Der Dom blieb dunkel. Und der “Pegida”-Zug in die Innenstadt fiel schließlich aus.
Die Demonstration, die Kögida in Köln am Montagabend organisiert hat, bewegte sich auf bescheidenem Niveau. Die Zahl der Sympathisanten, die es auf den Ottoplatz in Deutz kamen, hielt sich in Grenzen, Massenaufläufe wie in Dresden kriegen die angeblichen Retter des Abendlandes in Köln nicht hin. Das Engagement der Menschen dagegen, die entschieden sagen, nein, mit solchen Parolen kommen wir nicht weiter in Deutschland, hat mich sehr beeindruckt. Trotz winterlicher Kälte haben Tausende von KölnerInnen gegen Fremdenfeindlichkeit demonstriert.
Gerade das Beispiel Köln zeigt, dass es keinen Grund gibt, Angst vor einer Islamisierung Deutschlands zu haben, dass die Propaganda von Pegida mit der Realität überhaupt nichts zu tun hat. Hier leben relativ viele Muslime, in Stadtvierteln, die ihren besonderen Charme entfalten durch türkische Geschäfte und Restaurants. Toleranz ist kein Thema für Sonntagsreden, sondern alltägliche Selbstverständlichkeit. Die entspannte Grundhaltung, die Gemütslage der Bevölkerung, lässt hoffen: Kulturelle Vielfalt kann funktionieren in Köln und in Deutschland. Umso mehr irritiert mich die Entwicklung in Dresden.
Ausgerechnet dort, wo wenige Migranten leben und der Islam nur als fremdes Schreckgespenst in den Köpfen herumgeistert, scheint es den Strippenziehern von Pegida zu gelingen, ihre Basis noch zu vergrößern. Wie kann das sein, dass Leute vor etwas Angst haben oder über etwas wütend sind, was sie selbst gar nicht kennen? Einen besseren Beweis für den Populismus von Pegida kann es nicht geben. Da werden Sündenböcke gesucht, um den ganzen Frust abzuladen, den nicht wenige Menschen in Deutschland offenbar empfinden. Natürlich muss sich die Politik fragen, woher diese Unzufriedenheit kommt. Aber gleichzeitig ist es die Pflicht jedes Demokraten, klar und deutlich zu sagen, dass das Herumreiten auf alten und neuen Feindbildern der falsche Weg ist.