Was bedeutet es, wenn jemand für mich entscheidet? Dazu müsste ich eigentlich Bernd, meinen Bruder fragen, denn ich bin seine gesetzliche Betreuerin. Und weil ein Unglück selten alleine kommt: Er hat noch eine zweite Schwester und wir teilen uns die Aufgabe der Betreuung. Dass Schwestern nicht immer einer Meinung sind, sehen wir in diesem Fall als Vorteil. Wir können uns gegenseitig austauschen, streiten und kontrollieren. Wir lieben unseren Bruder und möchten sicherlich nur das Beste für ihn. Aber uns ist klar, eine gesetzliche Betreuung bedingt letztendlich immer auch ein Machtgefälle zwischen Entscheidern und denen, über die entschieden wird. Wir haben die Möglichkeit, Bernd gemeinsam zuzuhören und mit ihm Entscheidungen gemeinsam herauszuarbeiten.
Viele haben diese Möglichkeit nicht. Und für den gesetzlichen Betreuer bedeutet das auch, dass manche Unterschrift zu einem operativen Eingriff oder einer medizinischen Behandlung alleine noch schwerer wiegt. Wir gesetzliche Betreuer haben sicher alle schon einmal erlebt, dass wir Einfluss nehmen; aber auch die Last der Verantwortung vor Entscheidungen mit großer Tragweite.
Ein Gastbeitrag von Petra Hammen, Fundraiserin