Maria Hanisch, leitet im Geschäftsfeld Alter und Pflege die Stabsstelle Ethik, Seelsorge und gesundheitliche Versorgungsplanung
Neulich brauchte ich zuhause für ein defektes Wasserrohr einen Klempner. Als die Rechnung eintraf, war dort ein Stundenlohn von 68 € berechnet, zuzüglich Anfahrtspauschale. Völlig normal! Die habe ich anstandslos bezahlt.
Was ist eigentlich der Unterschied – so frage ich mich – zwischen einem Klempner und einer Pflegefachkraft?
Beide haben eine 3-jährige Berufsausbildung, beides ist „Handwerk“ – da ist also kein Unterschied. Der zurzeit mit den Kassen verhandelte Stundenlohn für Pflege soll jedoch 28 € betragen. Demnach ist Pflege dann doch nicht so viel wert!!
Um auf die prekäre Situation in der Finanzierung der Ambulanten Pflege hinzuweisen, haben die Dienste der Wohlfahrtsverbände in den letzten Wochen große Protestaktionen gestartet: Hier in Köln mit einem Autokorso von ca. 200 Wagen, die vor der Geschäftsstelle der AOK ihr Ziel fanden. Im Foyer der AOK wurden Karten mit Aussagen von Kunden der Ambulanten Pflegedienste zur Wichtigkeit dieser Dienstleistung überbracht und zum Zeichen der Unzufriedenheit mit der Verhandlungsführung der Kranken- und Pflegekassen auch Zitronen. Aus der AOK-Geschäftsführung ließ sich kein verantwortlicher Mitarbeiter blicken, um den Protest entgegenzunehmen. Feige und blamabel nenne ich so ein Verhalten. Gerade die Ambulante Pflege hat über viele Jahre stetige Anforderungen in Versorgung und Dokumentation ihrer Leistungen tapfer ertragen und umgesetzt.
Das Maß ist voll! Es geht bei einer besseren Finanzierung nicht um die Gewinnmaximierung einer Organisation, sondern um den Bestand einer Dienstleistung an alten, kranken und behinderten Menschen, deren Wunsch es ist, zuhause in ihrer vertrauten Umgebung versorgt zu werden und das unter menschlichen, zugewandten Bedingungen! Es geht um eine Dienstleistung, die von Pflegefachkräften erbracht werden soll, und die dem permanenten Druck nicht mehr nachkommen kann!
Was aber bleibt, wenn viele gepflegt werden wollen, aber keiner kann und will es mehr machen? Darüber schon mal nachgedacht – Ihr Verantwortlichen in den Kassen?