Wissen die Briten, was sie tun? Wie weiter mit Europa und Großbritannien nach dem Brexit-Referendum?

Liebe auf den ersten Blick war das zwischen Großbritannien und der Europäischen Union nie. Eher zwei Königskinder, die nicht zueinander finden wollten oder sollten. Mehr ein “Halb zog sie ihn, halb sank er hin“. Wen wundert daher der Ausgang des Referendums in Großbritannien, auf dessen Grundlage nun die britische Regierung Volkes Stimme in konkrete Politik umzumünzen hat?

Knapp werden würde es allemal, so alle Vorhersagen. Und mit einem knappen Ergebnis habe auch ich persönlich gerechnet. Mehr jedoch damit, dass die Briten noch die Kurve kriegen und wenn es auch keine Liebesheirat war, die 1973 geschlossen wurde, es dennoch bei der Vernunftehe bleibt und es nicht zur Scheidung kommt. Selbst als der sinnlose Mord an der pro-europäischen Labour-Politikerin Jo Cox dazu beitrug, in Großbritannien kurz den Atem anzuhalten, dachte ich noch: „Jetzt kommen die Briten zu Vernunft!“

Eine Extrawurst hatten die Briten in der Europäischen Union von Anfang an. Nicht erst mit ihrer Entscheidung, nicht der Euro-Zone beizutreten und an der eigenen Währung als äußeres Zeichen der nationalen Eigenständigkeit festhalten zu wollen, oder dem Schengener Übereinkommen nicht zuzustimmen. Fast schon ein wenig wie das bayrische “Mia san Mia!“ oder das kleine gallische Dorf. Aber wie viele Extrawürste dürfen es sein? Wie sollten die Briten da auch mit der Europäischen Union warm werden, wenn man sich jederzeit eine Sonderrolle und damit einen Sozius auf dem Trittbrett freihält – bereit, mal auf- und mal abzuspringen, wie es gerade passt?

Ein solches opportunistisches Verhalten entspricht nicht dem Fundament der Europäischen Union, eine Wertegemeinschaft zu sein, die in der gemeinsamen Überzeugung gründet auf Achtung der Menschenwürde, Freiheit, pluralistische Demokratie, Toleranz, Gleichheit und Nichtdiskriminierung, Gerechtigkeit und Rechtsstaatlichkeit, Wahrung der Menschenwürde einschließlich Minderheitenschutz und Solidarität. Der “Affentanz” – sorry, Gibraltar-, den die Briten in den letzten Monaten vor allem in der Frage der Flüchtlingspolitik sowie der Niederlassungs- und Freizügigkeitsfrage aufgeführt haben, steht für sich.

Abgeschottet für sich pflegen die Briten nun ihr exklusives Inseldasein, verhaftet in längst vergangenen Zeiten des Kolonialismus. Wer aber so offensichtlich nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist und glaubt, auf diese Weise aus der gemeinsamen Verantwortung raus zu sein und sich künftig die Rosinen aus dem englischen Teekuchen picken zu können, der täuscht. Welche Solidarität und welches Entgegenkommen wollen die Briten künftig von den anderen europäischen Staaten einfordern? Glauben sie wirklich, sie sind jetzt raus aus der Nummer mit den Flüchtlingen? Meinen sie, Menschen würden nicht mehr versuchen, nach Großbritannien zu gelangen?

Der Triumph der Brexit-Befürworter wird nur kurzlebig sein. Siege auf Kosten anderer sind selten süß, eher bitter wie englische Orangenmarmelade. Nicht nur für die anderen, vor allem für sich selbst und die nationalen Interessen. Das, was die knappe Mehrheit der Briten und vor allem die Agitatoren des Brexits los getreten haben, wird die Briten selbst überrollen. Die Spaltung in Gesellschaft und Vereinigtem Königreich tritt nur wenige Stunden nach dem Ergebnis des Referendums zutage.

Also, zurück zur Ausgangsfrage: Wissen die Briten, was sie tun?

Einladung zur Solidaritätskundgebung in Rondorf

Symbolbild

Am Samstag, dem 11. Juni, ist das Pfarrhaus von Rondorf durch ein Feuer unbewohnbar geworden. Die Polizei vermutet derzeit Brandstiftung als Ursache. Eine achtköpfige Familie aus dem Irak, die hier bei uns vor Ort eine

neue Heimat und Gemeinschaft gefunden hat, ist jetzt obdachlos.

