Black Box?! So engagiert sich die Caritas Köln in der Sozialpolitik.

„Gremienarbeit“, „Lobbying“, „Verbandspolitik“ etc. – Was hat es damit auf sich? Wie bringt sich die Caritas Köln ein? Wie gestalten wir die politische Arbeit für ein soziales und gerechtes Köln?
Wir möchten Einblick in die „Black Box“ geben, was sozialpolitisch überhaupt von wem und für wen mit welchen Zielen getan wird.

Was meint sozialpolitisches Engagement?

Der Caritasverband wirkt in der Stadt Köln an der Arbeit von rund 30 verschiedenen politischen Gremien, Ausschüssen oder Netzwerken mit. In diesen Gruppen sitzen Vertreter*innen von Wohlfahrtsverbänden wie der Caritas, der Politik, der Verwaltung und weitere Expert*innen. Seitens des Caritasverbandes beteiligen sich hier insbesondere der Sprecher des Vorstands sowie weitere Führungskräfte des Caritasverbandes. Gremien, Ausschüsse und Netzwerke nehmen jeweils unterschiedliche Bereiche der Sozialpolitik und der Wohlfahrtspflege in den Blick – sie sind arbeitsteilig organisiert. So gibt es Gruppen, die sich zum Beispiel auf Seniorenpolitik, auf Behindertenpolitik oder auf Jugendarbeit konzentrieren.

Das sind unsere Ziele:

  • Die soziale Arbeit in Köln fördern, gestalten und weiterentwickeln.
  • Auf (stadt-)gesellschaftliche Problemlagen und Fehlentwicklungen hinweisen.
  • Anwaltschaftlich für hilfe- und ratsuchende Menschen in Köln eintreten.
  • Die Interessen des Caritasverbandes und seiner Mitarbeitenden in Diskussionen und Entscheidungsfindungen vertreten.
  • Unser Wissen als Expert*innen für soziale Themen und unsere Erfahrung aus der Praxis der Sozialen Arbeit und Pflege bei der Beratung zu politischen Fragen einbringen.
  • Partnerschaftliche Beziehungen zu Politik und Verwaltung sowie zu weiteren Bündnispartner*innen in der Stadt Köln aufbauen und pflegen: Nur gemeinsam sind wir stark.
  • Themen aus dem Verband in die Öffentlichkeit tragen.
  • Aufmerksamkeit dafür schaffen, was der Verband für die (Stadt-)Gesellschaft leistet.

Der Caritasverband Köln ist zudem Teil der sogenannten LIGA Köln (www.liga.koeln), einem Zusammenschluss der sechs Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege in Köln, die gemeinsam sozialpolitische Positionen entwickeln und vertreten. Das sind außer unserem Caritasverband das Diakonische Werk Köln und Region, der AWO Kreisverband Köln, die Kreisgruppe Köln des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, der DRK-Kreisverband Köln und die Synagogen-Gemeinde Köln. Jährlich wechselt die Geschäftsführung der LIGA, in diesem Jahr 2023 hat der Caritasverband Köln die Federführung inne. Vertreter*innen der LIGA sind in den zentralen kommunalpolitischen Gremien vertreten und stehen zusätzlich in regelmäßigem Austausch mit den Amtsleitungen des Jugend-, Sozial- und Gesundheitsamtes sowie mit der Leitung des Jobcenters.

Wir engagieren uns nicht nur in der Kölner Stadtpolitik in Köln, sondern sind auch in kirchenpolitischen und innerverbandlichen Gremien und Ausschüssen aktiv.

Warum und für wen engagieren wir uns? Was sind zentrale Themen?

Wir bringen uns aktiv als Anwalt für benachteiligte Menschen in der Kölner Stadtgesellschaft ein. Unser Anliegen ist soziale Gerechtigkeit in der Stadt, für geflüchtete Menschen, für Zuwandernde, für Inklusion, für menschenwürdige Pflege und für gleiche Chancen und die Förderung von Kindern und Jugendlichen.

