Das Jugendcafe Bugs stellt sich vor

„Das Jugendcafe Bugs – eine Insel für junge Menschen –

Das Jugendcafé Bugs der Caritas Köln ist ein Treffpunkt für junge Menschen zwischen 14 und 24 Jahren in der Kölner Innenstadt. Für alle Besucher*innen haben die pädagogischen Mitarbeiter*innen ein offenes Ohr. Beziehungsarbeit, Hilfe bei der Arbeitsmarktintegration sowie bedarfsorientiere Weitervermittlung an entsprechende Fachdienste sind fester Bestandteil dieses Angebots. Im „Bugs“ finden junge Menschen einen geschützten Ort zum Erwachsenwerden und konkrete Hilfestellungen bei Problemen.

Wir haben mit der Einrichtungsleitung Sarah Hannappel über das Besondere der offenen Jugendarbeit im Cafe Bugs gesprochen.

Was ist das Besondere am Jugendcafé BUGS? Welche besonderen Angebote gibt es im “BUGS”?

Das BUGS Jugendcafé ist ein sicherer und offener Raum im Herzen von Köln für Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 24 Jahren. Die Räumlichkeiten sind zwar klein, aber gemütlich und wurden kürzlich renoviert, sodass eine einladende Café-Atmosphäre entstanden ist, die zum Verweilen einlädt. Die zentrale Lage mitten in der Innenstadt ist gut erreichbar und lockt Besucher*innen aus allen Stadtteilen an. Besonders ist auch die Vielfalt der Angebote, die genau auf die Bedürfnisse unserer jungen Besuchenden zugeschnitten sind: Ein Teammitglied, das Gebärdensprache spricht, ermöglicht auch gehörlosen Jugendlichen einen Zugang zu den Angeboten und der Gemeinschaft. Unsere Freizeitangebote umfassen u. a. Billard, Kicker, Gesellschaftsspiele, gemeinsames Musizieren, Gaming und Kochabende. Spezielle Events wie der Mädchentag und der Jungs-Abend geben Jugendlichen Raum für geschlechterdifferenzierte Themen und Aktivitäten. In regelmäßigen Abständen veranstalten wir musikalische Jam-Sessions und kleine Konzerte, bei den die Jugendliche die Möglichkeit erhalten, musikalisch aufzutreten. Besonders wichtig sind für uns Ausflüge und mehrtägige Fahrten, die den Jugendlichen unvergessliche Erlebnisse und die Chance zur Entfaltung bieten.

Wer kommt ins BUGS? 

Zu uns kommen Jugendliche und junge Erwachsene aus den verschiedensten Lebenssituationen, häufig mit sehr unterschiedlichen Herausforderungen. Viele unserer Besucher*innen sind psychosoziale belastet, was insbesondere seit der Corona-Pandemie stark zugenommen hat. Ein großer Teil hat Fluchtbiografien, andere kommen aus schwierigen familiären Verhältnissen oder leben mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen. Hinzu kommen oft Erfahrungen von Rassismus und Diskriminierung. Wir sind stolz darauf, ein Ort zu sein, an dem sie all diese Themen in einem vertrauensvollen Rahmen besprechen und Unterstützung finden können.

Warum ist dieses Angebot der offenen Jugendarbeit so wichtig?

Die offene Kinder- und Jugendarbeit im BUGS Jugendcafé bietet Jugendlichen die Möglichkeit, einen Raum zu finden, in dem sie verstanden werden und sich angenommen fühlen. Ein wesentlicher Aspekt ist die Niedrigschwelligkeit unseres Angebots: Alles ist freiwillig und kostenlos, was besonders wichtig ist, damit alle jungen Menschen Zugang haben – unabhängig von ihrer finanziellen oder sozialen Situation. Die Jugendlichen können zu uns kommen und gehen, wann sie möchten, ohne sich an feste Zeiten oder Verpflichtungen halten zu müssen.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Partizipation der Jugendlichen. Sie gestalten das Jugendcafé aktiv mit und entscheiden in hohem Maße mit, welche Angebote stattfinden und wie der Raum genutzt wird – das BUGS Jugendcafé ist ihr Raum. Diese Mitbestimmung stärkt das Gefühl von Eigenverantwortung und Zugehörigkeit und gibt ihnen die Freiheit, das Café nach ihren eigenen Interessen und Bedürfnissen zu formen. Gerade junge Menschen mit komplexen Lebenssituationen profitieren von einem Ort, an dem sie Krisen gemeinsam bewältigen und die Jugend positiv erleben können, ohne sich für ihre Hintergründe rechtfertigen zu müssen. Die steigenden psychosozialen Belastungen zeigen, wie wichtig ein stabiler und sicherer Rückzugsort ist, der auch langfristige Beziehungen und Erlebnisse ermöglicht.

Wie kann die Einrichtung dazu beitragen die Lebenswege der jungen Menschen positiv zu beeinflussen?

Im BUGS Jugendcafé arbeiten wir sehr beziehungsorientiert. Durch stabile, vertrauensvolle Beziehungen, die auf gegenseitigem Respekt beruhen, können die Jugendlichen sich öffnen und in Krisensituationen wertvolle Unterstützung erhalten. Unser Team vermittelt sie bei Bedarf auch an geeignete Hilfestellen und begleitet sie möglichst auf diesem Weg, um sicherzustellen, dass sie an die passende Unterstützung angebunden sind.

Ein großer Mehrwert entsteht zudem durch die sozialen Kontakte, die sich hier entwickeln: Freundschaften entstehen, die den Jugendlichen Halt geben, und auch Konflikte bieten Lernmöglichkeiten, um gemeinsam mit anderen Lösungen zu finden. Die Freizeitangebote, die gemeinsamen Aktivitäten und Gespräche stärken nicht nur ihr Selbstwertgefühl, sondern helfen ihnen auch, ihre sozialen Fähigkeiten auszubauen. Wir unterstützen sie dabei, ihre eigenen Ressourcen zu entdecken, und helfen ihnen, Perspektiven für ihre Zukunft zu entwickeln – sei es in Ausbildung, Job oder in persönlichen Projekten.

Welche Möglichkeiten bieten die Angebot im BUGS, Integration von geflüchteten Jugendlichen zu fördern?

Im BUGS Jugendcafé schaffen wir einen offenen, sicheren Raum, in dem geflüchtete Jugendliche die Möglichkeit haben, sich zu integrieren und soziale

Kontakte zu knüpfen. Viele unserer Besuchenden haben traumatische Erfahrungen in ihren Herkunftsländern und während ihrer Flucht gemacht, was ihre Integration in die deutsche Gesellschaft erschwert.

Um diesen Jugendlichen die Unterstützung zu bieten, die sie benötigen, arbeiten wir eng mit dem Fachdienst Integration und Migration der Caritas zusammen. Regelmäßig begleiten Fachkräfte aus diesem Bereich den Öffnungsbetrieb des Jugendcafés, um Clearing-Beratungen anzubieten. Diese unmittelbare Verfügbarkeit ermöglicht es den Jugendlichen, ohne Hürden Fragen zu klären, Informationen zu erhalten und bei Bedarf weitere Beratungstermine in Anspruch zu nehmen.

Ein zentraler Bestandteil unseres Angebots ist die Möglichkeit, in einem vertrauensvollen Rahmen über persönliche und sensible Themen zu sprechen. Jugendliche haben die Gelegenheit, über ihre Identitätsfindung, Geschlechterrollen und die Herausforderungen, die Diskriminierung mit sich bringt, offen zu diskutieren. Diese Gespräche fördern nicht nur die Reflexion, sondern tragen auch dazu bei, eine respektvolle Diskussionskultur zu etablieren, in der alle Stimmen gehört werden.

Darüber hinaus spielt Sport eine wichtige Rolle in unserem Café. Viele Jugendliche nutzen sportliche Aktivitäten, die wir außerhalb des Jugendcafés anbieten, als Ventil für psychischen Stress und als Gelegenheit, ihre sozialen Fähigkeiten zu stärken. Bei Angeboten wie dem offenen Fußballspiel fördern wir nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch den sozialen Austausch und das Gemeinschaftsgefühl. Hier lernen die Jugendlichen, miteinander zu kommunizieren, Teamarbeit zu schätzen und Konflikte konstruktiv zu lösen.

