Nach guten 5 Jahren Bauzeit, die wie jede „Baustelle“ geprägt war von Lärm, Störungen, Ärger, Stress und anderen Dingen, wie man ja eigentlich gar nicht jeden Tag haben will, durch die man aber wohl durch muss, wenn man etwas schöner machen will, ist es nun bald soweit: Das gute alte Gut Pisdorhof erstrahlt in neuem Glanz!
Dort wo seit über 900 Jahren ein altes ritterliches Gut in Köln-Ossendorf steht, und wo die Caritas 1978 das erste Wohnhaus in Köln für Menschen mit Behinderungen errichtet hat, endet eine große und umfängliche Sanierungsmaßnahme. Da mussten alle eine lange Zeit eine Menge aushalten.
Und nun ist es geschafft. Dies feiern wir in der kommenden Woche am 29. September mit einer offiziellen Einweihungsfeier.
Davor lag ein langer Weg: Als ich vor 10 Jahren den Auftrag durch den Vorstand des Caritasverbandes erhielt, ein Zukunftskonzept für den Pisdorhof zu entwickeln, ging man davon aus, dass diese Zukunft eigentlich hieße, gar keine Zukunft zu haben: Der „Standort“ sollte geschlossen werden, alle Bewohner in ambulante Wohnformen umsiedeln. Stationäre „Heime“, die braucht man doch gar nicht mehr!? Hiermit waren nicht nur große Sorgen der Mitarbeitenden um ihre berufliche Zukunft verbunden, sondern auch massive Ängste der Bewohner, die teilweise schon seit fast 30 Jahren in „ihrem Gupi“ lebten und auch weitere leben wollten.
Bei genauer Betrachtung der Situation wurde dann klar: Auch bei einem massiven Ausbau ambulanter Angebote gibt es einen Bedarf nach stationären Wohnformen für Menschen mit Behinderungen in Köln. Sicher bedarf es in Zukunft auch hier nicht mehr und zusätzlicher Angebote, aber sicher doch neben bezahlbaren und behindertengerechten betreuten Wohnungen, auch weiterhin ein vernünftiges Maß stationärer Angebote. Es gab und gibt zunehmend mehr hochbetagte Menschen mit Behinderungen, oder auch Menschen, die wegen massiver Einschränkungen sehr umfängliche Hilfen benötigen um in Selbstständigkeit leben zu können. Klar war aber auch, dass diese stationären Angebote einen anderen Charakter haben müssen, als frühere Einrichtungen. Statt langer Flure mit Doppelzimmern und Etagenbädern, ein Leben n Einzelzimmern in Wohngemeinschaften für 8 oder 9 Menschen. Statt einer zentralen Versorgung mit Zentral- oder Waschküchen, eine selbstbestimmte Gestaltung der Hauswirtschaft mit Gruppenküchen und eigenen Waschmaschinen. Statt umgewandelter Kellerräume echte Mehrzweckräume für die Gestaltung der gemeinsamen Freizeit. Eben keine Anstalten, sondern echte WOHNhäuser!
Heute war ich im Gut Pisdorhof um vor der großen Feier noch mal „nach dem Rechten zu sehen“. Und ich war total begeistert, nicht weil uns die Umsetzung so gut gelungen ist (bin ja öfters auf der Baustelle gewesen), sondern darüber wie ehrlich freudig und stolz mich eine ganze Reihe von Bewohnern begrüßt haben und mir Teile „Ihres neuen Gut Pisdorhofes“ zeigten. Das hat mich echt bewegt.
Und ich bin dann mit dem Gefühl gefahren „da hat sich der ganze Ärger, Lärm, Dreck und Stress doch echt gelohnt“! Ich freue mich auf das Fest nächste Woche!