Ehrenfeld im Wandel

Ludger Hengefeld ist Leiter der Stabsabteilung Engagement und Zivilgesellschaft

Letzten Mittwoch setzten sich die katholischen Akteure in Ehrenfeld an den Runden Tisch Sozialraumpastoral. Thema waren die Flüchtlinge aus der Erstaufnahmeeinrichtung in der Herkulesstraße und die Arbeitsmigranten aus EU-Mitgliedsländern. Sie alle tauchen im Straßenbild der Venloer auf. Ein buntes, quirliges Wimmelbild: als BettlerInnen vor den Supermärkten, als Querkopf-VerkäuferInnen, als Arbeitssuchende auf dem sogenannten Arbeitsstrich und einfach als PassantInnen. Nachts schlafen einige von Ihnen im Portal der Josefskirche und in städtischen Grünanlagen, selbst im Winter. Wir hören von der drangvollen Enge in der Erstaufnahmeeinrichtung Herkulesstraße: Ganz zu Beginn war das alte Straßenverkehrsamt für 80 Personen geplant. Jetzt sind es an die 600 Personen, davon die Hälfte Kinder. Weiterlesen

Wo gehört das Essen eigentlich hin?

Ludger Hengefeld ist Leiter der Stabsabteilung Engagement und Zivilgesellschaft

„Essen, wo es hingehört“ – so werben die Tafeln für Ihre Aktivität. Und in der Tat, Essen und Trinken sind nicht gleich verteilt. Neben Luxustempeln, wo eine Mahlzeit für zwei schnell einmal dreistellig werden kann, bieten sich Schnellimbisse aller Herkünfte einen mitunter erbitterten Preiskampf um die billigste Fütterung. Diese Schere geht materiell und kulturell immer weiter auseinander. To Go heißt ein Zauberwort: Du kannst immer Essen haben, wo auch immer, wann auch immer. Aber wenn Essen überall und immer geschehen kann, ist der Wert von Nahrungsmitteln auf die grenzenlose Konsummöglichkeit reduziert – nicht etwa auf die Sättigung, eine gemeinsame Mahlzeit oder andere Werte.
Just in den Tagen, als der spektakuläre Dönerwurf eines Fussballmillionärs ins Gesicht eines Kölner Fußballfans vorübergehend die Schlagzeilen füllte, erschienen im Kölner Stadtbild Aufschriften mit dem leicht veränderten Slogan: Essen wo es hingehört.“ Weiterlesen

Abtragung

ABTRAGUNG, F Windisch ©joschwart.com

ABTRAGUNG, F.Windisch ©joschwartz.com

Ludger Hengefeld ist Leiter der Stabsabteilung Engagement und Zivilgesellschaft

Eine junge Frau schleift einen Tisch ab. Der hell erleuchtete Raum hat glatte weiße und Wände kaum weiteres Inventar, aber Schaufensterscheiben in zwei Richtungen, so dass Passanten nicht nur das Geräusch hören, sondern ihr auch bei der Arbeit zusehen können. „Die trägt keine Micky-Mäuse“, stellt einer fest, „wenn das ihr Chef sieht – dann gibt es gleich Ärger!“ Wenn schon keine Ohrschützer, einen Mundschutz und einen Blaumann trägt Franziska Windisch allerdings; der große Raum ist inzwischen auch schon reichlich mit dem Staub besetzt, den die tägliche Abschleifarbeit erzeugt hat. Außerdem ist es Dezember und abends schon einmal etwas frischer. Auch die ausliegenden Drucksachen der Galerie liegen unter einer Schicht aus Holzstaub. „Abtragung“ kann man an der Schaufensterscheibe lesen, und die Arbeitszeiten der Brüsseler Künstlerin nachlesen: zwei Wochen lang will sie zu den Werktagen jeweils eineinhalb Stunden schleifen. Eine Abschlussperformance ist ebenfalls angekündigt.

Weiterlesen

Aus dem Elend ins neue Elend

Ob auf dem sogenannten “Arbeiterstrich” an der Venloer Straße in Ehrenfeld oder um die Ecke auf einem Bolzplatz: Rumänen und Bulgaren, die aus bitterer Armut in ihren Heimatländern nach Köln gekommen sind, in der Hoffnung hier Arbeit zu finden, gehören in einigen Kölner Stadtteilen bereits zum gewohnten Bild.