Insgesamt zielt unser Ansatz darauf ab, geflüchtete Jugendliche in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen und ihnen die Möglichkeit zu geben, als gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft zu wachsen. Durch die Bereitstellung von Ressourcen, Informationen und einem sicheren Raum helfen wir ihnen, ihre Herausforderungen zu bewältigen und Perspektiven für ihre Zukunft zu entwickeln.

Gibt es eine besondere Erfolgsgeschichte? Welches Schicksal/ Geschichte ist dir besonders in Erinnerung geblieben?

Eine Geschichte, die uns sehr berührt hat, ist die eines jungen Geflüchteten, der bei uns Halt fand, nachdem er allein nach Deutschland gekommen war. Anfangs sehr schüchtern und zurückgezogen, begann er nach und nach, die Angebote aktiv zu nutzen. Über die Zeit hat er sich durch die Beziehungsarbeit bei uns so weit öffnen können, dass er Freundschaften geknüpft und Deutsch gelernt hat. Er schloss eine Ausbildung erfolgreich ab und kommt noch heute als Mentor für andere Jugendliche ins BUGS Jugendcafé zurück. Solche Geschichten zeigen uns, wie viel Kraft im gemeinsamen Engagement steckt.

Die Zukunft des BUGS – wie geht es weiter?

Für die Zukunft wünschen wir uns, dass das BUGS Jugendcafé ein stabiler Ort der Sicherheit und Unterstützung für alle Jugendlichen bleibt, die zu uns kommen. Wir sind entschlossen, weiterhin laut zu sein – sowohl bei drohenden Haushaltskürzungen als auch bei politischen Strömungen, die unsere vielfältigen Werte angreifen. Die Bedeutung der offenen Jugendarbeit ist enorm, und wir setzen uns aktiv dafür ein, dass die Stimmen der Jugendlichen gehört werden.

Sollte es uns gelingen, unser Angebot langfristig zu sichern, träumen wir davon, unsere Aktivitäten weiter auszubauen. Unsere räumlichen Kapazitäten sind begrenzt, da das Jugendcafé lediglich aus einem länglichen Raum besteht. Ein zusätzlicher Raum für Musikprojekte sowie ein Außengelände mit Sportmöglichkeiten wären hervorragende Erweiterungen, die den Jugendlichen mehr Freiräume für kreative und sportliche Aktivitäten bieten.

Ein zentraler Aspekt unserer zukünftigen Angebote wird die Bedeutung von Fahrten und erlebnispädagogischen Aktivitäten sein. Solche Ausflüge fördern nicht nur den Teamgeist und die sozialen Fähigkeiten, sondern bieten den Jugendlichen auch die Möglichkeit, neue Erfahrungen zu sammeln, ihre Perspektiven zu erweitern und sich in einem anderen Umfeld auszuprobieren. Zukünftig möchten wir noch mehr solcher Aktivitäten anbieten, um den jungen Menschen unvergessliche Erlebnisse zu ermöglichen und ihre persönliche Entwicklung zu unterstützen. Diese Erfahrungen sind entscheidend, um Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten aufzubauen und die Selbstwirksamkeit zu fördern.

Der Haushaltsentwurf 2025 der NRW-Landesregierung sieht Kürzungen bei zahlreichen sozialen Diensten und Angeboten in Höhe von 83 Millionen Euro vor. Sollten die Kürzungen umgesetzt werden, wird das für viele Menschen in unserem Land sichtbare und spürbare Folgen haben – vielleicht auch für die Jugendlichen des Cafe BUGS;  Schließung von speziellen Angeboten wären dann die Folgen.

Die Räumlichkeiten des Cafe Bugs können außerhalb der BUGS-Öffnungszeiten für Ihre Veranstaltung angemietet werden: Caritasverband für die Stadt Köln e.V. | Bugs Jugendcafe

Und jährlich grüßt das Kürzungstier…

von Tim Westerholt, Leitung Leistungsbereich Integration & Beratung

Der Murmeltiertag liegt zwar eigentlich am 2. Februar, in der Migrations- und Flüchtlingsarbeit wird er aber gerne in die Sommerpause gelegt! In routinemäßiger Regelmäßigkeit trudeln die neuen Hiobsbotschaften zu Kürzungsabsichten auf Bundes- und Landesebene bei den Trägern ein.

Doch genauso wie Bill Murray irgendwann ziemlich genervt aus der Wäsche blickt, so wollen auch wir uns an die ständigen Wiederholungen nicht gewöhnen – an die heimlichen Kampfansagen durch Etatkürzungen, an die Überraschungen, dass selbst für sicher geglaubte Programme durch Haushaltsnachverhandlungen immer noch von der Tischkante fallen können, an die Aufforderungen unserer Trägergruppen, in diesem Jahr besonders intensiv mit Parlamentsabgeordneten zur Wirksamkeit unserer Programme ins Gespräch zu gehen, ebenso wie an die „glückliche Jahresabschlussbotschaft“, dass es hier und dort gelungen ist, seit Monaten angekündigte Kürzungen doch wieder von der Tagesordnung zu nehmen – natürlich nachdem uns qualifizierte Mitarbeitende verlassen haben, Beratungen beendet und Büros umgeplant wurden.

Das alles wäre vielleicht halb so wild, wenn nicht das Tagesgeschäft gleichzeitig durch unsere Kostenträger immer schwieriger gemacht werden würde. Beispiele? Gibt es genügend – nehmen wir das Landesprogramm der Integrationsagenturen, wahrscheinlich das wichtigste unserer Programme zur gezielten Förderung einer toleranten, diversen und demokratischen Gesellschaft. Das Land NRW möchte seit Anfang 2023 dessen Förderrichtlinie grundlegend überarbeiten. Vorschläge wurden diesbezüglich seitens der freien Wohlfahrt frühzeitig mitgeteilt – doch ohne eine Reaktion hierauf hat es sage und schreibe bis zum 10.07.2024 gedauert, um eine Richtlinie zu veröffentlichen, die sich erstens nicht sonderlich von der vorherigen unterscheidet und die zweitens bereits jetzt erneut nur bis Ende 2024 Gültigkeit haben soll. 171 landesweite Integrationsagenturen bekamen nicht nur kein Geld (bekommen sie schlussendlich immer noch nicht, denn sie können sich erst jetzt formell auf ein Programm bewerben, dass sie seit dem 01.01.24 bereits durchführen), sie wussten nicht einmal die programmatischen Grundlagen, nach denen sie ihre Arbeit verrichten sollten. 171 Integrationsagenturen haben vorgestreckt, sind personelle Risiken eingegangen und haben den Laden buchstäblich am Laufen gehalten, für den es sechseinhalb Monate keine Rechtgrundlage gab. Und eines wissen wir bereits jetzt: Das Prozedere wird sich in fünfeinhalb Monaten sehr wahrscheinlich wiederholen. Ein Einzelfall? Keineswegs: Die landesgeförderte Flüchtlingsberatung reiht sich hier nahtlos ein, ebenso wie die bundesgeförderten psychosozialen Zentren für traumatisierte Geflüchtete und viele weitere. Verzögerte Zuwendungsbescheide, Arbeit ohne Rechtssicherheit, Vorfinanzierung von bereits seit Monaten laufenden Programmen sind im Loop der Murmeltiere eher Standard als Ausnahme.

Auch Zuwanderung und Integration sind im Einwanderungsland Deutschland schon lange Normalzustand – die Gesetzeslage hinkt jedoch ebenso lange hinterher. Seit 31 Jahren haben wir ein restriktives Asylbewerberleistungsgesetz, dass 1993 bereits überarbeitungsbedürftig eingeführt wurde. Seit 2004, also seit 20 Jahren, haben wir immerhin ein Zuwanderungsgesetz, in welchem auch bestimmte Hilfsleistungen definiert wurden. Die damit verbundenen Förderprogramme sind aber bis heute unterfinanziert, ihr Volumen jährlichen Neuverhandlungen ausgesetzt, die umsetzenden Träger zu regelmäßigen Verhandlungen und öffentlichkeitswirksamen Nörgeleien gedrängt! Ein dreizehntes Sozialgesetzbuch „Zuwanderung“, in dem die Ansprüche und die Förderung eingewanderter und schutzsuchender Menschen, sowie die Aufgaben von Bund, Land und Kommune sowie der umsetzenden freien Träger geregelt werden, ist längst überfällig.