Als Träger sozialer und pflegerischer Einrichtungen kämpfen wir für eine auskömmliche Finanzierung der sozialen Infrastruktur. Nur bei einer guten Finanzierung ist es möglich, umfassende Unterstützungsangebote von hoher Qualität anzubieten. In diesem Zusammenhang unterstreicht der Verband öffentlich, welchen wichtigen Beitrag seine haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Unterstützung benachteiligter Menschen leisten.

Grundsätzlich äußert sich der Verband konstruktiv und kritisch zu gesellschaftlichen Entwicklungen in der Stadt Köln und darüber hinaus. Dabei werden caritative Werte und ethische Leitlinien in die politische Debatte eingebracht. Politischen Tendenzen wie Populismus, Diskriminierung, Antisemitismus oder Fundamentalismus tritt der Verband ausdrücklich entgegen.

Die Kommune ist die zentrale und richtige Anlaufstelle für dieses Engagement: Zum einen werden hier politische Entscheidungen über die sozialen Dienstleistungen und Angebote vor Ort getroffen. Zum anderen sind soziale Problemlagen (wie Wohnraummangel oder Armut) hier besonders sichtbar und können mit pragmatischen, innovativen sowie stadtteilorientierten Ansätzen unmittelbar angegangen werden.

Was sind konkrete Beispiele?

Der Caritasverband ist stimmberechtigtes Mitglied des Jugendhilfeausschusses des Rates der Stadt Köln. Das heißt, dass der Verband hier neben 14 weiteren stimmberechtigten Vertreter*innen direkt an Entscheidungen des Ausschusses beteiligt ist. Im Jugendhilfeausschuss wird beispielsweise über Richtlinien zur Gestaltung, Ausstattung und Unterhaltung von Kindertages- und Jugendeinrichtungen entschieden. Auch die grundsätzliche Planung von Kinder- und Jugendeinrichtungen ist ein wichtiges Thema für den Ausschuss.

Ein weiteres konkretes Beispiel für das sozialpolitische Engagement des Caritasverbandes ist der Runde Tisch für Flüchtlingsfragen. Hierbei handelt es sich um ein Gremium von Expert*innen, das die Stadtverwaltung bei allen Fragen und Herausforderungen rund um das Thema Flüchtlingspolitik berät. Es geht beispielsweise um die Initiierung und Vernetzung der ehrenamtlichen Unterstützungsarbeit für Geflüchtete sowie die Beratung der Verwaltung bei Unterbringung und Versorgung von Geflüchteten.

Der Caritasverband Köln sucht den offenen Austausch mit allen (demokratischen) Parteien und Interessenvertretungen.
Alle Vertreter*innen sind herzlich eingeladen, mit uns zum gemeinsamen Austausch zu aktuellen sozialpolitischen Problemfeldern und Lösungsansätzen Kontakt aufzunehmen!

Ihr Ansprechpartner: Dr. Raphael Kösters/Vorstandsreferent, E-Mail: raphael.koesters@caritas-koeln.de; Tel.: 0221 95570-308

Unsere Schuldner- und Insolvenzberatung klärt Schüler*innen über Schuldenfallen auf

Anlässlich der Global Money Week vom 20.-26. März 2023 veranstaltet der Arbeitskreis Prävention für die Stadt Köln einen Workshop für junge Redakteur*innen von Schülerzeitungen ein. Ziel ist es, in einem Workshop das Bewusstsein für die Wichtigkeit von Finanzkompetenzen junger Menschen zu schärfen.

Der Arbeitskreis Prävention für die Stadt Köln wurde 2017 mit dem Ziel gegründet, Präventionsangebote zur Vermittlung von Finanzkompetenz für verschiedene Zielgruppen anzubieten und so der Überschuldung entgegenzuwirken. Aktive Mitglieder sind derzeit: SKF e.V. Köln, Caritasverband für die Stadt Köln e.V., BFmF e.V., Verbraucherzentrale NRW, Verein für soziale Schuldnerberatung e.V. Die Mitglieder sehen die dringliche Notwendigkeit, Kinder und Jugendliche besser im Umgang mit Geld zu schulen sowie über Gefahren aufzuklären. Vor allem in der Pflicht: das Schulministerium, das diese wichtige Aufgabe fest in den Unterricht integrieren sollte. In vielen Familien wird nicht über Geld gesprochen. Gerade, wenn die finanzielle Lage im eigenen Elternhaus angespannt ist, gibt es keine Vorbilder.

