Die Kommune will laut ihrer Sparliste die Arbeit der Antidiskriminierungsbüros finanziell nicht mehr fördern, was faktisch die Einstellung der Arbeit bedeutet. Warum? Vielleicht, weil es fortan keine Diskriminierung in Köln mehr gibt? Wie weit wir da von der Realität entfernt sind, belegt u.a. eine Vorlage für die März-Ratssitzung: In dem Resolutions-Entwurf verlangten alle Fraktionen den Fortbestand von Einreiseeinschränkungen für Rumänen und Bulgaren über 2013 hinaus.
Es habe im letzten Jahr eine zu hohe Zahl an Zuwanderern aus diesen Ländern gegeben (operiert wurde in dem Text mit bundesweiten Zahlen, denn die Kölner Zahlen gaben den Beleg für diese Behauptung offenbar nicht her). Außerdem käme es zunehmend zu Problemen mit dieser Gruppe. Pauschal wurden in dieser Vorlage alle Angehörigen von zwei EU-Ländern diskriminiert. Gemeint waren wohl insbesondere Einwanderer, die ihre wirtschaftliche Existenz bei uns neu aufbauen wollen. Gut – welcher Einwanderer will das nicht? Dabei kommen sie unseren Interessenslagen doch voll entgegen, die Ärzte und Pflegekräfte, wie auch viele andere Fachleute und Arbeiter, die letztes Jahr aus Bulgarien und Rumänien zu uns gekommen sind. Wie viele Probleme wir hätten, wenn diese Zuwanderer nicht kämen, wird nicht erwähnt. Sollte diese pauschale Verurteilung etwa nur Menschen gelten, die wenig Qualifizierung mitbringen, aber dennoch nach Lebenschancen suchen? Ein sehr schlechtes Signal gegenüber armen Menschen! Ja, es lässt sich immer noch gut auf dem Rücken von Menschen, die keine Lobby haben, Wahlkampf machen – parteienübergreifend!
Wir sparen die Antidiskriminierungsbüros ein – dann können sie sich auch nicht beklagen!?? Da kann ich nur sagen: ohne uns! Wie wichtig Antidiskriminierungsarbeit ist, lässt sich aktuell auch an der Verunsicherung vieler türkischer bzw. türkei-stämmiger Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt angesichts der Ermittlungen zu den Ursachen eines Brandes in Höhenberg erkennen. Erkennbar ist ein erhebliches Misstrauen, ob Behörden eigentlich ausreichend tätig werden, wenn es sich „nur“ um Einwandererfamilien handelt.
Wir wollen den weltoffenen Charakter dieser Stadt und das friedliche Zusammenleben vieler verschiedener Menschen bewahren und immer wieder neu herstellen. Dazu gehört: Flagge zeigen gegen Diskriminierung und Ausgrenzung!
Dieser Beitrag wurde als Gastbeitrag verfasst von Susanne Rabe-Rahman, Leiterin des Leistungsbereichs Integration und Beratung im Caritasverband für die Stadt Köln.