Man wird ja nochmal träumen dürfen, und ja, hiervon sind wir gerade heute sehr weit weg. Bleibt also eigentlich nur noch die Frage zu beantworten, warum das alles? Warum nicht einfach hinschmeißen? Ganz einfach: Weil die Caritas als Wohlfahrtsverband Komplex- und kein Spezialisierungsträger ist! Weil wir keine Zielgruppe außer Acht lassen! Weil wir so Menschen in Kontakt bringen, die sich sonst nicht begegnen würden! Und weil wir genau dadurch sozialen Frieden tagtäglich fördern. Sich hierfür einzusetzen ist alternativlos. Davon sind wir überzeugt, man könnte auch sagen: Daran glauben wir.

Die wichtigste Grundlage sozialen Friedens sind gute soziale Strukturen! Zeit, dass sich auch der Gesetzgeber wieder daran erinnert und für auskömmliche und verlässliche Förderstrukturen sorgt – auch im Bereich von Flucht und Zuwanderung.

 

Autor: Tim Westerholt

NÄCHSTENLIEBE – drei Religionen, eine gemeinsame Haltung

Es ist jedes Mal sehr spannend, wenn sich im Klarissenkloster in Köln Kalk gläubige Kölner*innen aus Judentum, Christentum und Islam treffen und sich über Themen austauschen, die ihren Glauben betreffen!
Das passiert einmal im Monat und wird organisiert durch die drei Integrationsagenturen von Caritas Köln, jüdischer Synagogengemeinde und dem Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen.

Im Juli war „Nächstenliebe“ das Thema der interreligiösen Reihe.

Die Veranstalterinnen hatten mit etwa 25 Personen gerechnet, aber es kamen 40 Interessierte. Der Stuhlkreis füllte das Kirchenschiff des Klarissenklosters aus und hier saßen wir bunt durcheinander: Gläubige Menschen aus Judentum, Christentum und Islam.

Nach einer herzlichen Begrüßung stellten ein Jude, ein Christ und eine Muslima das jeweilige Verständnis von Nächstenliebe dar – jeweils anders und doch ganz nach beieinander. Im Ergebnis ist Nächstenliebe für uns alle die Glaubenshaltung, mit der wir den Menschen um uns herum begegnen wollen. Einig sind wir uns aber auch, dass das für uns alle im Alltag leichter gesagt als getan ist. Gleichzeitig kann unser jeweiliger Glaube uns die Kraft geben, Menschen in Liebe zu begegnen, bei denen es uns schwerfällt.  Gott liebt ja den Anderen und die Andere genauso wie mich.

Am Ende der Veranstaltung wird es auf einmal konkret: Eine Frau nimmt ihren Mut zusammen und stellt eine Frage. Als Christin spricht sie die muslimischen Frauen an, weil sie unsicher ist, wie sie ihnen begegnen soll. Die Reaktionen sind wohlwollend und der ehrliche Austausch in großer Runde hilfreich, auch für die die nicht gefragt haben.

Interreligiöser Dialog hat schon eine besondere Kraft. Man trifft sich in aller Unterschiedlichkeit, begegnet sich auf Augenhöhe und mit Neugierde und geht auseinander in Verbundenheit, als Menschen die Gott auf verschiedene Weise und doch gemeinsam suchen.

Auch hier sind wir wieder beim Jahresthema der Caritas: Friede beginnt bei mir

Wenn unsere Gesellschaft eines braucht, dann sind es solche interreligiösen Begegnungen. Also gerne vorbeikommen und auch andere mitbringen!

 

Die aktuellen Termine und Themen kann man auf der Startseite der Caritas Integrationsagenturen nachsehen.

Der nächste Termin ist der 11.09. 2024 – 16:00-19.30 Uhr im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, Appellhofplatz 23-25

Uli Thomas | Aktion Neue Nachbarn/Köln

Das Bundesaufnahmeprogramm Afghanistan retten

Zum dritten Jahrestag der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan fordert die Caritas Köln zusammen mit der Bundesweiten Arbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer e.V. (BAfF) und vielen weiteren Organisationen: 

Bedrohte afghanische Menschenrechtler*innen dürfen nicht ihrem Schicksal überlassen werden. Das Bundesaufnahmeprogramm und weitere Aufnahmemöglichkeiten müssen fortgesetzt, beschleunigt und ausgeweitet werden. Kapazitäten für zivilgesellschaftliche Unterstützung müssen ausgebaut werden.

Drei Jahre nach der Machtübernahme der Taliban sind Menschen in Afghanistan, die sich dort für Demokratie und Menschenrechte eingesetzt haben, stärker denn je gefährdet. Menschen, die in allen gesellschaftlichen Bereichen demokratische Werte verbreiteten – etwa als Lehrer*innen, Journalist*innen, Ärzt*innen, Richter*innen, Anwält*innen, Politiker*innen, Menschenrechtsaktivist*innen und Kulturschaffende – sowie Ortskräfte werden immer stärker verfolgt, willkürlich inhaftiert, gefoltert und hingerichtet. Sie müssen sich unter prekären Bedingungen versteckt halten, um zu überleben.

Für manche Personengruppen ist die Bedrohung besonders akut. Frauen wurden seit der Machtübernahme systematisch aus allen Teilen der Gesellschaft ausgeschlossen. Mädchen ist der Schulbesuch ab der siebten Klasse verboten, Frauen dürfen weder arbeiten noch studieren oder allein das Haus verlassen. Viele sind von Zwangsehen und brutalen Strafen wie sexuellen Misshandlungen in Haft, Auspeitschungen und Steinigungen bedroht. Die „schwerwiegende, systematische und institutionalisierte Diskriminierung gegen Frauen“ durch die Taliban ist eine Art „Gender-Apartheid“. Queere Personen sind sogar als gesamte Gruppe direkt in ihrer Existenz bedroht, weil die Taliban angekündigt haben, diese Menschen durch Folter, Steinigung oder lebendiges Begraben zu vernichten.

Demokratie muss durch Zivilgesellschaft geschützt werden
Wir möchten unsere Solidarität mit den Menschen in Afghanistan, die ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben, um demokratische Werte zu verteidigen, ausdrücken. Als zivilgesellschaftliche Organisationen sehen wir es als unsere Pflicht, nicht nur Menschenrechte in Deutschland zu verteidigen, sondern uns auch für diejenigen einzusetzen, die dies in ihrem Land tun. So unterschiedlich die Umstände sind, unter denen wir arbeiten – uns verbindet die gemeinsame Überzeugung, dass ein Leben in Würde für alle erreichbar sein soll. Viele der aktuellen Krisen und Konflikte haben grenzübergreifende Ursachen und müssen deswegen auch grenzübergreifend bearbeitet werden. Gerade am Beispiel Afghanistan lässt sich gut beobachten, welche Folgen drohen, wenn zivilgesellschaftliche Interessen bei der internationalen Zusammenarbeit nicht hinreichend berücksichtigt werden. Es ist fatal, dass das Doha-Abkommen beschlossen wurde, ohne die bereits etablierten Rechte und Freiheiten der afghanischen Bevölkerung zu sichern, obwohl es ein wichtiges Ziel der internationalen Zusammenarbeit war, die Demokratisierung in Afghanistan zu stärken und die Verteidigung der Menschenrechte zu unterstützen. Und obwohl es klar war, dass es dafür unter den Taliban keinen Platz geben würde.

Deutschland hat eine humanitäre Verantwortung
Wenn – wie in Afghanistan – die Lebensbedingungen im eigenen Land zu gefährlich werden, sind Menschen gezwungen, ihr Land zu verlassen. Sie verlassen ihre Heimat und damit die Menschen und Orte, mit und an denen sie ihr Leben bisher aufgebaut hatten. Die Entscheidung, aus dem eigenen Land zu flüchten, wird nie leichtfertig getroffen. Diese Menschen zu schützen, ist eine humanitäre
Pflicht Deutschlands. Aufgrund seiner Beteiligung am zwei Jahrzehnte dauernden internationalen
Militäreinsatz in Afghanistan hat Deutschland eine besondere Verantwortung gegenüber gefährdeten Afghan*innen, zu der die Bundesregierung sich im Koalitionsvertrag bekannt hat.
Die zu späten und chaotischen Evakuierungen aus Afghanistan nach dem August 2021 zerstörten zu viele Menschenleben. Weil politische Entscheidungsträger*innen die Einschätzungen von Expert*innen vor Ort nicht ernst genug nahmen. Weil die Länder, die am internationalen Einsatz beteiligt waren – auch Deutschland – ihr Versprechen, ihre Verbündeten nicht im Stich zu lassen, nicht ausreichend einhielten.