„Im Jahr 2022 waren 740.000 Menschen unter 30 Jahren überschuldet. Zwar sind das 6,8 Prozent weniger als noch 2021, in Anbetracht steigender Energie- und Lebenshaltungskosten ist aber davon auszugehen, dass sich dieser Trend in diesem Jahr umkehren wird. Gerade bei jungen Menschen gelten vermeidbare Konsumschulden als Hauptgrund für Überschuldung. Der Umgang mit Geld hat einen großen Einfluss auf die Zukunft junger Menschen. Schulden können die Existenz bedrohen. Es braucht eine flächendeckende Präventionsarbeit in der Stadt Köln, darauf möchten wir mit unserer Aktion aufmerksam machen.“ so Debora Mendelin, Caritas-Mitarbeiterin im Projekt „Your Cash“, das aktuell über Stiftungsgelder der Aktion Mensch und des Erzbistum Köln finanziert wird.

Die Idee der Aktion ist, dass die jungen Redakteur*innen sich im Workshop selbst mit ihrem Konsumverhalten auseinandersetzen, wichtige Informationen erhalten, die sie dann wiederum an ihren Schulen durch Artikel weitertragen. Ein Presseworkshop also, der sich direkt an die Zielgruppe richtet. Ein Zeichen auch für die Öffentlichkeit, sagt der Arbeitskreis, denn neben Gedichtanalysen und Kurvendiskussion müsse Finanzkompetenz eigentlich auch Platz im Unterricht finden.

Die Global Money Week ist eine jährlich stattfindende Kampagne der OECD, die weltweit auf die Bedeutung von finanzieller Bildung für junge Menschen aufmerksam macht. Das Ziel ist es sicherzustellen, dass Jugendliche ein „finanzielles Bewusstsein“ entwickeln, das es ihnen ermöglicht, das Wissen, die Fähigkeiten und die Einstellungen zu erlernen, die sie benötigen, um solide Finanzentscheidungen treffen zu können. Das ausgerufene Ziel ist es, langfristig die finanziellen Alltagskompetenzen und somit das finanzielle Wohlbefinden zu steigern.

Bei Rückfragen stehen Ihnen die Kolleginnen der Schuldner- und Insolvenzberatung der Caritas Köln gerne zur Verfügung:

Anne Schneider
Sozial- und Schuldnerberatung Caritas Köln
Tel.: 0221 569578 17
E-Mail: Anne.Schneider@caritas-koeln.de

Caritasverband für die Stadt Köln e.V. | Schuldner- und Insolvenzberatung (caritas-koeln.de)

Die Wohngeld-Reform war dringend nötig!

Unser Kollege Udo Hendrichs arbeitet bei der Seniorenberatung der Caritas Köln in Chorweiler. Hier berichtet er, wie sich u.a. die Wohngeld-Reform auf seine Arbeit auswirkt und erklärt, wie viel Raum das Thema in der Beratung einnimmt und wie die Zusammenarbeit hierzu mit der Kommune funktioniert:

“Wir befinden uns in einer Energiekrise mit einer hohen Inflationsrate. Hinzukommen diverse Gesetzesänderungen, die es Senior*innen schwierig machen, den Lebensunterhalt zu generieren. Das Thema Wohngeld ist deshalb ein häufig angefragtes Thema in unseren Seniorenberatungsstellen.

Da es zu den Aufgaben von uns Seniorenberater*innen gehört, mögliche finanzielle Entlastungen zu überprüfen, wird dies ohnehin in jeder Beratung mitgedacht. Die Anfragen sind somit häufig nicht nur konkret auf das Wohngeld bezogen, sondern es geht einfach um eine Verknappung der finanziellen Mittel und die Antwort ist nun eben häufiger der Wohngeldantrag.

