Bundestagswahl 2017: Jetzt sind Verantwortung und Handeln gefragt…

Das Ergebnis der Bundestagswahl hat viele von uns geschockt: 13% für die AfD, eine Partei mit unverhohlen nationalistischem und zum Teil rechtsradikalem Gedankengut. Das ist in der Tat schockierend, sind doch rund zwei Drittel der AfD-Wähler keine Rechtsradikalen, sondern einfach nur enttäuschte Protestwähler. Vielleicht müssen wir deshalb auch unserer Aufmerksamkeit mehr drauf lenken, warum so viele Wähler von den etablierten Parteien enttäuscht sind.
Die Herausforderungen an unsere Politik sind gewaltig: Wir brauchen den Schutz unserer Erde vor irreparablen Schäden durch Klimaveränderungen und die Abgase einer ungestraft betrügenden Automobil-Industrie. Wir brauchen eine gerechtere Welt- und Wirtschaftsordnung, um Fluchtursachen und weltweite Migration zu bekämpfen. Wir brauchen eine politische Strategie zum demografischen Wandel, zur Sicherung unserer Renten und Versorgungsstrukturen in der Pflege. Wir brauchen Lösungen und immense Investitionen in unsere Schulen, damit unsere Kinder die bestmögliche Bildung erhalten. Wir brauchen eine Politik, die die Digitalisierung gestaltet und nicht uns von der Digitalisierung gestalten lässt.

Wir werden diesen Herausforderungen nur entsprechen können, wenn wir alle in die Verantwortung für die Zukunft unseres Landes gehen. Nicht parteitaktisches Kalkül ist jetzt gefragt, sondern sachliche Politik über alle Parteigrenzen hinweg. Profilierung und Provokation ist das Letzte was wir brauchen, weder aus Bayern, noch von der AfD – aber auch nicht von Parteien, die darin ihren Auftrag oder ihre Rettung sehen. Nur über eine zielorientierte und gute Politik in der Sache werden wir den Herausforderungen unserer Zeit begegnen und das Vertrauen der Wähler in alle demokratischen Parteien neu stärken können.

…und schauen wir nicht so viel auf die AfD. Es liegt besonders in der Verantwortung der Medien, nicht jeder neue Unverschämtheit der AfD die Hälfte des Nachrichtenteils zu widmen. Da machen sich die Medien selber zum Opfer (oder zum Gehilfen?) der üblichen rechtsoppurtunistischen Kommunikationsstrategie.

Verantwortung und Handeln sind gefragt. Die Caritas wird mit handeln: Für Gerechtigkeit, Menschlichkeit, Frieden und zum Schutz unserer Erde.

Wer die Wahl hat, hat die Qual!

Noch 17 Tage, dann findet die Wahl zum 19. Deutschen Bundestag statt. In den vier Kölner Wahlkreisen sind die über 731.000 Kölner Wahlberechtigten aufgefordert, ihre Stimmen abzugeben. Jeder Zweite ist sich heute noch nicht sicher, wem er am Wahlsonntag seine Stimmen geben soll. Eine Richtschnur kann dabei die Frage sein, wie die Kandidatinnen und Kandidaten zu den Themen stehen, die mir persönlich wichtig sind.

Bei den katholischen Verbänden und Institutionen sind die Positionen zu sozialpolitischen Themen wichtig. Wie können wir eine solidarische Arbeitsmarktpolitik gestalten, die Arbeitslosigkeit bekämpft, ein Existenzminimum und Teilhabe sichert? Wie muss eine menschliche Flüchtlingspolitik aussehen, die ermöglicht, Schutzbedürftige aufzunehmen und Zusammenhalt in der Einwanderungsgesellschaft zu fördern? Wie schaffen wir eine gerechte Finanzpolitik, die auch künftigen Generationen Spielräume lässt und die Lasten zwischen Bund, Ländern und Kommunen gleichmäßiger verteilt?
Um auf diese Fragen Antworten zu erhalten, hatten Kath. Bildungswerk, Caritas für Köln, Katholikenausschuss und Stadtdekanat Vertreter von CDU, SPD, FDP, Linke und Grüne zu einem öffentlichen Gesprächsforum in der vergangenen Woche eingeladen.
Auch wenn die noch unentschlossenen Wählerinnen und Wähler oftmals anführen, dass die Positionen der Parteien austauschbar und wenig unterscheidbar scheinen, gab es in der Diskussion im Domforum abseits der klassischen und naheliegenden parteipolitischen Annäherungen auch deutliche Differenzierungen:
Weiterlesen

Angst essen Seele auf

In einer Ausländerkneipe, in die sie vor dem Regen geflohen ist, lernt die etwa sechzigjährige Witwe Emmi Kurowski (Brigitte Mira), die als Putzfrau arbeitet, den mindestens zwanzig Jahre jüngeren Marokkaner Ali (El Hedi Ben Salem) kennen. Ali tanzt mit Emmi. Sie reden miteinander. Er begleitet sie nach Hause. Er zieht zu Emmi. Schließlich heiraten sie. Für die anderen ist diese Eheschließung ein Skandal: Emmis erwachsene Kinder schämen sich ihrer Mutter. Die Nachbarn tuscheln. Der Kolonialwarenhändler weist Emmi aus dem Laden. Emmis Arbeitskollegen verachten sie. Als Emmi Angst vor der unerwarteten Entwicklung verspürt, versucht Ali sie zu beruhigen: „Nix weinen. Nix Angst. Angst essen Seele auf!“.

Dieser letzte Filmtitel gebende Satz aus dem Film von Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahr 1974 ist ein Zitat, das vielen von uns geläufig ist. Es gibt in wunderbarer und erschreckender Weise die Stimmungslage in unserer Bevölkerung, zumindest bei einem Teil wieder. Was ich nicht kenne, macht mir Angst. Furcht und Angst zu haben, ist nichts Schlimmes. Es ist menschlich. Es betrifft oft individuelle Bereiche: Angst vor Krankheit eines Angehörigen, Furcht vor materieller Armut oder Sorge um den Arbeitsplatz. Angst und Furcht haben, darf man. Wir dürfen sie aber nicht die Überhand gewinnen lassen. Ein Geist der Furcht und Angst ist das, was wir fürchten sollten. Schlimm ist ein Klima, das Angst zulässt, in dem andere bewusst für ihre Zwecke allgemeine Ängste schüren. Weiterlesen