Es braucht sichere Fluchtwege für gefährdete Afghan*innen
Wir fordern, dass sichere Fluchtwege für gefährdete Afghan*innen weiterhin ermöglicht und
ausgebaut werden, unter anderem über das Bundesaufnahmeprogramm und über
Landesaufnahmeprogramme:

  • Das Bundesaufnahmeprogramm Afghanistan muss in vollem Umfang fortgesetzt und
    finanziert werden. Ausreisen müssen beschleunigt werden. Neben der Möglichkeit, einen
    Asylantrag in Deutschland zu stellen, sind solche Programme notwendig, damit besonders
    vulnerable und gefährdete Menschen auch tatsächlich Schutz suchen können: Personen, die
    unter anderem aufgrund ihres Alters, ihres Gesundheitszustands, ihres Geschlechts, ihrer
    sexuellen Orientierung und/oder geschlechtlichen Identität besonderen Risiken ausgesetzt
    sind, neben den ohnehin großen Gefahren auf den Fluchtwegen nach Europa.
  • Das Ortskräfteverfahren muss so reformiert werden, dass alle gefährdeten Personen, die für
    Deutschland gearbeitet haben, Schutz erhalten.
  • Der Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte muss erleichtert und beschleunigt
    werden. Aktuell bleiben Familien oft aufgrund bürokratischer Hürden und Personalmangel in
    den zuständigen Behörden über Jahre getrennt. Diese Barrieren müssen abgebaut werden.
  • Abschiebungen nach Afghanistan dürfen nicht stattfinden.
  • Damit Schutzsuchende nach Ankunft in Deutschland die notwendige Unterstützung
    bekommen, um ein neues Leben hier aufzubauen, fordern wir zudem einen Ausbau der
    Kapazitäten für Unterbringung, Beratung und gesundheitliche Versorgung.

Wir dürfen die Menschen in Afghanistan nicht vergessen. Durch unsere Solidarität mit ihnen möchten wir unsere gemeinsamen demokratischen Werte verteidigen.

 

Unterzeichnende Organisationen (alphabetisch):
Afghan Women Activist’s Coordinating Body (AWACB)
Afghanischer Aufschrei Düsseldorf
AfghanistanNotSafe KölnBonn
Afghanistan-Schulen, Verein zur Unterstützung von Schulen in Afghanistan e.V.
Amnesty International, Bezirk Düsseldorf
Amnesty International, Gruppe 1004
Artistic Freedom Initiative
AWO Bundesverband e.V.
Behandlungszentrum für Folteropfer Ulm
Beratung + Leben gemeinnützige GmbH, Migrationsberatung für Erwachsene in Berlin
Berliner Netzwerk für besonders schutzbedürftige geflüchtete Menschen (BNS)
Brücke Schleswig-Holstein gGmbH
Bundesarbeitsgemeinschaft PRO ASYL e.V.
Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (BumF) e.V.
Bundesweite Arbeitsgemeinschaft der psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer
(BAfF e.V.)
Caritasverband für die Stadt Köln e.V.
Der Paritätische Gesamtverband
Deutscher Anwaltverein
Diakonie Deutschland
Dr. Jörg Hutter, Bundesvorstand Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD)
DSPZ (DeutschSchweizer PEN Zentrum)
European Organisation for Integration e.V.
FAM – Frauenakademie München e.V.
Flüchtlingsrat Berlin e.V.
Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V.
HÁWAR.help e. V.
IPPNW – Ärzt*innen in sozialer Verantwortung e.V.
Kabul Luftbrücke
KommMit e.V. / PSZ Brandenburg
Lichtpunkt | Traumatherapie- und Psychosoziales Zentrum e.V.
Louise-Aston-Gesellschaft e.V.
medico international
Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum e.V.
MISSION LIFELINE International e.V.
Mosaik Leipzig – Kompetenzzentrum für transkulturelle Dialoge e.V.
move on – menschen.rechte Tübingen e.V.
Nadia Murad Zentrum
Niederdeutsch-Friesisches PEN-Zentrum e.V {aspiring}
Psychosoziales Zentrum Dresden
Psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge Nürnberg
Psychosoziales Zentrum Pfalz
PSZ Bielefeld
PSZ des Ev. Regionalverband Frankfurt und Offenbach
Refugio Bremen
Refugio München
Refugio Stuttgart e.V.
refugio thüringen e.V.
Refugio Villingen-Schwenningen, Psychosoziales Zentrum für traumatisierte Flüchtlinge
Schwulenberatung Berlin
Stitching for School and Life e.V. – SSL e.V.
TERRE DES FEMMES – Menschenrechte für die Frau e.V.
Traumanetzwerk Lörrach
VAF Bonn e.V. (Verein für Afghanistanförderung)
Wir packen’s an e.V. – Nothilfe für Geflüchtete
Zentrum ÜBERLEBEN

Ein bisschen Frieden…

Unser Kollege Tim Westerholt hat sein Büro im Caritas-Zentrum Kalk und leitet den Leistungsbereich Integration und Beratung. Hier erhalten geflüchtete Menschen, die in Deutschland ankommen, Unterstützung: Im Asylverfahren, beim Deutsch lernen, beim Arbeits-, Schul- und Kitaplätze finden, beim Wohnen und in vielen weiteren Bereichen der Integration… Deutschland kennt viele Gesetze und kann gerade am Anfang sehr kompliziert sein. Die Beratungsdienste der Caritas bieten direkte Hilfestellungen: das Beratungsangebot ist freiwillig, kostenlos und immer vertraulich. Tim Westerholt weiß, hinter jeder Flucht steckt ein individuelles Schicksal. So auch das von Farhad … 

Farhad U. ist 2021 aus Afghanistan geflohen. Als ehemaliger Mitarbeitender eines Subunternehmens, dass Transporte für die westlichen Militärs durchführte, blieb ihm nach deren überhasteten Rückzug und der folgenden Machtübernahme der Taliban nichts anderes übrig.

„Friede beginnt bei mir“, liest er an unserer Beratungstür und muss müde lächeln. Ich kann ihn verstehen. Wo liegt der soziale Frieden für Farhad? In den schlaflosen Nächten, voller Sorge um seine Kinder und Ehefrau, die papierlos und diskriminiert im afghanischen Nachbarland Iran leben müssen? In der Sorge, dass sein nun anderthalb Jahre andauerndes Asylverfahren vielleicht keinen guten Ausgang nehmen wird? In der Ohnmacht, nun bald drei Jahre der Lebenszeit seiner heute nicht mehr ganz so kleinen Kinder verpasst zu haben? Oder im gesellschaftlichen Druck, den er hier verspürt, weil er mitbekommen hat, dass Deutschland Geflüchteten verbieten möchte, Geld ins Ausland zu überweisen und Europa gleichzeitig seine Grenzzäune noch höher ziehen will und der deutsche Kanzler gleichzeitig davon spricht, Geflüchtete konsequent nach Afghanistan abschieben zu wollen?

Farhad erhält hier monatlich 204,00 Euro. Ja, seine Flüchtlingsunterkunft wird noch dazu finanziert und die Summe gilt als sein „persönlicher Bedarf“. 50,00 Euro überweist er hiervon jedoch monatlich an seine Familie. Weitere 50,00 Euro gehen an seinen Anwalt, der ihn im Asylverfahren unterstützt. Es bleiben ihm monatlich 104 Euro – für alles. Er redet mittlerweile nicht mehr gerne darüber, dass er seine Frau und Kinder unterstützt. Er hat das Gefühl, dies sei hier nicht gewünscht, ja, fast schon illegal.

Es gibt nur wenig friedliche Ufer auf dem sehr unruhigen Ozean von Farhads Gefühlswelt. Wenn es ihm gelingt, die Sorge um seine Familie beiseitezuschieben, so erinnern ihn die Frustration, von den NATO-Verbündeten im Stich gelassen worden zu sein, sowie die nicht verarbeiteten und traumatischen gewaltsamen Erlebnisse in Afghanistan wie an den europäischen Außengrenzen, an seine eigene innere Verwundung.

Und dennoch ist die Flüchtlingsberatung der Caritas für ihn ein Ort des seltenen Friedens.