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Frau. Leben. Freiheit.

Köstan Raasti, Sozialarbeiterin der Caritas Köln, ist Kurdin und stammt aus dem Iran. Sie erlebt in diesen Tagen eine emotionale Achterbahnfahrt, voller Sorge, Angst, Wut, aber auch voll Hoffnung.

Ihr Appell:

Im Iran werden Menschen- und Frauenrechte mit Füßen getreten. Das islamische Terrorregime unterdrückt systematisch die Bevölkerung. Das ist nicht neu, das hat in den letzten 43 Jahren und davor immer wieder stattgefunden! Vor allem Frauen und Angehörige ethnischer und religiöser Minderheiten wie Kurd*innen, Belutsch*innen, Baha’is, Juden, Christen, sowie Homosexuelle stehen im Fokus der aggressiven Staatspolitik.

Daneben geht es der Bevölkerung durch die Korruption der Regierung und Inflation wirtschaftlich immer schlechter, 80 Prozent der Menschen leben unter der Armutsgrenze. Es gibt keinerlei Möglichkeiten, sich öffentlich und kritisch gegen die islamische Regierung zu äußern.

Neu ist aber, dass wir Zeug*innen davon werden, Augenzeug*innen. Und das haben wir den Bildern und Handyvideos der Menschen vor Ort zu verdanken, die getötet werden, über 570  tote Demonstranten darunter über 70 Kinder und Minderjährige. Die Demonstrierenden nehmen das Risiko in Kauf, bei dem waffenlosen Widerstand für das Einstehen ihrer Grundrechte getötet zu werden und lassen sich auch durch die massive Gewalt nicht einschüchtern. Sie nehmen trotzdem ihre Handys mit, weil sie wissen, dass das ihre einzige Protestform und Möglichkeit ist, ihren Hilferuf nach Grundrechten und Freiheit in die Öffentlichkeit zu bringen. Diesmal stehen die Frauen, mutig und fest entschlossen Veränderung anzustreben, an der vordersten Front und führen die Proteste an.

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Neuer Entwurf zum Einbürgerungsgesetz? Längst überfällig!

Ein Kommentar von unserer Kollegin Svenja Mattes, Leitung Fachdienst für Integration und Migration.

Ein neuer Entwurf zum Einbürgerungsgesetz wurde vorgelegt und nach kürzester Zeit wird dieser öffentlich zerrissen und diskutiert. Dabei ist die Reform längst überfällig und gleicht das Staatsangehörigkeitsrecht nur an die Vorgaben unserer europäischen Nachbarn an.

So soll u.a. die Mindestaufenthaltszeit für die Antragsstellung auf 5 Jahre herabgesetzt werden. In Fällen von besonderen Integrationsleistungen soll dies bereits nach 3 Jahren möglich sein.

Weiterhin sind Erleichterungen bzgl. des Spracherwerbs und des sog. Einbürgerungstests vor allem für Menschen ab 67 geplant. Damit soll dem Umstand Rechnung getragen werden, dass viele Menschen, die im Zuge des Anwerbeabkommens als sog. Gastarbeiter keinerlei Möglichkeiten hatten, einen Sprach- bzw. Integrationskurs zu besuchen. Wir sprechen hier von Menschen, die durch ihre Arbeit maßgeblich zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung Deutschlands beigetragen haben und die dennoch, heute im Rentenalter, noch immer keinen deutschen Pass besitzen. Mit den Erleichterungen für die ältere Generation wird deren Lebensleistung endlich gewürdigt.

Öffentlich stark kritisiert wird – wie auch bereits in Debatten der 1990er Jahre – der Wegfall der sog. Optionspflicht: Wer sich künftig einbürgern lassen möchte, muss nicht mehr zwischen der Staatsangehörigkeit des Herkunftslandes seiner Familie und der deutschen Staatsangehörigkeit wählen. Weiterlesen

Gemeinwohlökonomie: Wir sind auf dem Weg

Was tun wir als Caritas fürs Gemeinwohl? Wie ist das messbar? Was passiert schon und wo können wir uns verbessern?

