen, das Projekt für die Zukunft und für
weitere Zielgruppen bzw. andere Communities in Köln weiterzuentwickeln. Eine
Zusatzveranstaltung zum Austausch und zur Vertiefung von Erkenntnissen für die
Ukrainer:innen in Ehrenfeld wird bereits für September 2025 geplant. Damit wurde direkt auf
die Wünsche der Teilnehmenden reagiert: „Ich will mehr wissen über die Situation, wenn ich
in Teilzeit arbeite und gleichzeitig selbständig bin. Wie funktioniert das?“ und „Wie kann ich
für mein Unternehmen werben? Ist es zum Beispiel möglich, rauszugehen und Werbung zu
verteilen? Braucht man dafür eine Erlaubnis oder nicht?”