Einer der wenigen Orte, an dem er nicht mehr misstrauisch sein muss, weil auch ihm dort nicht misstraut wird. Die inneren und äußeren Herausforderungen Farhads sind gewaltig und kaum nachzufühlen. Vielleicht sind es gerade die kleinen und wenigen Selbstverständlichkeiten, die ihn immer wieder die Beratung aufsuchen lassen: Eine zugewandte, menschliche Haltung, spürbare Parteilichkeit und unentgeltliche Hilfsbereitschaft, Empathie und ein unaufgeregtes Auffangen und Sortieren. Farhad hat begriffen, dass sozialarbeiterische Flüchtlingsberatung keine Gesetze verändern kann, keine nationalen Grenzen niederreißt und auch keine Gewähr für ein positives Asylverfahren bietet. Schön wär‘s. Aber sie ist eine Mitstreiterin und steht auf seiner Seite – nur deswegen kann sich Farhad hier öffnen. Es gibt keinen anderen Ort für ihn in Köln, wo das so ist.

Die Caritas Beratungsdienste für Eingewanderte und Geflüchtete stiften Frieden – auch denen gegenüber, die bereits in Deutschland leben. Mitten im Veedel, ob in Porz, Kalk, Meschenich, Chorweiler, also dort, wo Menschen mit Flucht- und Einwanderungsgeschichte oftmals als erstes landen, moderieren und vernetzen sie. Sie bringen Menschen in Kontakt fördern Verständnis füreinander und wirken so Hass und Ausgrenzung entgegen.

Und auch Farhad stiftet Frieden. Er hat wirklich gute Gründe für Wut und Verzweiflung und dennoch gibt es kaum jemanden, der sich mehr Frieden wünscht. Ein Viertel seines sehr geringen Einkommens fließt jeden Monat zu seiner Familie. Er versteht vieles nicht, was die Menschen heute über Geflüchtete sagen und trotzdem findet er immer noch, dass Deutschland ein gutes Land ist. Unsere Beratung hilft ein kleines bisschen dabei, dass er das auch morgen noch sagen kann. Eine humane Flüchtlingspolitik in Deutschland kann sie alleine nicht erzeugen. Dafür müssen wir alle zusammen sorgen.

Autor: Tim Westerholt

Die Lage ist ernst: Freie Wohlfahrtspflege in Gefahr

In den letzten Wochen hat der Deutsche Caritasverband auf verschiedenen Kanälen die Teilnahme an einer Umfrage der Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege (BAG FW) beworben.

Die Ergebnisse beschreiben, wie leider erwartbar, eine ernste Lage:

  1. Knapp zwei Drittel der Einrichtungen und Organisationen der Freien Wohlfahrtspflege mussten aufgrund finanzieller Schwierigkeiten in den vergangenen beiden Jahren ihre Angebote einschränken oder ganz einstellen.
  2. Mehr als drei Viertel der Befragten rechnen damit, ihre Angebote auch 2025 weiter zurückfahren zu müssen.
  3. Mehr als 70 Prozent der Einrichtungen und Organisation befürchten, dass sich die Reduzierung der Angebote negativ auf demokratisches Engagement vor Ort auswirken wird.

Zur Pressemitteilung :https://www.bagfw.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detail/angebote-von-wohlfahrtsverbaenden-mussten-vielfach-schon-eingeschraenkt-oder-ganz-eingestellt-werden

Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa äußert sich dazu wie folgt:

„Kitas und Sozialstationen, Schuldnerberatungsstellen und Familienzentren – mit diesen Angeboten spannt die Freie Wohlfahrtspflege im sozialen Nahraum ein Netz, das trägt. Es trägt Menschen, die von Schicksalsschlägen gebeutelt sind, die arm sind, krank oder einsam. Einsparungen in Stadt, Land und Bund reißen Löcher in dieses Netz. Da wo die Kürzungen digitale Angebote wie die Online-Beratung betreffen, werden neben der analogen Nachbarschaft auch virtuelle Begegnungsräume zerstört. Wir alle spüren, wie groß die Herausforderungen auf allen Ebenen – nicht nur im Bereich des Bundeshaushaltes  – sind. Gerade auch in den Landes- und Kommunalhaushalten werden Einsparungen vorgenommen. Umso wichtiger sind unsere gemeinsamen Anstrengungen. Im föderalen Staat gilt beides: die Schuldenlast entsteht auf allen Ebenen und die Sicherung der sozialen Infrastruktur ist ein Gemeinschaftsprojekt.“

Für Chancengerechtigkeit, Gleichstellung und Gleichbehandlung

Der Runde Tisch für Flüchtlingsfragen in Köln setzt sich für Chancengerechtigkeit, Gleichstellung und Gleichbehandlung von unterschiedlichen Flüchtlingsgruppen ein.

Er lehnt die Einführung einer Bezahlkarte für Asylbewerber ab und führt folgende Bedenken an:

1. Jede*r Leistungsbezieher*in im Sozialsystem sollte über seine Leistungen frei verfügen können.

2. Zur freien Verfügbarkeit von Leistungen gehört, dass jede*r Leistungsbezieher* in überall bezahlen sowie Barzahlungen und Überweisungen tätigen kann.

3. Die Bezahlkarte bedeutet faktisch eine Entrechtung geflüchteter Menschen und schränkt deren Autonomie und soziale Teilhabe ein.

4. Das derzeit diskutierte Modell einer Bezahlkarte hat einen diskriminierenden Charakter und schafft nicht zu rechtfertigende Ungleichheiten zwischen unterschiedlichen Gruppen von Geflüchteten.

5. Unter der Maßgabe, dass die deutlich überwiegende Zahl der Geflüchteten in Köln bereits jetzt ein Girokonto hat, würde eine Einführung einer anders gearteten Bezahlkarte einen hohen zusätzlichen Aufwand in der Verwaltung erzeugen.

 

Zum Hintergrund: Seit 20 Jahren setzt sich der „Runde Tisch für Flüchtlingsfragen“ in Köln, bestehend aus Vertreter*innen der Kirchen, Ratsfraktionen, Stadtverwaltung, Wohlfahrtverbände und Initiativen im Flüchtlingsbereich, für eine menschengerechte kommunale Integrationspolitik ein. Ziel ist eine gemeinsame humane Aufnahme- und Integrationspolitik in Verwaltung, Politik und Kölner Stadtgesellschaft. Ein Positionspapier des Rundes Tisches für eine humane Integrationspolitik finden Sie hier.

Jahresempfang der Fachverbände “Frieden beginnt bei mir.”

Am  24. Mai haben der Caritasverband Köln und die Fachverbände IN VIA Köln, KJA Köln, Malteser Köln, SkF Köln und SKM Köln Vertreter*innen aus Politik und Verwaltung, Kirche und Stadtgesellschaft zum jährlichen Jahresempfang in den Garten der Religionen von IN VIA Köln (Stolzestr. 1a, 50674 Köln) eingeladen.

Wie wertvoll und wichtig die Arbeit der Caritas Köln und der Fachverbände ist und wie sie mit ihren zahlreichen Projekten und Angeboten Frieden stiften und soziale Gerechtigkeit schaffen, erläuterten Stadtdechant Msgr. Kleine, Andrea Redding als Vorstandssprecherin IN VIA Köln und Bürgermeister Dr. Ralf Heinen. Die Rede zum Schwerpunktthema hielt Vorstandssprecher der Caritas Köln Peter Krücker.

 

Sehr geehrter Monsignore Kleine, sehr geehrter Herr Bürgermeister Dr. Ralf Heinen, liebe Geschäftsführende und Vorstände der Caritas-Fachverbände, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste,

auch ich möchte Sie und Euch ganz herzlich zum diesjährigen Jahresempfang der Kölner Caritas und ihrer Fachverbände SKM, SkF, IN VIA, KJA und Malteser Hilfsdienst begrüßen.

Wir feiern unseren Jahresempfang auch dieses Jahr traditionell im Garten der Religionen. Das Streben nach Frieden steht im Zentrum aller Weltreligionen. Wir befinden uns also heute an einem ausdrücklich friedvollen Ort. „Frieden beginnt bei mir“ lautet auch die Botschaft der diesjährigen Jahreskampagne des Deutschen Caritasverbandes.