Foto: Uli Lange

Dabei sind von allen Zuwanderern aus den beiden EU-Staaten Rumänien und Bulgarien 80 % erwerbstätig und teilweise auch  qualifizierte Facharbeiter.
In der Öffentlichkeit sichtbarer sind die anderen 20 %, – die Menschen, deren Elend sich hier fortsetzt.
Eines muss allen klar sein: Rumänen und Bulgaren, die nach Deutschland eingewandert sind, haben als EU-Staatsbürger ein Recht hier zu sein.

Weiterlesen

Herkunft entscheidet immer noch über Schulerfolg

Weniger Schulabbrecher und mehr Bildungsabschlüsse. Das sind zunächst die durchaus positiven Ergebnisse, zu der die neueste Studie der Bertelsmann-Siftung kommt, die in diesen Tagen veröffentlicht wurde. Die bittere Nachricht dagegen lautet: Nach wie vor gibt es einen engen Zusammenhang zwischen schulischem Erfolg und sozialer Herkunft.  Weiterlesen

Es gibt ein Grundrecht auf Freizügigkeit

Freizügigkeit in der EU ist nicht beschränkt auf bestimmte Menschen, sondern gilt für alle EU Bürger, auch für ethnische Minderheiten wie den Roma.
Wenn die Politiker von der „außergewöhnlichen Herausforderung durch den Zuzug von  Menschen aus Rumänien und Bulgarien sprechen, so meinen sie in der Regel Roma.
Roma sind die am meisten verfolgte Minderheit in Europa und im Besonderen in Rumänien und Bulgarien. Gleichzeitig unterstellt man diesen Zuwanderern immer Asylmissbrauch und Sozialleistungsbetrug. Das ist schlichtweg falsch!  Weiterlesen

20 Jahre Tafeln und jetzt auch noch das Pferdefleisch

Ludger Hengefeld ist Leiter der Stabsabteilung Engagement und Zivilgesellschaft

Passend zum Jubiläum der Tafeln – vor 20 Jahren begannen wohlhabende Damen damit Obst und Gemüse vor dem Wegwerfen zu bewahren und es an Obdachlose zu verteilen -rückt der Skandal um das als Rindfleisch deklarierte Pferdefleisch und dessen Weiterverwertung auch das Dilemma der Tafeln in den Blick. Lebensmittelrettung und Kampf gegen Armut gehen nur schwerlich zusammen.

Ein CDU Politiker schlug vor, die Produkte mit Pferdefleisch über die Tafeln an Bedürftige zu verteilen. Der Vorsitzende des Bundes der Tafeln e.V., Gerd Häuser, hat diesen Vorschlag vehement zurückgewiesen. So zu handeln sei würde- und respektlos gegenüber den Tafelkundinnen und -kunden, sagte er in einem Interview mit dem Deutschlandradio Kultur.  

Wir leben in einer Gesellschaft, in der der Konsum von Pferdefleisch kaum üblich ist.Wenn niemand die Pferdefleischprodukte will, muss die Ware auf den Müll. Der Lebensmittelberg wächst. Weiterlesen

„Heuschrecken“ in Chorweiler

Bezahlbarer Wohnraum in Köln ist knapp. Auch die Finanzen der Stadt sind knapp. Anders lässt es sich nicht erklären, dass die Stadt Köln Entwicklungen im sozialen Wohnungsbau zulässt, die Wohnungen eher verkommen lässt, als sie für eine nachhaltige Nutzung mit Unterstützung ordentlicher Investoren zu sichern.

Neuestes Beispiel: Die für Januar geplante Versteigerung von 1200 Wohnungen in einem Hochhauskomplex im Zentrum von Chorweiler, der unter Zwangsverwaltung steht. Weiterlesen

JobCenter zur Festung ausbauen?

Im JobCenter Neuss ist eine Katastrophe passiert. Ein Kunde zückt  sein Messer und tötet seine Sachbearbeiterin. Das ist unendlich traurig. Die Zeitung sind voller Kommentare, die JobCenter müßten nun sicherer werden, es werden Barrieren in den Büros gefordert, Zugangskontrollen im Gebäude, Metalldetektoren wie auf den Flughäfen.

Liegt hier der Kern des Problems? Weiterlesen