Brandanschlag auf Asylbewerberunterkunft – Ist Tröglitz überall?

Aufgrund des hinterhältigen Brandanschlags auf die geplante Asylunterkunft in Tröglitz fragt sich die gesamte online- und offline-Gemeinde in Deutschland, ob „Tröglitz“ überall oder doch nur in Sachsen-Anhalt sein kann.
Der Sache dient nicht, daraus einen Ost-West-Konflikt zu machen. Auch finde ich es alles andere als beruhigend, dass „Tröglitz“ unverdientermaßen als vermeintliches Synonym für Fremdenfeindlichkeit, wenn es nicht in Sachsen-Anhalt liegen würde, reintheoretisch überall in Deutschland sein könnte. Soll das trösten? Ich will überhaupt kein zweites „Tröglitz“: weder im Westen noch im Osten. Ich würde viel lieber ohne jedes „Tröglitz” leben wollen. Weiterlesen

Linie 1 – Perspektivwechsel

C. Zahn, J. Becker, M. Stankowski v.l. (© joschwartz.com)

Ludger Hengefeld ist Leiter der Stabsabteilung Engagement und Zivilgesellschaft

Die Caritas startete mit der KVB letzten Samstag zu einer außergewöhnlichen Straßenbahnfahrt: Vom wohlhabenden, reichen in das arme, weniger betuchte Köln, vom Westen in den Osten der Stadt . Von Lärmschutz über Wahl- und Bürgerbeteiligung, von der Ausstattung der Viertel und ihrer Infrastruktur, von Bildungsfragen und dem Wert von Gemeinwohlgütern bis zu Gesundheits- und Sozialpolitik reichte das Spektrum der Themen. Sie wurden vom Moderator Martin Stankowski, Pfarrer Franz Meurer und dem Kabarettisten Jürgen Becker und vielen kundigen Menschen an Bord vorgestellt.

So weit, so gut. Weiterlesen

Schöne neue Welt: Die Flüchtlingssituation in deutschen Kommunen durch die rosarote Brille gesehen

Mit Wahrnehmungen ist das bekannter Maßen so eine Sache. Da ist es ja schon mal ganz normal, dass Selbst- und Fremdwahrnehmung nicht so ganz deckungsgleich sind. Eine Meldung im Spiegel online in diesen Tagen hat mir schon beim Lesen der Überschrift – bildlich gesprochen – die Schuhe ausgezogen.

Da weiß seit Wochen und Monaten so manche deutsche Kommune weder ein noch aus und vor allem kaum noch wohin mit den stetig mehr werdenden Flüchtlingen, da stellt der Uno-Flüchtlingskommissar der deutschen Asylpolitik ein Super-Zeugnis aus und findet alles vorbildlich.

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Wie sozial ist Köln – jetzt und in Zukunft? Köln hat die Wahl

Am 25. Mai haben die Kölner(innen) die Wahl. An diesem Tag finden neben den Wahlen zum Europaparlament und dem Integrationsrat auch die Wahlen zum Stadtrat und den Bezirksvertretungen statt. Rd. 805 000 Kölner(innen) ab 16 Jahren werden zu den Wahlurnen gerufen. Sie haben die Möglichkeit, ihre Stimme abzugeben und damit Einfluss darauf zu nehmen, wie sich Rat und Bezirksvertretungen zusammensetzen und welche Politik in den nächsten fünf Jahren in und für Köln gemacht wird. Für welche Partei und welche politische Mannschaft sich die Wähler(innen) auch immer entscheiden, bleibt ihnen überlassen und das Geheimnis zwischen ihnen und ihrem Wahlzettel. Man kann nur hoffen, dass die Wähler(innen) sich ihrer Entscheidung und Verantwortung bewusst sind, sich im Vorfeld sorgfältig mit politischen Inhalten auseinandersetzen und sich nicht von stumpfsinnigen, undemokratischen und inhaltlosen Parolen täuschen lassen oder politischen Scharlatanen und Brandstiftern aufsitzen. Weiterlesen

Thema Flüchtlinge nicht den Rechten überlassen! Um was geht es hier eigentlich?