Menschenwürde, Solidarität, Nachhaltigkeit, Transparenz: Das alles sind Werte, die wir zurzeit in allen Bereichen und mit verschiedenen Kooperationspartnern, Kund*innen, Mitarbeitenden im Sinne der “Gemeinwohl-Ökonomie” (GWÖ) auf den Prüfstand stellen.
 
Unser Kollege Rainer hat diese Werte im Team in Bezug auf die Lieferanten und Dienstleister*innen des CV Köln analysiert und zieht folgendes Fazit:
Was läuft gut bei uns?
👉”In vielen Bereichen arbeiten die Caritas-Einrichtungen mit lokalen, bzw. regional bekannten Lieferanten zusammen. Es existiert eine vertrauensvolle Geschäftsbeziehung auf Augenhöhe; Transparenz und Zuverlässigkeit liegt vor (Einhaltung von Absprachen; Lieferterminen und Lieferumfängen; korrekte Rechnungserstellungen). Auf diese Weise können auch Dinge, die nicht gut laufen angesprochen werden. Nicht zuletzt sind lokale Lieferanten aufgrund der kurzen Transport- / Anfahrtswege nachhaltiger unterwegs als überregionale Unternehmen.”
 
Wo müssen wir besser werden?
👉”Das Wissen, ob unsere Lieferanten und vor allem Vorlieferanten unsere Werte teilen und wie dies konkret umgesetzt wird, ist nur wenig vorhanden. Eine Einkaufsrichtlinie mit Kriterien zur Auswahl von Lieferanten (z.B. Zahlung des Mindestlohns/ Tariflohns, Zertifikate / Labels zu Umweltstandards, etc.) könnte helfen, neben dem reinen Preis – Leistungsverhältnis die Lieferanten zusätzlich zu bewerten und auszuwählen. Hier fehlt es noch an Regelungen in der Caritas Köln. Unser GWÖ-Team wird dazu Vorschläge einbringen.”

Menschenwürde kennt nicht zweierlei Maß – Asylbewerberleistungsgesetz abschaffen!

 

Als Caritas Köln unterstützen wir gemeinsam mit 61 weiteren Organisationen den Appell für gleiche Rechte auf Sozialleistungen für alle in Deutschland lebenden Menschen, ohne diskriminierende Unterschiede:

Gemeinsames Statement von 61 Organisationen

Es gibt nur eine Menschenwürde – Asylbewerberleistungsgesetz abschaffen!

Viele Geflüchtete erhalten zum Leben lediglich Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz – und damit weniger als das neue Bürgergeld, das laut Gesetz das menschenwürdige Existenzminimum sicherstellen soll. Aber die Menschenwürde kennt nicht zweierlei Maß. Menschenrechtsorganisationen, Wohlfahrtsverbände und Anwält*innenverbände fordern gleiche Standards für alle: Das Asylbewerberleistungsgesetz muss abgeschafft werden. Die Betroffenen müssen in das reguläre Sozialleistungssystem eingegliedert werden.

Seit dem 1. Januar 2023 erhalten materiell bedürftige Menschen in Deutschland das sogenannte Bürgergeld. Das Bürgergeld tritt an die Stelle der bisherigen Hartz-IV-Leistungen. Geflüchtete wurden dabei allerdings nicht mitgedacht: Denn wie schon bei Hartz IV bleiben asylsuchende und geduldete Menschen auch vom Bürgergeld ausgeschlossen. Statt des regulären Sozialrechts gilt für sie das Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG).

