Von wegen unpolitisch: Die Jugend engagiert sich – Ziviler Ungehorsam für wichtige Themen

Von wegen unpolitisch: Die Jugend engagiert sich – Ziviler Ungehorsam für wichtige Themen

Allenthalben geistern durch die medialen Debatten und Diskussionen in Schulen, Familien, Freundeskreisen die gleiche Frage: Wieso engagiert sich die Jugend nicht politisch? Dann heißt es schnell: Die jungen Leute heute sind unpolitisch, sie interessieren sich nur für das neueste Handy, die neuesten Klamottentrends, kurzum: Sie begeistern sich vor allem für kurzlebige Trends und Freizeit, politische Fragen sind ihr egal. Und dann kommt der moralische Zeigefinger der Erwachsenen: Früher, in den 68ern, da sind wir sofort auf die Straße gegangen: Gegen Atomwaffen, gegen Altnazis in Institutionen, gegen…aber ist das wirklich so? Oder erleben wir es nicht zunehmend anders herum?

Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg und ihr Protest gegen den Klimawandel, der mittlerweile eine weltweite Bewegung von Schüler*innen geschaffen hat, die jeden Freitag die Schule schwänzen und für den Erhalt des Planeten demonstrieren, ist ein lebendes Gegenbeispiel. So rechnet sie ihrer Mutter nach jedem Flug deren CO²-Emissionen vor, lebt aus eigenem Antrieb vegan und politisiert ihre Generation.
Ein anderes Beispiel ist Felix Finkbeiner, der die Initiative „Plant for the planet“, die es sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat, 22.000 Hektar zerstörten Regenwald in Mexiko wieder aufzuforsten und vorschlug, dass Kinder in jedem Land der Erde eine Million Bäume pflanzen sollten, was ihm selbst nach drei Jahren gelungen war. Mittlerweile umfasst die Initiative 130 Mitarbeitende und 70.000 Mitglieder in 67 Ländern der Erde.

Betrachtet man diese Beispiele so wird deutlich, dass die eingangs genannten Aussagen nicht zutreffen: Mittlerweile sind es Kinder und Jugendliche, die sich für den Erhalt des Klimas, für Menschenrechte, gute Bildung, sicheren Verkehr oder nachhaltige Landwirtschaft einsetzen und damit hochgradig politisch sind. Damit nicht genug, sind es oftmals diese Initiativen, die Gehör finden, die wachrütteln und Themen setzen. Gleichzeitig melden sie sich zunehmend mit starker Stimme zu Wort und machen deutlich, wem die Zukunft gehört: Die Entscheidungen, die Erwachsene heute treffen, die von ihnen getroffenen politischen Weichenstellungen betreffen vor allem Kinder und Jugendliche heute sowie die darauf folgende Generation. Diese Erkenntnis ruft Kinder und Jugendliche heute auf den Plan. Und diese Erkenntnis muss viel stärker auf unsere politischen Debatten Einfluss nehmen.
Gleichzeitig muss es aber auch gelingen, diese Initiativen und ihre klugen Gründer*innen in die politische Willensbildung einzubeziehen: Politische Parteien müssen sich nicht nur für ihre Ideen öffnen, sondern insbesondere jungen Menschen die Gelegenheit geben, mit zu entscheiden. Das bedeutet, die verkrusteten Strukturen der Parteien aufzubrechen, jungen Menschen die Gelegenheit zu geben, in Gemeinderäte, Kreistage, Landtage und den Bundestag einzuziehen und sie in den Gremien der Parteien zu Wort kommen zu lassen.

Denn diese jungen Menschen machen Hoffnung. Sie machen Hoffnung für unsere Zukunft, sie machen Hoffnung darauf, dass wir nicht in Lethargie ob der vielen Herausforderungen erstarren. Und sie zeigen, dass es manchmal auch einer Portion zivilen Ungehorsams bedarf, um auf sich und seine Themen aufmerksam zu machen. In diesem Sinne sind sie den Erwachsenen politisch zum Teil einen großen Schritt voraus. Und sie sind Vorbilder.

 

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