Maria Hanisch, leitet im Geschäftsfeld Alter und Pflege die Stabsstelle Ethik, Seelsorge und gesundheitliche Versorgungsplanung
Neulich hatte ich folgendes Erlebnis:
Ein alter Herr, 95 (!) Jahre alt, echauffierte sich in einem Gespräch mir gegenüber vehement: “Die haben mir das Auto weggenommen!” – “Wer? Die Polizei?” – “Nein, meine Kinder.” Ich versucht ihn zu beruhigen: “Das ist doch nicht so tragisch. Vor dem Hauseingang ist doch eine Bushaltestelle für mehrere Linien in die Stadt.” – “Das nutzt mir aber nichts.” – “Warum?” – “Ich kann doch nicht mehr lesen, wohin die Busse fahren!”
Manch einer von uns mag da schmunzeln und vielleicht fällt Ihnen dazu ein Mensch ein, der auch besser das Autofahren aufhören sollte.
Die Idee, die Fahrtauglichkeit ab dem 70. Lebensjahr überprüfen zu lassen, scheint dafür eine Lösung. Um ältere Menschen nicht von jetzt auf gleich zu Abhängigen von Familie und Freunden zu machen, sind Zwischenlösungen sinnvoll.
Was also könnten Konsequenzen eines solchen Tests sein? Eine neue Brille? Eine Geschwindigkeitsbegrenzung je nach Reaktionsvermögen? Eine Begrenzung des Fahrradius etwa auf vertraute Strecken? Oder ein Ausschluss besonders gefahrenträchtiger Straßen wie Autobahnen? All das sind denkbare Teillösungen.
Was wir aber auch brauchen, ist eine Struktur im öffentlichen Raum, die es alten Menschen möglich macht, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, so wie es für sie geht, z.B. mit großen Beschriftungen und Barrierefreiheit beim Ein- und Ausstieg.