Ohne Studium bist du nichts

Hörsaal

Bald ist auch in Köln wieder Semesterstart: Aber nur für diejenigen, die einen entsprechenden Numerus Clausus im Abitur hatten. In Köln gibt es keinen einzigen Studiengang mehr ohne „NC“. Warum? Weil heutzutage jeder studieren muss, die Unis sind völlig überlaufen.

Was ist eigentlich aus unserer Gesellschaft geworden? „Höher – schneller – weiter“ das ist kein neues Credo. Aber was unsere Bildung angeht, hat es sich im letzten Jahrzehnt extrem zugespitzt. Heute gibt es zahlreiche Jugendliche, die wenigstens das Abitur „versuchen“. Das kann ich verstehen: Nicht nur die besorgten Eltern drängen zum Abi, sondern die Arbeits-Realität fordert das oft. Viele Ausbildungsberufe, bei denen früher ein Realschulabschluss wenn nicht ein Hauptschulabschluss gereicht hat, fordert heute Abitur. Warum? Weil der Arbeitgeber es sich aussuchen kann. Es gibt ja genügend Leute mit Abi. Und wenn man schon mal das Abi hat, dann kann man auch gleich studieren gehen.

Der Philosoph und Publizist Richard David Precht hat mal in einem Vortrag gesagt: „Wir leben schon lange nicht mehr in einer Leistungsgesellschaft.“ Da wollte ich gerade heftig protestieren, als er seinen Satz zu Ende führte: „ Wir leben in einer Erfolgsgesellschaft. Es geht nicht mehr darum, was wir leisten, sondern darum, dass wir Erfolg haben.“ Und das stimmt. Die breite Masse hat nicht viel Anerkennung übrig für Pflegekräfte, die sich sowohl körperlich als auch mental stark für pflegebedürftige Menschen einsetzen. Aber sobald ein Mensch – egal was er dort tut – bei einer namenhaften Firma arbeitet, oder einen Managertitel hat, steigt das Ansehen sofort. Nicht umsonst wurde der Job des Hausmeisters vor einigen Jahren zum „Facility Manager“ umbenannt.

Das Ergebnis ist leider, dass viele junge Leute heute nicht mehr in sich hineinhören, was sie eigentlich wirklich ausfüllt. Viele fangen einen Studiengang an, brechen ihn ab, studieren einen zweiten und manche landen dann später doch in einer Ausbildung. Aber sie haben es mit dem Studium „wenigstens versucht“. Warum denn eigentlich? Wie in allen anderen Bereichen des Lebens lebt doch auch hier unsere Gesellschaft von Unterschieden. Wir brauchen Menschen, die sich dem Handwerk, den Erziehungsberufen und der Pflege widmen genauso wie Menschen, die studieren; Forschung voran bringen und sich mit wissenschaftlichem Arbeiten beschäftigen. Für eine funktionierende Gesellschaft ist jedes Glied in der (Fahrrad-)Kette wichtig, egal wie „klein“ – wenn es fehlt, dann läuft das Rad nicht weiter.

Ein Gastbeitrag von Jana Zöller, Stab Öffentlichkeitsarbeit

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