Bei der Protestaktion der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege haben über 1000 Senioren, Kinder, Eltern und Beschäftigte der freien Träger der Wohlfahrtspflege heute vor der Ratssitzung zum Sparhaushalt 1000 gute Gründe für ein soziales Köln gemalt, geschrieben, gesungen, um ihrem Protest Gehör zu verschaffen.
Prominente Fürsprecher waren Pfarrer Franz Meurer und Kabarettist Jürgen Becker, der spontan auf die Bühne ging.
Eine Auswahl von Gründen für den Erhalt eines sozialen Kölns trugen Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Pfarrer Franz Meurer auf dem Rathausvorplatz vor, wie beispielsweise:
„Mit euch kann ich auch über blöde Lehrer reden, das ist super!“ sagt eine Schülerin aus der 6. Klasse einer Realschule zur Übermittagsbetreuung. „Weil meine OT mir geholfen hat, mein Abitur zu schaffen“ (Kosmas 21 Jahre).
„Meine Seniorenberaterin hilft mir, all die Anträge auszufüllen, die ich nicht verstehen kann“ (Olga, 74 Jahre) und Alfons, 78, aus Longerich schreibt, „damit ich weiter noch Kollegen zum Skat spielen kennenlerne.”
„Wenn unser Bürgerzentrum zu macht, kannst Du meinen Stadtteil vergessen“ (Brigitte, 51 J.).
In Papierform wurden 1000 gute Gründe an Oberbürgermeister Jürgen Roters überreicht.
Und die Kinder der Caritas-Übermittagsbetreuung gaben Schuldezernentin Dr. Agnes Klein Hefte mit selbst geschriebenen und gemalten Hausaufgaben für die städtische Politik und Verwaltung mit.
Die geplanten Kürzungen gehen überproportional zu Lasten der Bereiche Soziales und Jugend . Dabei sind vor allem die freien Träger betroffen. Nur durch erhöhten Eigenmitteleinsatz, Akquise von Drittmitteln sowie durch das enorme Engagement der Beschäftigten und der ehrenamtlichen Unterstützer haben die freien Träger in der Vergangenheit ihre für Köln unverzichtbaren Angebote aufrechterhalten können. Die jetzt vorliegenden Sparvorschläge ignorieren und missachten diesen Einsatz. Kürzungen bei der ohnehin sehr schlecht ausgestatteten offenen Ganztagschule senken den Standard der Betreuung weiter kontinuierlich ab. Wir brauchen hier zusätzliches Geld, um nur den Stand zu halten
Die Angebote für Senioren sind ebenfalls massiv von Kürzungen betroffen. Rund 20% aller Leistungen sollen hier eingespart werden. Die städtischen Förderungen zur Integration von Migranten und Flüchtlingen soll auf einen Mini-Ansatz zurückgefahren werden. Besonders dramatisch ist die Lage für die Kölner Stadtteile. Nicht nur das präventive Sozialraumkonzept zur Unterstützung der Stadtteil-Infrastruktur steht auf der Kippe. Verabschiedet sich die Stadt Köln von ihrem Leitbild einer modernen und sozialen Stadtgesellschaft? Der soziale Frieden und ein positives, zukunftsgewandtes Klima sind wesentliche Standortfaktoren für die wirtschaftliche Entwicklung unserer Stadt. Wir wünschen uns eine Diskussion darüber, in was für einer Stadt wir leben wollen und eine Haushaltspolitik, die sich an den daraus abgeleiteten Zielen orientiert und die alle gesellschaftlichen Gruppen mitnimmt. Wir fordern den Oberbürgermeister, die Verwaltung und die Ratsmitglieder nachdrücklich auf, ihre Verantwortung für alle Kölnerinnen und Kölner wahrzunehmen und bewahren die Hoffnung, dass sie diesem sozialen Kahlschlag Einhalt gebieten.