Hier ein Gastbeitrag von Clemens Zahn, Fachberater für Caritaspastoral:

“Die Themen Flucht und Flüchtlinge, Armut und Armutswanderung bewegen Europa, zwischen Erschütterung und Abwehr, zwischen Anteilnahme und rechtsnationalistischer, gezielter gewalttätiger Mobilisierung gegen die Ärmsten der Armen.
Worum geht es zuallererst? Der italienische Fotograf und Journalist Fabrizio Gatti hat die Fotos der Kinder gesammelt, die vor Lampedusa ertrunken sind und im Magazin L’Espresso veröffentlicht. Anbei finden Sie die Links zu der englischen Version des Artikels und des Blogs, die uns alle verstummen lassen.

http://espresso.repubblica.it/attualita/2013/10/30/news/names-and-photographs-of-the-children-who-drowned-on-october-11th-while-europe-postpones-the-issue-1.139493

http://gatti.blogautore.espresso.repubblica.it/2013/10/30/The-kids-that-Europe-has-fed-to-the-fish/ 

Das Thema beschäftigt auch die Kirchengemeinden in Köln, die sich, u. a. in Deutz, Porz, Poll, Ehrenfeld, Weiden und Godorf, bereits sehr verdienstvoll engagieren, auch gegen Kampagnen und die heftige Ablehnung einer aufgebrachte (Teil-)Bürgerschaft, die durch Pro Köln und andere rechte Gruppen  gesteuert werden.

Angesichts der Kommunal- und Europawahlen im nächsten Jahr werden wir die Instrumentalisierung dieses Themas durch die radikale europäische Rechte erleben und einer diffamierenden emotionalen Mobilisierung gegen Flüchtlinge auch hier in Köln, die möglicherweise tief bis in die bürgerlichen Schichten hineinreichen wird. Fabrizio Gattis Dokumentation erinnert uns daran, um wen und um wie viel es geht, wenn wir uns gegen diese Kampagnen engagieren und warum wir diese bekämpfen und uns für das Asylrecht und die Integration von Flüchtlingen engagieren müssen.”

Sind Sie glücklich?

Zum Glücklich sein gehört deutschen Spruchweisheiten nach bekanntlich nicht viel. Der Duden beschreibt Glück als eine angenehme und freudige Gemütsverfassung oder einen Zustand innerer Befriedigung und Hochstimmung.

Wie glücklich die Deutschen sind, denen eher eine pessimistische Grundeinstellung nachgesagt wird, darüber gibt der jüngst veröffentlichte „Glücksatlas 2013“ Auskunft. Nach dieser Studie, bei der die Forscher das Glück in messbare Faktoren wie Einkommen, Berufs- und Familiensituation, Gesundheit und Freizeit aufteilen, ist das Glück vor allem im Norden Deutschlands zu Hause und zwar in dieser Reihenfolge: Schleswig-Holstein,  Hamburg und das nördliche Niedersachsen. Unglücklich oder eher unzufrieden sind dagegen die Brandenburger, Sachsen-Anhalter und Thüringer. Weiterlesen

Flagge zeigen gegen Diskriminierung und Ausgrenzung!

Die Kommune will laut ihrer Sparliste die Arbeit der Antidiskriminierungsbüros finanziell nicht mehr fördern, was faktisch die Einstellung der Arbeit bedeutet. Warum? Vielleicht, weil es fortan keine Diskriminierung in Köln mehr gibt? Wie weit wir da von der Realität entfernt sind, belegt u.a. eine Vorlage für die März-Ratssitzung: In dem Resolutions-Entwurf verlangten alle Fraktionen den Fortbestand von Einreiseeinschränkungen für Rumänen und Bulgaren über 2013 hinaus.
Es habe im letzten Jahr eine zu hohe Zahl an Zuwanderern aus diesen Ländern gegeben (operiert wurde in dem Text mit bundesweiten Zahlen, denn die Kölner Zahlen gaben den Beleg für diese Behauptung offenbar nicht her). Außerdem käme es zunehmend zu Problemen mit dieser Gruppe. Pauschal wurden in dieser Vorlage alle Angehörigen von zwei EU-Ländern diskriminiert. Gemeint waren wohl insbesondere Einwanderer, die ihre wirtschaftliche Existenz bei uns neu aufbauen wollen. Gut – welcher Einwanderer will das nicht? Weiterlesen