Beim Thema Frieden empfinde ich eine tiefe persönliche Verbundenheit. Die Arbeit für Frieden in der Gesellschaft und in der Welt ist für mich in meinem beruflichen und privaten Leben immer wegweisend gewesen: Ende der 1950er Jahre geboren, wurde ich vor allem durch die Friedensbewegung politisch sozialisiert. Den Wehrdienst habe ich aus fester Überzeugung verweigert und war zudem über Jahre ehrenamtlich als Berater und Beisitzer für Kriegsdienstverweigerer engagiert. Anstelle des Wehrdienstes habe ich Zivildienst – oder soll ich besser sagen Friedensdienst – an einer Schule für geistig Behinderte der Stadt Köln geleistet. Die positiven Erfahrungen meines zivilen Dienstes am Menschen waren entscheidend für meinen weiteren Lebensweg. Wollte ich nach meiner Ausbildung und dem Fachabitur ursprünglich noch Design studieren, so habe ich mich letztlich für ein Studium der Sozialen Arbeit entschieden. Ohne meine Friedensüberzeugung würde ich wahrscheinlich hier heute nicht stehen.

Frieden beginnt bei mir: Was tut die Caritas vor Ort für den Frieden?

Als Caritas teilen wir die Vorstellung einer offenen, demokratischen, rechtsstaatlichen und solidarischen Gesellschaft, in der jeder Mensch ein Recht auf ein menschenwürdiges Leben hat. Wir sehen unsere Aufgabe darin, den Menschen unabhängig von Herkunft, Status, Geschlecht, sexueller Identität, Alter, Leistung, Religion oder anderer Merkmale mit Liebe und Achtung zu begegnen. Immer und überall.

Damit positionieren wir uns ausdrücklich gegen alle populistischen, nationalistischen, rassistischen und anti-demokratischen Strömungen, die die Spaltung und Verunsicherung der Gesellschaft vorantreiben und das friedliche Zusammenleben gefährden.

Frieden wird aber auch in unserer täglichen Arbeit vor Ort in Köln erfahrbar: Nämlich dann, wenn wir Vorurteile überwinden, uns für demokratische Werte und Gerechtigkeit einsetzen, den Dialog mit Menschen suchen, ihnen Ängste nehmen und Brücken bauen. Wir zeigen auf, dass es auch für schwierige Problemlagen immer Lösungen gibt und dass diese Wege nicht darin bestehen, andere als Sündenbock zu verurteilen oder Hass zu schüren.

Mit unserer Arbeit sind wir nah bei den hilfesuchenden Menschen und ihren Nöten.

Wir können dabei helfen, dass soziale Problemlagen überwunden werden. Die Problemlagen im Kölner Stadtgebiet sind vielfältig, komplex und miteinander verschränkt. Im Verbund der Caritas und seiner Fachverbände sind wir in der Lage, diesen Herausforderungen mit sozialer Arbeit angemessen zu begegnen.

Ich möchte Ihnen ausgewählte Beispiele für unsere Zielgruppen und Tätigkeitsschwerpunkte vorstellen:

  • Beginnen wir mit dem SKM, der mit der Arche für Obdachlose in Mülheim eine komplett Spenden-finanzierte Pop-Up-Kontakt- und Beratungsstelle für arme Menschen betreibt. Die Arche ist ein Anlaufpunkt für wohnungslose Menschen – und zwar unabhängig von etwaiger Leistungsberechtigung – am Bergischen Ring in unmittelbarer Nähe zum Wiener Platz. Hier erhalten Menschen ein warmes Mittagessen, können duschen, eine Kleiderkammer nutzen und genießen kostenlose ärztliche Betreuung. Die Arche für Obdachlose befriedet damit auch aktiv das Umfeld am Wiener Platz.
  • Von Mülheim geht es in den Norden von Chorweiler: Bei dem Familienhaus in Chorweiler-Nord des SkF handelt es sich um ein niedrigschwellig zugängliches Angebot für Familien mitten im Sozialraum.

Im Mittelpunkt stehen Familien, die bei der Bewältigung von Erziehungsaufgaben gefördert werden. Familienhäuser zeichnen sich durch einen infrastrukturell angelegten Zugang zu unbürokratischen und frühzeitigen Unterstützungsangeboten aus. In diesem Umfeld treffen Kölner Familien aus unterschiedlichen Kulturen aufeinander, Eltern und Kinder erfahren lebensnahe Unterstützung. Das Lernen über- und voneinander und die Erfahrung von Unterstützung schaffen hier die Basis für ein friedvolles Miteinander. Innerhalb von Familien – aber auch darüber hinaus in unserer Gesamtgesellschaft!

  • Die Radstation von IN VIA. Hierüber wird Langzeitarbeitslosen die Möglichkeit geboten, wieder am Erwerbsleben teilzunehmen, ihrer Ausgrenzung wird aktiv begegnet. Zugleich wird durch die Angebote Fahrradparken, Fahrradverleih und Werkstatt ein Beitrag dazu geleistet, dass Köln fahrradfreundlicher und damit auch klimafreundlicher wird. Ganz gemäß dem Motto der letztjährigen Jahreskampagne der Caritas: „Für Klimaschutz, der allen nutzt!“. Ohne sozial gerechten Klimaschutz keine soziale Sicherheit und damit kein sozialer Frieden!
  • In den Jugendbüros der KJA wird arbeitslosen oder von Arbeitslosigkeit bedrohten jungen Menschen Unterstützung bei der Suche nach Ausbildung oder Arbeit geboten. Ziele ihrer Arbeit sind die schulische, persönliche und soziale Stabilisierung sowie die langfristige Eingliederung in Arbeit, Beruf und Gesellschaft. Es wird hier also der Grundstein dafür gelegt, ein Teil unserer Gesellschaft zu werden und zu bleiben. Sich selbst als Teil der Gesellschaft zu erleben, ist ein wichtiger Baustein für unser friedliches Zusammenleben!
  • Werfen wir einen Blick auf eine besondere Zielgruppe, die Gruppe von Menschen ohne Krankenversicherung. Komplett über Stiftungsgelder und Spenden finanziert übernimmt die MMM, also die „Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung“, seit 19 Jahren in Köln die Betreuung dieser Zielgruppe. Jeder bekommt dort die medizinische Behandlung, die gebraucht wird. Unabhängig von Krankenversicherung oder Kosten.

Diese medizinische Grundversorgung unterstützt bei der Heilung von Krankheiten, begegnet Behinderungen und arbeitet aktiv an der Verwirklichung der Menschenwürde dieser Menschen. Allein im Jahr 2023 wurden dort insgesamt 2.387 Behandlungen durchgeführt.

  • In der Erziehungsberatung des Caritasverbands werden Familien begleitet und beraten, die ihre familiären Krisen nicht ohne Hilfe bewältigen können. Starke familiäre Konflikte vor allem in Bezug auf Eltern und ihre Kinder in Trennungssituationen werden bearbeitet, manchmal sogar gelöst, damit Kinder in Frieden aufwachsen können – auch wenn Eltern streiten.

Sie sehen: Unser Verbund trägt im gesamten Stadtgebiet in vielfältiger Weise zur Befriedung gesellschaftlicher Problemlagen und Herausforderungen bei. In unsicheren und verunsichernden Zeiten zeichnet uns dabei insbesondere Verlässlichkeit aus:

Wir stehen verlässlich an der Seite der Menschen in Not, wir bieten verlässliche und qualitativ hochwertige Strukturen und Angebote. Wir verhalten uns verlässlich fair gegenüber Kund*innen und Finanzierern unserer Arbeit.

Um weiterhin ein verlässlicher Partner sein und unseren Beitrag zum sozialen Frieden in Köln leisten zu können, benötigt es aber dringend eine gesicherte Finanzierung unserer Arbeit. Dafür setzen wir uns lautstark ein! Seit dem zweiten Halbjahr 2023 haben wir als Teil der Freien Wohlfahrt unsere Anliegen so laut und so konsequent wie nie auf die Straße gebracht – unter dem Motto „Köln bleib sozial“ bzw. „NRW bleib sozial“.

Zum Hintergrund: Wir haben mit tarif- und krisenbedingt drastisch gestiegenen Personal- und Sachkosten zu kämpfen, denen keine kostendeckende Refinanzierung der öffentlichen Hand gegenübersteht. Und es geht noch weiter: In Teilen sind die freien Träger von erfolgten oder geplanten Kürzungen der öffentlichen Hand betroffen. Wir fungieren damit als „Ausfallbürge“ der mauen Lage öffentlicher Kassen.

Im Oktober demonstrierten wir gemeinsam mit 25.000 Menschen vor dem Düsseldorfer Landtag. Im November standen an zwei Tagen die Räder in Kölner Einrichtungen der Freien Wohlfahrt still. Mit kreativen Aktionen und einer Demonstration mit über 8.000 Menschen haben wir auf die finanzielle Not unserer Dienste und Einrichtungen aufmerksam gemacht und demonstrierten gemeinsam mit Eltern und Klient*innen.

