Maria Hanisch, leitet im Geschäftsfeld Alter und Pflege die Stabsstelle Ethik, Seelsorge und gesundheitliche Versorgungsplanung
Haben Sie in den vergangenen Tagen die Fragen des jungen Krankenpflegers Alexander Jorde an Frau Merkel gehört bzw. davon gelesen? Das waren mutige Fragen und er hat mit seiner Einschätzung Recht.
Der Zustand der Kranken- und Altenpflege spitzt sich immer weiter zu. Das kann ich genau beobachten in der ambulanten Pflege. Wir sind in Köln mit der Versorgung von über 1600 Menschen täglich einer der großen Akteure im ambulanten Bereich. Immer häufiger können wir Anfragen von Pflegebedürftigen nicht mehr bedienen. Mitunter haben dann die Menschen schon viele Pflegedienste aufgerufen und kein Dienst kann Sie versorgen. Da spielen sich oft verzweifelte Notlagen ab. Längst können wir die Menschen, die wir noch versorgen, nicht mehr in ihrer gewünschten Zeit einplanen oder besondere Wünsche berücksichtigen, dazu fehlen uns vor allem genügend Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Das finde ich ausgesprochen tragisch und es tut den Pflegebedürftigen nicht gut, wenn Sie froh sein können überhaupt noch versorgt zu werden. Da greifen dann auch neue Gesetze nicht – denn mit dem Pflegestärkungsgesetz II sind gerade für die ambulante Versorgung gute Schritte gemacht worden. Menschen haben mehr Möglichkeiten, Leistungen für sich zu organisieren und auch steht Ihnen mehr Geld zur Verfügung. Was nutzt das aber, wenn keiner da ist, der die Leistungen erbringt. Ich selber komme aus der Pflege und ich bin wahrlich kein Mensch, der darauf steht nur ein Klagelied anzustimmen. Ich bin über 40 Jahre im Dienst, so dramatisch habe ich die Situation noch nicht erlebt. Frau Merkel, ich frage Sie in zwei Jahren, wir werden sehen ob sich da etwas getan hat. Leider bin ich nicht optimistisch und Frau Merkel, reden Sie nicht nur darüber, das Pflegekräfte vernünftig vergütet werden sollen, sorgen Sie bitte politisch dafür, dass die Ausbildung staatlich ausreichend finanziert wird und das Pflege nicht ständig unter dem Generalverdacht steht, falsch abzurechnen und schlechte Arbeit abzuliefern. Auch das trägt zum Image bei, damit junge Leute Lust haben, diesen Beruf zu ergreifen.