Es gab einmal ein Integrationskonzept für die Stadt Köln…

Es gab mal ein Integrationskonzept für die Stadt. Über 300 Menschen aus Politik, Verwaltung  und vielen freien Verbänden und Organisationen, insbesondere auch Migrantenorganisationen haben in 23 Arbeitsgruppen Handlungsempfehlungen für ein gleichberechtigtes Zusammenleben  in Köln erarbeitet. Auch ich habe damals in der Arbeitsgruppe „Öffentlichkeitsarbeit“ mitgewirkt, damals geleitet von Karl-Heinz Pütz, der leider kürzlich verstorben ist.

Vor zwei Jahren wurde das „Konzept zur Stärkung der integrativen Stadtgesellschaft“ vom Rat  verabschiedet und eine Expertengruppe eingesetzt, die die Umsetzung begleiten sollte.  Einer Einwanderungsstadt wie Köln mit rund 31 % Einwohnern mit Migrationshintergrund  (bei den unter 18-jährigen sind es sogar 50 %) steht es nur gut an, die Vielfalt von Menschen aus über 180 Nationen und unterschiedlicher kultureller Prägung zu wertschätzen und als Chance zu nutzen.

Jetzt scheint es so, als seien die vielen guten Ideen und sehr konkreten Handlungsempfehlungen, in die alle Beteiligten kostbare Arbeitszeit gesteckt haben, für den Papierkorb. Die eingesetzte Expertengruppe hat entnervt aufgegeben. Weiterlesen

Euro 2012 in der Ukraine – Jenseits des Scheinwerferlichts der Stadien

„König Fußball“ regiert wieder unsere Wohnzimmer. Auch ich führe meine „Fußball-Buchführung“ und halte die Ergebnisse nach. Von solchen sportlichen Ereignissen geht immer eine eigene, positive Stimmung aus, der man sich kaum entziehen kann. Über Grenzen hinweg verbindet Sport und schafft, was uns im täglichen Leben nicht immer gelingen will: Teamfähigkeit, Integration, Fairness und Toleranz. Nationale, wirtschaftliche, soziale  und politische Dimensionen treten in den Hintergrund. Im Vordergrund stehen allein die sportlichen Leistungen. Weiterlesen

Weidenpesch verändert sich

Ludger Hengefeld ist Leiter der Stabsabteilung Engagement und Zivilgesellschaft

Auf der Neusser Straße in Weidenpesch gibt es ein Gebäude, das im Lauf der Zeit verschiedene Märkte, vom Supermarkt bis zum Getränkemarkt, beherbergte. Seit mehreren Jahren steht es leer. Man sprach von Asbestbelastung. Auf dem Parkplatz vor dem Gebäude sammelt sich Unrat an. Seit kurzem hängt das Plakat einer Baufirma an einer der Wohnungen über dem ehemaligen Markt. Es scheint sich etwas zu tun. Ende Mai war im Stadtanzeiger zu lesen, die Bezirksvertretung habe veranlasst, dass sich die Verwaltung um das völlig verfallene Haus kümmern möge, notfalls mit rechtlichen Schritten gegen den Eigentümer. Zu spät: Die Atib, der türkische Kulturverein Avrupa Türk-Islam Birligi, hat das Gebäude gekauft. Es soll die neue Europazentrale des Vereins werden. Weiterlesen