Klar ist: Die Angebote der freien Träger müssen weiterhin kostendeckend refinanziert werden, ansonsten drohen Schließungen auf breiter Ebene. Die Träger der freien Wohlfahrt haben keine Tresore, keine „Sparschweine“, um Finanzierungslücken zu schließen. Und es geht uns hier nicht um die Befriedigung von Eigeninteressen: Die Ungleichbehandlung öffentlicher und freier Träger gefährdet den sozialen Frieden und unser soziales System insgesamt und trägt damit zur Spaltung der Gesellschaft bei.

Ein Teilerfolg wie die Fortsetzung des sogenannten Strukturförderfonds in Köln konnte durch unser Engagement erzielt werden. Hierbei handelt es sich jedoch in der Tat nur um eine Teilkompensation unserer enormen Kostensteigerungen. Gerade bei der Aufstellung des kommunalen Doppelhaushalts 2025/2026 wird seitens des Kölner Rats nun darüber entschieden werden müssen, ob Köln eine soziale Stadt bleibt. Klar sollte dabei sein, dass die bereits defizitäre Refinanzierung keinen zusätzlichen Eigenanteil der freien Träger zulässt.

Über finanzielle Streitpunkte hinaus bietet die Caritas einen Raum, um sich aktiv für eine demokratische und friedvolle Gesellschaft einzusetzen. Ich möchte ein jüngeres Beispiel aus unserem sozialpolitischen und anwaltschaftlichem Engagement im Bereich der Asylpolitik vorbringen. Die Diskussion um die Einführung einer Bezahlkarte für Geflüchtete.

Die Bezahlkarte ist eines der aktuellen Beispiele dafür, wie in einer aufgeheizten gesellschaftlichen Stimmung zweifelhafte Signale gesendet werden, die Ressentiments in der Bevölkerung weiter befeuern und den sozialen Frieden gefährden.

  • Mit dem Ziel der Abschreckung sollen Geflüchtete nicht mehr selbst bestimmen können, was und wo sie wieviel bezahlen wollen.
  • Die damit einhergehenden örtlichen und sachlichen Beschränkungen sind massive und diskriminierende Eingriffe in die Handlungsfreiheit und die Würde der Betroffenen.
  • Die Bezahlkarte basiert auf Beweggründen, die falsch und widerlegbar sind. Ein Beispiel: Eine Bezahlkarte wird Menschen in Bedrohungs- und Notsituationen nicht davon abhalten, nach Deutschland zu kommen. Menschen fliehen vor Krieg und Verfolgung in ihren Heimatländern und nicht wegen der deutschen Sozialleistungen.

Gemeinsam mit einem breiten Bündnis von Organisationen hat die Caritas vor diesem Hintergrund die Kölner Kampagne „Selbstbestimmung statt Bezahlkarte“ aufgesetzt. Uns ist viel daran gelegen, dass die Stadt Köln weiterhin an ihrem migrationsfreundlichen Klima arbeitet, von dem sie seit Jahren profitiert. Weil dieses Klima Integration schafft, ein Aufeinanderzugehen schafft, Frieden schafft.

Was ich an dieser Stelle verdeutlichen will: Mit unserem politischen Engagement senden wir als Caritas immer ein wichtiges Signal: Frieden beginnt immer bei uns selbst. Es liegt in unserer Hand. Der demokratische Weg wird von uns selbst gestaltet und täglich vorgelebt.

Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, dies ist heute meine letzte Rede im Rahmen des Caritas-Jahresempfangs. Es dürfte kein Geheimnis mehr sein, dass ich zum 30.09.2024 aus dem aktiven Dienst der Caritas ausscheide. Mein Nachfolger, Markus Peters, ist dank seiner sozialpolitischen Expertise und Erfahrung seit vielen Jahren bestens vertraut mit allen sozialen und sozialpolitischen Themen, die uns in Köln bewegen.

Ich wünsche ihm schon heute viel Erfolg und eine gute Hand in der weiteren Entwicklung der Caritas als erfolgreiche und friedensstiftende Wohlfahrtsorganisation.

Abschließend ein organisatorischer Hinweis zu unserer Fotoaktion. Sie haben sicherlich schon die Wäscheleine mit den Porträtfotos zur Jahreskampagne entdeckt. Falls sie vorab noch kein Foto erstellt haben, können Sie heute hier vor Ort eins von unserem Öffentlichkeitsarbeit-Team erstellen lassen. Am Ende der Veranstaltung können Sie Ihr Foto gerne mit nach Hause nehmen und an den Spiegel hängen. Zudem ist auch ein Spiegel mit dem Kampagnenaufkleber aufgestellt. Hier können Sie selbst ein Foto erstellen und in die Online-Plattform der Caritas hochladen. Beteiligen Sie sich gerne an dieser tollen Aktion!

Liebe Gäste, ich möchte mich bei Ihnen allen bedanken. Für ihre Zusammenarbeit mit der Caritas und ihren Fachverbänden. Und dafür, dass auch Sie – jede und jeder auf ihre bzw. seine Art – tagtäglich etwas dazu beitragen, das Zusammenleben in unserer Stadt friedvoll zu gestalten. Frieden beginnt bei mir, Frieden beginnt bei Dir, Frieden beginnt mit uns allen. Fangen wir‘s an und machen wir weiter…… 

Vielen herzlichen Dank!

Einen statt spalten

Caritas steht fest zur Demokratie: 
„Münsteraner Erklärung“ zum Tag des Grundgesetzes: Bekenntnis zu Pluralität, Dialog und Toleranz

Mit einer „Münsteraner Erklärung“ zum 75. Geburtstag des Grundgesetzes (23. Mai) ruft die Caritas in NRW zum Zusammenhalt der Gesellschaft und zu innerem Frieden als Grundlage für das Miteinander in einem offenen, demokratischen Staat auf: 

Die Caritas hat sich seit ihrer Gründung fest an den grundlegenden Menschenrechten orientiert: Wir stellen die Menschen in den Mittelpunkt. Unser Anliegen ist das Wohler-gehen aller Menschen in körperlicher, geistiger, seelischer und materieller Hinsicht. Wir sehen es als einen unserer zentralen Aufträge an, uns für Nächstenliebe, Demokratie, Respekt, Vielfalt und Toleranz einzusetzen und uns gegen rechtsextreme Tendenzen zu positionieren, die insbesondere für Ausgrenzung, Rassismus, Antisemitismus und einen völkischen Nationalismus stehen.
Als christliche Organisation bekennen wir uns zur Pluralität und Vielfalt als Stärke der Gesellschaft, respektieren unterschiedliche Meinungen, Überzeugungen und Lebens-weisen und fördern den Dialog und die Toleranz zwischen verschiedenen Kulturen, Religionen und Identitäten.

Schutz der Menschenwürde
Ein zentraler Wert, der unsere Arbeit prägt, ist der im Grundgesetz an erster Stelle be-nannte Schutz der Menschenwürde. Wir machen uns stark für die Einhaltung der Grundrechte, setzen uns für die Universalität persönlicher Freiheits- und Schutzrechte für alle Menschen ein. Dabei respektieren wir die Einzigartigkeit und den Wert eines je-den Menschen, unabhängig von der Herkunft,

dem sozialen Status oder den Lebens-umständen. Diese Anerkennung der Menschenwürde bildet die Grundlage für unseren Verband sowie unsere Aktivitäten und Programme, sei es in der Arbeit mit und für Kin-der, Jugendliche, alte Menschen, kranke Menschen, armutsbetroffene Menschen, Menschen mit Behinderung oder Geflüchtete.

Solidarität und soziale Gerechtigkeit
Ein weiterer essenzieller Wert ist die Solidarität. Als Caritas verstehen wir uns als Teil einer globalen Gemeinschaft, in der jedes Mitglied Verantwortung für das Wohl anderer trägt. Dies spiegelt sich auch im Engagement der zahlreichen Ehrenamtlichen wider, die uns in unserer Arbeit unterstützen und tragen. Solidarität bedeutet, dass wir uns ak-tiv für die Bedürfnisse anderer einsetzen, soziale Ungerechtigkeiten bekämpfen und da-ran arbeiten, die Lebensbedingungen für alle zu verbessern. Wir setzen uns dafür ein, dass das Existenzrecht Einzelner in der solidarischen Gesellschaft nicht von ihren kör-perlichen und geistigen Fähigkeiten oder ihrer Leistung abhängig ist. Alle Menschen sind wertvoll und haben Platz in der Gesellschaft, schutzbedürftigen Menschen muss der erforderliche Schutz gegeben werden.

