Auch die Stadt Köln steigt in das lukrative Geschäft mit Altkleidern ein und stellt als Monopolist Container auf.
Altkleidersammlungen sind eine tradierte Form der Ressourcengewinnung für soziale Projekte. Doch nicht nur gemeinnützige Organisationen stellen Container auf.
Gesammelte Kleidung geht drei verschiedene Wege mit unterschiedlichen Charakteren.
Zum einen gibt es echte Kleiderspenden: Sie wird in Kleiderkammern oder Second-Hand Läden weitergegeben an Bedürftige. Eine echte Spende, versehen mit Aufwand und Mühe, eine nachhaltige und sinnstiftende Verwendung dessen, was nicht mehr benötigt wird.
Dann gibt es die Verwertung: Kleidung verschießt, geht kaputt, ist nicht mehr zu nutzen. Diese Kleidung wird maschinell recycelt und geht als Rohstoff in die Industrie. Gut genutzt und vernünftig.
Beim Verkauf landet sie auf Kleidermärkten irgendwo zwischen Nippes und Afrika. Auf Flohmärkten und in gemeinnützigen Second-Hand Läden tut es keinem weh. Hier hilft es eher den Verkäufern und denen, die billig und gut gebrauchte Kleidung kaufen.
Jedoch wird der Verkauf gebrauchter Kleidung auf Kleidermärkten in der Ukraine oder in Afrika von allen Wirtschafts- und Entwicklungshilfe-Experten kritisch gesehen. Dutzende Zwischenhändler verdienen, die Kleidung vernichtet in Afrika und Osteuropa gewachsene eigene Produktion, weil sie billiger ist. So landet denn das in Kambodscha genähte T-Shirt zuerst bei uns und dann in Nigeria. Dieses fatale System der gewerblichen Verwertung ist weder nachhaltig noch sinnvoll – es ist ein Business schmutzigster Art.
Die Städte und Gemeinden in Deutschland brauchen Geld und daher wollen Sie nun ins System einsteigen. Schließlich sind Verlaufserlöse von 350 € pro Tonne Altkleider kein Pappenstiel, auch in Köln! Das Kreislaufwirtschaftsgesetz wird von der Stadt Köln als Begründung herangezogen, eigene Container aufzustellen. Sie will selber ein Monopol für die Sammlung von Kleidung erhalten. Wohlwissend, dass dies ein herber Eingriff in die Sammlungen gemeinnütziger Träger ist, verspricht die Stadt Köln den sozialen Organisationen zunächst eine Entschädigung in Höhe von 50% des kommunalen Ertrags. Die andere Hälfte des Ertrags soll zur Senkung der Müllgebühren genutzt werden. Das klingt auf den ersten Blick sogar gerecht.
Doch kaum versprochen schon gebrochen! Noch während eines Modellprojekts in Ehrenfeld beschließt die Stadt die Entfernung aller Container von gewerblichen oder gemeinnützigen Trägern, die von öffentlichen Straßen und Wegen erreicht werden, sowie die Ausweitung der städtischen auf das ganze Stadtgebiet. Das vollmundige Versprechen der Entschädigung für die sozialen Träger kommt im städtischen Beschluss vom 19. November 2013 nicht mehr vor. Stattdessen wird ein bestelltes eineinhalbseitiges „Gutachten“ des Rechtsamtes vom 29. Januar 2014 veröffentlicht, eine Entschädigung der freien Träger sei rechtlich nicht mehr zulässig, und das zwei Monate, nachdem es bereits die offizielle Beschlussfassung gab, auf eine Entschädigung der Träger zu verzichten. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
„Ihre Kleiderspende für mehr Umweltschutz“ prangt auf den grau-orangenen Kleider-Containern der Stadt. Für das soziale Köln bedeuten die Stadtcontainer eine Katastrophe: Die Bürger tragen ihre Kleider-Spende nur noch bis zum nächsten Container-Standort. Bedürftige, wie Flüchtlinge und Wohnungslose, stehen demnächst vor leeren Regalen der Kleiderkammern. Statt einer sozialen, ökologischen und nachhaltigen Verwertung großer Teile der Altkleider durch die Kleiderkammern und sozialen Second-Hand-Läden verkauft die Stadt als Monopolist die alten Kleider in Entwicklungsländer mit den entsprechend dramatischen Folgen für die dortige Kleiderproduktion.
Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Umweltschutz sehen anders aus!
Peter Krücker, Sprecher des Caritas-Vorstandes