Ganz gleich, was dieses Unglück auch ausgelöst hat: Wir hier in Rondorf wollen klar signalisieren, dass wir zueinander stehen und einander beistehen. Wir wollen auch ein klares Zeichen gegen Gewalt setzen, zu einem friedlichen Miteinander einladen und selber auch dafür einstehen.

Wir laden alle herzlich
am Samstag, den 18. Juni 2016, um 22.30 Uhr
zu einer Solidaritätskundgebung
vor dem zerstörten Pfarrhaus,
Hahnenstraße 21, 50997 Köln, ein.

Hand in Hand wollen wir Licht in der Dunkelheit entzünden, Ängste abbauen und Begegnung schaffen.

Am Sonntag, den 19. Juni, lädt die Katholische Kirchengemeinde Heilige Drei Könige um 11.00
Uhr zu einem Gottesdienst und anschließendem Solidaritätsmahl ein, um auch hier ein Zeichen
für Frieden und Gemeinschaft zu setzen.

Kardinal Woelki zum Tod von Rupert Neudeck

„Menschenwürde praktisch anschaulich gemacht“ – Glaubenszeugnis

Kardinal Woelki in PEK aktuell, Pressedienst des Erzbistums Köln:
Köln. Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat zum Tod von Cap-Anamur-Gründer und Flüchtlingshelfer Rupert Neudeck kondoliert:
„Gott hat Rupert Neudeck zu sich gerufen, nach menschlichem Ermessen viel zu früh. Die Nachricht von seinem Tod macht mich sehr betroffen. Als Kind hat er Flucht selbst erlebt und als unermüdlicher Helfer in den Kriegsgebieten der Erde die Not der Flüchtlinge geteilt. Sein Einsatz galt den Verlassenen und Verlierern in den Krisenregionen dieser Welt.
Ich habe zuletzt bei dem Gedenkgottesdienst „23.000 Glockenschläge“ im Juni 2015 auf dem Roncalliplatz in Köln für die Mittelmeerflüchtlinge mit ihm zusammengearbeitet und seinen unbeirrbaren, geradezu sturen Willen zu tatkräftiger Hilfe für Menschen in Not immer bewundert.
Der Not und der Zerstörung im Gefolge von Krieg und Gewalt setzte er Nächstenliebe, Mitmenschlichkeit und Zukunftshoffnung entgegen. Sein aus dem Glauben gespeistes beharrliches Engagement hat den Begriff Menschenwürde praktisch und anschaulich werden lassen. Für dieses Glaubens- und Lebenszeugnis bin ich ihm sehr dankbar.
In Gedanken und Gebeten bin ich bei seiner Frau, seiner Familie, seinen Angehörigen und den zahlreichen Freunden. Im Glauben dürfen wir vertrauen, dass er bei Gott seine Vollendung findet.“

Ignorieren oder argumentieren, ernst nehmen oder lachen

Außer durch die Flucht ins Freie hätte man sich am Wochenende kaum der Berichterstattung über den Parteitag der selbsternannten deutschen Alternative entziehen können. Zumindest die Medien kannten keine Alternative.

Nicht erst seit dem letzten Wochenende geht mir immer wieder durch den Kopf, was die richtige Strategie im Umgang mit dieser von Konservatismus bis Extremismus umspannenden Truppe ist. Und nach dem Wochenende befinde ich mich wieder mal mit meinen Gedanken zwischen Baum und Borke.

Mein eigenes politisches Verständnis sagt mir, dass eine inhaltliche Auseinandersetzung stattfinden muss. Nur so kann der Geist, der sich zunehmend materialisiert, entzaubert werden. Dies bringt einen oft schnell und aufgrund der Agitationsweise der in der Alternative Handelnden ins Hintertreffen. Statt Argumentieren erlebe ich oft, dass selbst gestandene Politiker, die sonst so Vieles und Gehaltvolles zu sagen haben, sich schwer tun und nur noch rechtfertigen. Sich zu rechtfertigen ist keine gute Alternative in einer Diskussion. Damit steht man bereits auf verlorenem Posten; bildhaft mit dem Rücken an der Wand. Wer hört da noch zu? Weiterlesen

Paris – Brüssel – Köln

Der Terror von IS und Salafisten kommt näher. Die Anschläge in Brüssel sind uns Kölnern näher als Hamburg oder Berlin. Gerade mal 200 Kilometer trennen uns vom Terror. Wann ist Deutschland betroffen ?

