Ludger Hengefeld ist Leiter der Stabsabteilung Engagement und Zivilgesellschaft
„Essen, wo es hingehört“ – so werben die Tafeln für Ihre Aktivität. Und in der Tat, Essen und Trinken sind nicht gleich verteilt. Neben Luxustempeln, wo eine Mahlzeit für zwei schnell einmal dreistellig werden kann, bieten sich Schnellimbisse aller Herkünfte einen mitunter erbitterten Preiskampf um die billigste Fütterung. Diese Schere geht materiell und kulturell immer weiter auseinander. To Go heißt ein Zauberwort: Du kannst immer Essen haben, wo auch immer, wann auch immer. Aber wenn Essen überall und immer geschehen kann, ist der Wert von Nahrungsmitteln auf die grenzenlose Konsummöglichkeit reduziert – nicht etwa auf die Sättigung, eine gemeinsame Mahlzeit oder andere Werte.
Just in den Tagen, als der spektakuläre Dönerwurf eines Fussballmillionärs ins Gesicht eines Kölner Fußballfans vorübergehend die Schlagzeilen füllte, erschienen im Kölner Stadtbild Aufschriften mit dem leicht veränderten Slogan: Essen wo es hingehört.“ Sie tauchten auch an Orten auf, an denen man so gar nicht unbedingt über das Essen nachdenken würde: vor dem Dom, einem Schuhgeschäft, einer zerstörten Telefonzelle, einer Bahnhofstreppe oder einem Museum. Will man das als Kampagne sehen, stellt sich die Frage, ob sie für die Lebensmitteltafeln wirbt – oder einfach nur das Nachdenken darüber anregen soll, was alles mit diesen Fragen zusammen hängt und wo ein paar gründlichere Gedanken hingehören.
Der Text stammt von Dr. Johannes Stahl, Kurator des Kunstprojektes Erbarmen als soziale Form des Diözesan-Caritasverbandes des Erzbistums Köln