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Zur WM in Katar …

Irgendwie ist dieses Mal alles anders. Der Ball rollt. Trotz allem. Eine Fußball-WM, die Nationen zusammenbringen soll, spaltet plötzlich. Dazu haben wir im Caritasverband Stimmen eingefangen:

„Die Genese zur Austragung der WM seit 2010 ist fürchterlich. Ich hoffe, dass die Ansage des neuen DFB-Präsidenten Neuendorf – entgegen der Anweisung durch die FIFA Bosse – die Menschenrechtsverletzungen in Katar durch klare Worte, Taten und Symbole weltöffentlich zu kritisieren wahrgemacht wird. Das möchte ich sehen! Die Freude auf die WM ist deutlich limitiert. Trotzdem werde ich mir die WM anschauen“

Markus Heuel, Einrichtungsleitung Jugendbereich

 

„Schade! Eigentlich schaue ich mir gerne Weltmeisterschaften im Fußball an. Dieses Mal werde ich mich zurückhalten. Zugegeben ist dies nur ein kleines Zeichen, aber meine Möglichkeit gegen Korruption bei der Vergabe der WM und die menschenunwürdigen Bedingungen beim Bau der Stadien zu protestieren. Ich hoffe, dass sich viele dieser Meinung anschließen, andernfalls wird sich nichts ändern können.“

Martina Wegener, Soziale Betreuung Caritas-Altenzentrum St. Josef-Elisabeth 

 

„Erstmalig in meinem Leben werde ich wissentlich die WM in Bildern nicht schauen. Wahrscheinlich wird das gar nicht so einfach sein, obwohl dieses Spiel eigentlich so schön einfach ist. Aber viele Tote auf den WM-Baustellen, Leibeigentum und Homophobie im Gastgeberland passen für mich nicht zu einer Veranstaltung, die die Menschen auf der ganzen Welt verbinden soll und immer auch für Völkerverständigung steht. Aber ich habe wahrscheinlich viele Dinge in der Vergangenheit in Verbindung mit Großereignissen wie Olympia und WM ausgeblendet. Wegsehen geht jetzt nicht mehr.“

Arno Moormann, Einrichtungsleitung Caritas Jugendbüro

 

„Je sichtbarer ist, wie viele finanzielle Interessen hinter Großveranstaltungen wie der Fußball-WM stehen und wenige sich daran stark bereichern, während andere ausgenutzt werden, umso geringer wird mein Interesse. Das geht bei der WM in Katar gegen 0.“

Nikola Plettenstein, Öffentlichkeitsarbeit

 

 „Mal ein anderer Aspekt neben Menschenrechten, Arbeitsrechten, Mord und Totschlag…Alles gute Gründe die WM zu meiden. Fußball ist auch Fankultur. Die WM in Qatar ist keine WM für Fans, sie ist für den Kommerz und das Geschäft gemacht. Ein Land, das Menschen einkauft, um Fan zu spielen hat nicht verstanden, worum es im Fußball geht. Ein Land, in dem es keine Frauen Fußballliga oder Frauennationalmannschaft gibt, darf in meinen Augen keine WM austragen. Deshalb werde ich die WM boykottieren und mir kein Spiel anschauen.“

Nils Freund Leitung Caritaspastoral

 

„Ich mag die Magie sportlicher Großereignisse, bin fasziniert von athletischen Höchstleistungen …  und dennoch mag der Funke dieses Mal nicht richtig überspringen. Vielleicht hätte die westliche Welt schon viel früher geschlossener agieren sollen, wie beim olympischen Boykott 1980. Vielleicht ist es aber auch besonders wichtig zuzugucken, wenn z.B. die iranische Elf Zeichen setzt oder wenn sich doch noch jemand traut eine bunte Armbinde zu tragen. Ich jedenfalls werde ab und an zusehen -leise und mit schlechtem Gewissen- vor allem aber werde ich hinsehen.“

Jutta Kühle, Öffentlichkeitsarbeit

 

„Es sollen „nur“ drei Menschen bei klassischen Arbeitsunfällen ums Leben gekommen sein“ sagt der FIFA-Präsident Infantino. „Da werde ich zynisch: Ab wie vielen Toten darf ich die WM noch schauen?“ „Frauen werden wie Sklaven gehalten, Homosexuellen droht die Todesstrafe, da habe ich keine Lust zu gucken.“ „Korrupte und geldversessene Organisation. Meine Einschaltquote bekommen die nicht.“

Gesammelte Zitate von Lydia Taxhet im Caritas-Altenzentrum St. Heribert

Arsch huh!