Schon lange sind wir alle in Europa Betroffene des Terrors. Sicherheitsvorkehrungen und Reisewarnungen an allen Ecken und Enden, wer mag denn heute noch eine Städtereise langfristig buchen? Und trotzdem, Deutschland ist weniger betroffen als andere Länder. Warum?
Weil Deutschland in der Vergangenheit Parallelgesellschaften wahrgenommen und bekämpft hat, weil wir nicht zulassen wollen, dass ganze Stadtteile sich dem Zugriff der Rechtstaatlichkeit entziehen, weil bei uns auch Minderheiten volle Rechte haben.

Es war und ist gesellschaftlicher Konsens in Deutschland, dass Integration die gemeinsame Aufgabe der Gesellschaft und der Zuwanderer ist. Dieser Konsens schützt unsere Gesellschaft bis heute. Umso wichtiger, diesen Konsens zu erhalten und zu verteidigen: vor Rechtspopulisten die auf Abgrenzung statt Integration bauen, vor Spar-Kommissaren und Kämmerern, die gesellschaftliche Investitionen in bedrohte Stadtteile einsparen wollen, vor Neoliberalen, die den Wohnungsmarkt Hedgefonds und Spekulanten überlassen wollen.

Nicht die Sicherheitspolitik, sondern die Sozial- und Wohnungsbaupolitik schützt uns und unsere Gesellschaft vor Islamistischem Terror. Integrierte Menschen tragen zur Entwicklung der Gesellschaft bei – ausgegrenzte Menschen werfen Bomben!

Jesus hat die Schnauze voll

Wie sagte Wilfried Schmickler am Samstag (26.03.) so schön bei den Mitternachtsspitzen? Jesus hat die Schnauze voll. Deshalb wird er dieses Jahr nicht auferstehen. Mit der „großen Jubelfeier anlässlich der Generalvergebung aller Schuld“ wird das dieses Jahr nichts. Die Erklärung, warum der „Hauptdarsteller der Osterinszenierung“ sich weigert, in diesem Jahr von den Toten aufzuerstehen und die Menschheit von ihren Sünden zu erlösen, findet sich laut Schmickler unter www.schnauzevoll.de. Denn, so Schmickler, wenn dieser Jesus heute die Tagesschau einschaltet, dann sieht er eine „nicht enden wollende Dokumentation seines Scheiterns“. Predigte Jesus seinerzeit Nächstenliebe, Mitleid, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und das Streben nach dem ewigen Frieden, so machen Politiker stattdessen heute „Hartherzigkeit und verweigerte Hilfeleistung zur Maxime ihres Handelns“. Ob im Schlamm von Idomeni oder in den Flüchtlingslagern im Libanon – hier sind die Predigten Jesu auf ganzer Linie gescheitert. Die „sogenannte westliche Welt, die vor Überfluss und Reichtum aus allen Nähten platzt, macht nicht die geringsten Anstrengungen, um Millionen Kriegsflüchtlinge wenigstens mit sauberem Wasser und ausreichend Nahrung zu versorgen (von medizinischer Versorgung ganz zu Schweigen)“. Stattdessen werden „Drohnen, Kampfjets, Panzer, Kanonen, Bomben und Granaten geliefert“. Die große Auferstehungsfeier fällt also aus. Denn „was ihr nicht getan habt einem meiner Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan“…

Worte, die auf bittere Weise deutlich machen, dass Christsein weit mehr bedeutet, als die Ostermesse zu zelebrieren. Damit „Leben und Liebe über Tod und Sünde siegen können“ (Papst Franziskus), müssen wir aufstehen und uns aktiv für eine friedliche Welt einsetzen.

Gastbeitrag von Christine Lieser, Koordinatorin für Flüchtlingsarbeit im kath. Stadtdekanat Köln, für die Aktion Neue Nachbarn

Die Menschen kommen, um zu arbeiten

Gastbeitrag von Tim Westerholt, Teamleiter Fachdienst Integration und Migration im Caritasverband Köln

EU-Bürger, die sechs Monate in Deutschland sind, haben hier Anspruch auf Sozialhilfe – das hat das Bundessozialgericht im Dezember festgelegt. Was viele wie eine Einladung zum Sozialleistungsbetrug interpretieren, sieht in der Realität anders aus.