Zusammenhalt der Gesellschaft
Wir machen uns stark für den Zusammenhalt der Gesellschaft und den inneren Frieden als Grundlage für das Miteinander in einem offenen, demokratischen Staat. Unser Ziel ist es, ein respektvolles und gewaltfreies Miteinander zu schaffen, in dem sich alle hier lebenden Menschen wohl und zugehörig fühlen. Daher engagieren wir uns für den Dia-log zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen, institutionellen und religiösen Gruppen. Dazu gehört auch die Integration von zugewanderten Menschen. Integration ist für uns nicht nur eine Aufgabe der hier ankommenden Menschen, auch die Ankom-mensgesellschaft muss mit Offenheit und Aufgeschlossenheit und der Schaffung von Räumen für alle Menschen ihren Teil dazu beitragen. Von einer möglichst schnellen und nachhaltigen Integration profitieren nicht nur die Menschen, die zu uns kommen, sondern die gesamte Gesellschaft.

Gerechtigkeit und Chancen

Großen Wert legen wir auch auf Gerechtigkeit und Fairness. Wir setzen uns dafür ein, dass jeder Mensch die gleichen Chancen und Möglichkeiten hat, sein volles Potenzial selbstbestimmt zu entfalten und den gleichen Zugang zu Bildung hat. Dies bedeutet, Ungleichheiten abzubauen, Barrieren zu überwinden und strukturelle Veränderungen anzustoßen, um eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen.

Demokratie ist Fundament für Freiheit, Gleichheit und Partizipation
Neben diesen zentralen Werten stehen die demokratischen Grundwerte im Mittelpunkt unserer Arbeit. Als Organisation bekennen wir uns zur Demokratie als einem fundamentalen Prinzip der Freiheit, Gleichheit und Partizipation. Demokratie bedeutet für uns, dass alle Menschen das Recht haben, ihre Meinung frei zu äußern, an Entscheidungsprozessen teilzunehmen und ihre Interessen zu vertreten. Wir stärken demokratische Prinzipien in allen Bereichen unserer Arbeit, sei es in der internen Organisation, der Zusammenarbeit mit Parteien oder der Interaktion mit der Gesellschaft. Dies bedeutet, dass wir die Eigenkräfte der Menschen stärken, ihre Selbstständigkeit sowie Beteiligung fördern und uns gegenüber der Politik und Gesellschaft anwaltschaftlich für unsere Klientinnen und Klienten einsetzen.

Rechtsstaatlichkeit
Ein weiterer wichtiger Aspekt der demokratischen Grundwerte ist für uns die Achtung von Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten. Rechtsstaatlichkeit bedeutet für uns, das Recht des Staates zu respektieren. Gewalt ist kein zulässiges Mittel, um demokra-tisch legitimierte Entscheidungen zu stoppen oder rückgängig zu machen. Wir setzen uns dafür ein, dass die Rechte aller Menschen geschützt werden und stellen uns Diskriminierungen und Benachteiligungen entgegen. Das Recht auf Leben, Freiheit, Gleichheit

und Gerechtigkeit für alle ist für uns in der Caritas nicht verhandelbar.

Insgesamt setzen wir uns dafür ein, eine Welt zu schaffen, in der jeder Mensch in Würde leben kann, frei von Armut, Ungerechtigkeit und Ausgrenzung. Wir schätzen und stützen die Freiheiten unserer Demokratie, insbesondere die Meinungs- und Demonstrationsfreiheit. Durch unsere tägliche Arbeit und unser Engagement tragen wir als Caritas dazu bei, diese Vision zu verwirklichen.
Als Caritas sind wir mit unserem Engagement nicht allein. Wir brauchen eine breite demokratische Mobilisierung, wir müssen stärker denn je als Demokratinnen und Demokraten zusammenstehen. Es kommt auf jeden Einzelnen an, sich in der Demokratie und für sie zu engagieren und die Welt zu einem besseren Ort für alle zu machen.

Münsteraner Erklärung zum 75. Geburtstag des Grundgesetzes: 23. Mai 2024

Herausgegeben von:
Caritasverband für das Bistum Aachen
Caritasverband für das Bistum Essen
Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln
Caritasverband für die Diözese Münster
Caritasverband für das Erzbistum Paderborn

 

Jugendbüro Meschenich gerettet!!!

Lange mussten wir Zittern!!!

Im November hieß es: 6 von 12 Kölner Jugendbüros sollen geschlossen werden, u.a. das Jugendbüro der Caritas am Kölnberg – die Verbleibenden in ihrem Angebot gekürzt. Die Maßnahme ‚Kölner Jugendbüros‘ wird im Auftrag des Jobcenters durchgeführt und bildet ein wichtiges Bindeglied zwischen Jugendlichen / jungen Erwachsenen und den händeringend nach Azubis oder Arbeitskräften suchenden Betrieben. Hoffnung brachte die jüngste Haushaltsbereinigungssitzung, Anfang Dezember. Dort wurde beschlossen, dass der Etat doch nicht wie erwartet reduziert werden soll. Die Entscheidung musste aber noch vom Bundesrat bestätigt werden. Jetzt endlich (am 18.12.) kam die erlösende Nachricht, dass alle Kölner Jugendbüros geretten werden können, z.T. mit 70% statt 100% Auslastung. Nach wochenlangem Hin & Her muss sich diese frohe Kunde erstmal bei allen Beteiligten setzen. 

 

Ein Kommentar von Gernot Schroer, Mitarbeiter Jugendbüro Kölnberg

Ausgerechnet in Zeiten des Fachkräftemangels sollte genau diese wichtige Schnittstellenarbeit der unklaren Finanzierungssituation zum Opfer fallen. Unverständlich und nicht nachvollziehbar. Denn: für das Jobcenter rechnet sich die Maßnahme, fallen doch alle vermittelten Teilnehmer entweder teilweise oder sogar ganz aus dem Leistungsbezug heraus. Und aus Sicht der Teilnehmenden geht es bei der Berufswahl und -entscheidung nicht nur um Geld, sondern auch um individuelle Perspektive und Persönlichkeitsentwicklung.

Zudem arbeiten alle Jugendbüros in den sogenannten sozialen Brennpunkten der Stadt und leisten damit eine wichtige Stadtteilarbeit im Kampf gegen Jugendarbeits- und -perspektivlosigkeit.

So auch das Jugendbüro am Kölnberg in Meschenich. Ursprünglich als Jugendbüro Südstadt im Jugendzentrum GOT Elsaßstraße verortet, dann für kurze Zeit am Waidmarkt, ist es auf ausdrücklichen Wunsch des Jobcenters 2018 an den Kölnberg umgezogen. Vor dem Hintergrund des Bedarfs am Kölnberg durchaus verständlich und mit dem Vorteil des kurzen Weges für die Teilnehmenden verbunden. Eint doch alle Meschenicher Jugendlichen das Problem des weiten Anfahrtsweges, egal wohin es in die Stadt geht – und gerade auch – wenn dann endlich gefunden – zum Ausbildungs- oder Arbeitsplatz.

Die unterstützende Beratung der Jugendbüros ist immer Hilfe zur Selbsthilfe. Die Beratung dient der Verselbstständigung des/der Einzelnen. Konkret: Bewerbungsunterlagen werden erstellt oder optimiert, die später nur aktualisiert werden müssen. Notwendige Ressourcen (Laptop, Internetzugang, Scanner, Kopierer u.a.m.,) werden vom Büro gestellt. In Trainings werden die Teilnehmer gezielt auf Einstellungstests, Vorstellungsgespräche oder / und Assessment-Center vorbereitet. Weiß jemand noch gar nicht, wohin die Reise gehen soll, gehört die individuelle Berufsorientierung zum festen Bestandteil der Beratungstätigkeit. Für andere Problematiken übernimmt das Jugendbüro Lotsenfunktion und vermittelt an passende Beratungsstellen.

Vor diesem vielschichtigen Hintergrund hätte eine Schließung von Jugendbüros sozial wie auch rechnerisch keinen Sinn gemacht, zusätzlich wäre ein wichtiger Bestandteil des sozialen Lebens verloren gegangen.

Köln bleib sozial!