Gastbeitrag unserer Kollegin Susanne Rabe-Rahman, Leitung Perspektivberatung für Geflüchtete und Interkulturelles Zentrum, anlässlich der Veranstaltung “30 Jahre Arsch huh” in der Lanxess Arena am 10. November 2022. Vor der Veranstaltung fand die Demonstration “Solidarisch in der Energiekrise” statt, zu der die Caritas Köln als Mitglied des Bündnisses “Köln stellt sich quer” mit aufgerufen hatte.

“30 Jahre nach dem so wichtigen Aufruf und Konzert gegen Fremdenfeindlichkeit am Chlodwigplatz braucht es nicht nur die Erinnerungskultur, sondern braucht es, wie es auch bei dem Konzert heute (gestern) angeklungen ist, den neuen Aufbruch!

Danke, dass viele noch da sind und weitermachen! Danke an alle, die sich weiter oder neu engagieren! Gegen Fremdenfeindlichkeit, gegen Diskriminierung, gegen hiesige und weltweite Ungerechtigkeiten, gegen Krieg!

Es braucht Engagement für die Menschenrechte jeder einzelnen Person und für gesellschaftlichen Frieden!

Danke auch allen, die sich heute bei der Demo in Deutz gegen soziale Ungerechtigkeit eingesetzt haben! Wir müssen sichtbar bleiben in unserem Engagement!

 

Es hat leider nicht aufgehört mit den Tendenzen zur gesellschaftlichen Spaltung:

Jede Krise, jeder Machtmissbrauch, aber auch jedes politische Kalkül, dass primär „Stimmenfang“ und Meinungsmache zum Ziel hat, „befeuert“ solche Entwicklungen.

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Gemeinwohlökonomie: Wo stehen wir aktuell?

#GutesLeben #AufdemWeg #Gemeinwohlökonomie #CaritasKöln

Was tun wir als Caritas fürs Gemeinwohl? Wie ist das messbar? Was passiert schon und wo können wir uns verbessern?

Menschenwürde, Solidarität, Nachhaltigkeit, Transparenz: Das alles sind Werte, die wir zurzeit in allen Bereichen und mit verschiedenen Kooperationspartnern, Kund*innen, Mitarbeitenden im Sinne der “Gemeinwohl-Ökonomie” (GWÖ) auf den Prüfstand stellen.

Unser Kollege Robert hat diese Werte im Team in Bezug auf Kund*innen und Mitunternehmen analysiert und zieht folgendes Fazit:

Was läuft gut bei uns?
Bewusster und sparsamer Ressourcenverbrauch ist ein wichtiges Thema in der Gemeinwohlökonomie. Es gibt in vielen Einrichtungen des Verbandes gute Ideen und zeitgemäße Ansätze, etwa bei der Umstellung von Verpflegung auf regionale oder weniger fleischlastige, aber trotzdem leckere Mahlzeiten. In der Versorgung von Nutzerinnen und Nutzern in deren Wohnung verwenden viele Dienste schon lange Fahrräder oder den ÖPNV. Besprechungen werden nicht nur wegen der Corona-Pandemie häufiger digital organisiert, um Wege und damit Ressourcen einzusparen. An mehreren Stellen werden Verpackungen eingespart und dadurch Müll reduziert. Das Projekt GWÖ trägt dazu bei, Ideen zu transportieren und sie übertragbar zu machen.

Wo müssen wir in Zukunft besser werden?
Viele Maßnahmen wirken eher punktuell. Wo an einer Stelle schon beispielhaft Ideen umgesetzt werden gibt es mehrere andere, die davon noch gar nichts wissen oder durch den Druck von Kosten und Organisationsaufwand weniger optimal handeln können. Da sind wir sehr unterschiedlich vorangeschritten und haben erst damit angefangen, gemeinsame Strategien zu entwickeln. Besonders viel Potenzial sehe ich im Bereich Energieerzeugung – wir besitzen jede Menge Dachflächen in Köln, aber noch keine Photovoltaik. Und auch bei der Informationstechnologie würde ich mir eine nachhaltigere Nutzung von Geräten durch längere Lebensdauer oder Ertüchtigung statt Entsorgung wünschen.