Die Behauptung, Menschen aus dem europäischen Ausland kämen nur aufgrund des sozialen Sicherungssystems nach Deutschland, wird gerade in Zeiten, in denen die Freizügigkeit nicht groß im Kurs steht, gerne von verschiedenen Seiten aufgegriffen. Dabei lohnt es sich einmal die wirklichen Gründe für eine Einwanderung nach Deutschland zu betrachten. Vor der sogenannten Flüchtlingskrise waren es insbesondere die im Rahmen der Osterweiterung hinzugekommenen EU-Länder, als größtes Land Polen, danach Rumänien und Bulgarien, aus denen viele Menschen nach Deutschland kamen. Im Rahmen der europäischen Wirtschaft- und Finanzkrise kamen aber auch viele Menschen hinzu, die aus südlichen und westlichen EU-Ländern stammten, so etwa Spanien, Italien, Portugal und Griechenland. Die Einwanderung aus struktur- und wirtschaftsschwachen Regionen Europas verdeutlicht, dass das zentrale Motiv hierzu in der Arbeitssuche besteht und Deutschland als eines der wenigen Länder der EU, die vergleichsweise gut durch die Finanzkrise gekommen sind, eine große Ausstrahlung im europäischen Ausland besitzt.

Um zu bewerten, wie groß die Anziehungskraft des deutschen Sozialleistungssystems ist, lohnt es sich hierauf einen Blick zu werfen. Der einzige Anspruch, den ein EU-Bürger geltend machen kann, ist es, für drei Monate überhaupt hier sein zu dürfen. Sechs Monate darf er bleiben, wenn er arbeitssuchend ist. In dieser Zeit hat er aber keine Ansprüche; nicht auf Sozialhilfe, nicht auf Arbeitslosengeld II und auch nicht auf Kindergeld. Erst wenn er sozialversicherungspflichtige Arbeit gefunden hat kann er Ansprüche geltend machen. Jetzt kann man darüber diskutieren: Wir hoch ist die Wirkung dieses Sozialsystems im europäischen Ausland? Der deutlich größere Anreiz ist eben doch, dass Deutschland als wirtschaftsstarkes Land gilt. Weiterlesen

Für das Menschenrecht auf Asyl

Das Bündnis “Wir stellen uns quer – Kein Rassismus bei uns in Köln” ruft  am 10. Dezember 2015, ab 17:00 Uhr zu einer Demonstration und Kundgebung vor dem EL-DE-Haus am Appellhofplatz in Köln auf. Mit der Aktion, die u.a. vom Caritasverband Köln und vielen anderen sozialen und politischen Organisationen unterstützt wird,  mahnt das gesellschaftsübergreifende Bündnis aus aktuellem Anlass uneingeschränkt zum Erhalt des Menschenrechts auf Asyl.

So groß der Schock nach den Anschlägen in Paris im November dieses Jahres ist, so unbeherrschbar Zahl und Unterbringungssituation der nach Europa und Deutschland fliehenden Menschen auch scheinen mag. Diese Ereignisse dürfen nicht dazu führen, das Menschenrecht auf Asyl und den Flüchtlingsschutz durch eine Verschärfung der Gesetze zu unterwandern. Am “Internationalen Tag der Menschenrechte” gilt es Solidarität mit den Flüchtenden in der Welt, in Europa, in Deutschland und in Köln zu zeigen. Weiterlesen

Our Stories – Flüchtlinge erzählen

PL01_JS0061Ehrenamtliche der Kirchengemeinde St. Agnes im Agnesviertel haben Geschichten von Menschen zusammengetragen, die nach Köln geflohen sind. Sogenannte “Graphic Recorder” – die sonst professionell die Ergebnisse von Meetings und Konferenzen visualisieren – haben die Geschichten der Flüchtlinge, ihre Ängste und Erlebnisse, auf Plakatwände (auf)gezeichnet. Die Plakataktion trägt den Titel “Our Stories – Flüchtlinge in Köln erzählen”. Den Blog zur Aktion “Our Stories” inkl. weiterer Bilder und eines Videos finden Sie hier. Weiterlesen

Open Jam – Musik überwindet Sprachbarrieren

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Unser Jugendcafé Bugs wird jedes Wochenende von vielen Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft besucht. Musik spielt im Jugendcafé eine wichtige Rolle und überwindet Sprachbarrieren. Deswegen hat das Bugs Jugendcafé am Freitag, den 28.08.2015 von 20.00 bis 22:00 Uhr in der Kirche St. Michael am Brüsseler Platz die Open-Jam “Art&Amen” veranstaltet. Hier haben die Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen freien, konstruktiven Weg des gemeinsamen Ausdrucks und Erfahrens erlebt, bei dem Kategorien wie Ethnie, Alter und Geschlecht keine ausgrenzenden Rollen spielen. Gemeinsam wurden musikalische Wege ergründet, um ein respektvolles und gutes Miteinander zu schaffen. Eine Besucherin brachte es auf den Punkt, als Sie sagte: „Die unterschiedlichen Generationen und Kulturen, die hier ein harmonisches Zusammenspiel finden, rühren mich zu Tränen“. Weiterlesen