Eine Rechnung, die nicht aufgeht

Ein Gastbeitrag von Nils Freund, Fachberater Caritaspastoral

In den nächsten Tagen werden in Köln-Ostheim die ersten Menschen, die in 10 Wochen errichtete Leichtbauhallen beziehen. In jeweils 5 Hallen sollen insgesamt 400 Menschen untergebracht werden, also je 80 Personen auf 15m x 50m! Auf dem von der Stadt Köln veröffentlichten Grundriss dieser Hallen sind noch 100 Personen vorgesehen, die Zeit wird zeigen, welche Rechnung aufgeht. Bei der ersten Vorstellung dieses Leichtbauhallenkonzeptes versprach die Stadt zwei große Vorteile. WP_20160115_09_42_17_RichZum einen wurde den Menschen, die eine solche Unterkunft bewohnen sollen, ein im Vergleich zur Unterbringung in Turnhallen höheres Maß an Privatsphäre versprochen. Zum anderen wurde vor allem der Kölner Bevölkerung versprochen, dass mit Errichtung der Leichtbauhallen die Beschlagnahme von Turnhallen in Köln nicht mehr oder nur noch eingeschränkt nötig sei.

Beide Rechnungen gehen nicht auf. Man muss sich nur die aktuellen Flüchtlingszahlen anschauen, um zu erkennen, dass die Stadt jede Woche eine solche Unterkunft für 400 Personen eröffnen müsste, um die Unterbringung aller Menschen in einer solchen Notunterkunft zu gewährleisten.

Der Speisesaal

Der Speisesaal

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Für den Schutz der Menschenwürde – Übergriffe und sexuelle Gewalt gegen Frauen verhindern. Gegen Rassismus und Hass!

Pressemitteilung des Bündnisses “Köln stellt sich quer”, in dem sich der Caritasverband Köln ebenfalls engagiert

Das Bündnis Köln stellt sich quer blickt mit Entsetzen und Sorge auf die Geschehnisse in der Silvesternacht rund um denKöln stellt sich quer Kölner Bahnhof!

Ebenso sind wir entsetzt über den Anschlag auf das Flüchtlingswohnheim in Köln Mülheim am 2. Januar 2016.

Das Bündnis verurteilt aufs schärfste die Übergriffe in der Silvesternacht. Die Oberbürgermeisterin, die Stadtverwaltung und die eingesetzten Polizeibehörden von Bund und Land müssen eine lückenlose Aufklärung der Vorgänge in der Silvesternacht gewährleisten und in Fällen von nachgewiesenem Fehlverhalten auch personelle Konsequenzen treffen. Straftaten jeglicher Art müssen ermittelt werden und die überführten Täter einem rechtsstaatlichen Gerichtsverfahren unterworfen werden.

Unabhängig davon, wem die Täter um den Kölner Hauptbahnhof zuzurechnen sind, gilt es deutlich und unmissverständlich klarzumachen: Gewalt gegen Frauen ist immer ein Verbrechen! Weiterlesen

Für das Menschenrecht auf Asyl

Das Bündnis “Wir stellen uns quer – Kein Rassismus bei uns in Köln” ruft  am 10. Dezember 2015, ab 17:00 Uhr zu einer Demonstration und Kundgebung vor dem EL-DE-Haus am Appellhofplatz in Köln auf. Mit der Aktion, die u.a. vom Caritasverband Köln und vielen anderen sozialen und politischen Organisationen unterstützt wird,  mahnt das gesellschaftsübergreifende Bündnis aus aktuellem Anlass uneingeschränkt zum Erhalt des Menschenrechts auf Asyl.

So groß der Schock nach den Anschlägen in Paris im November dieses Jahres ist, so unbeherrschbar Zahl und Unterbringungssituation der nach Europa und Deutschland fliehenden Menschen auch scheinen mag. Diese Ereignisse dürfen nicht dazu führen, das Menschenrecht auf Asyl und den Flüchtlingsschutz durch eine Verschärfung der Gesetze zu unterwandern. Am “Internationalen Tag der Menschenrechte” gilt es Solidarität mit den Flüchtenden in der Welt, in Europa, in Deutschland und in Köln zu zeigen. Weiterlesen

Flüchtlingsprotest in Massenunterkünften

Vielleicht denken manche, warum beschweren die sich denn? Hauptsache, sie haben ihr Leben gerettet und sind in Sicherheit.
In den letzten beiden Tagen war in den Zeituneng von Flüchtlingsprotesten in Kölner Massenunterkünften zu lesen. “Wir brauchen ein besseres Leben.” und “Wir vermissen unsere Familien.” In der Turnhalle am Niehler Kirchweg in Köln-Nippes sind 200 Männer, überwiegend aus Syrien, untergebracht. Sie berichten, dass beispielsweise nur fünf WC’s zur Verfügung stehen und sie bis zu einer Stunde anstehen müssten. Die Tage sind endlos trist, weil sie nicht arbeiten dürfen. Weiterlesen

“Das Wichtigste ist, dass ich lebe” – 30 Jahre Hilfe für traumatisierte Flüchtlinge

Leiterin des Therapiezentrums Brigitte Brand-Wilhelmy, Ayse Tuncer und Caritas-Vorstand Peter Krücker

Leiterin des Therapiezentrums Brigitte Brand-Wilhelmy, Ayse Tuncer und Caritas-Vorstand Peter Krücker

Seit die 42-jährige Ayse Tuncer durch das Caritas-Therapiezentrum für Folteropfer begleitet wird, hat sie neues Selbstvertrauen gefasst. Als junge Frau war sie gewerkschaftlich in der Türkei aktiv, wurde verhaftet und gefoltert. Vor vier Jahren kam sie mit ihrem Mann nach Köln. „Die erste Zeit ging es mir sehr schlecht. Ich hatte große Schuldgefühle, weil ich meine Familie und meine Freunde zurückgelassen hatte. Ich fühlte mich als ein Nichts.“ Schließlich hörte sie vom Therapiezentrum. „Es hilft sehr, dass ich hier über meine Probleme sprechen kann. Das Wichtigste ist für mich, dass ich lebe. Ganz allmählich kommen auch die Gedanken an die Zukunft. Ich möchte gerne wieder in meinem Beruf als Krankenschwester arbeiten. Dafür lerne ich jetzt intensiv Deutsch.“

1985 wurde das Therapiezentrum für Folteropfer als Modellprojekt des Flüchtlingshilfswerkes der Vereinten Nationen (UNHCR) als bundesweit erste Einrichtung dieser Art für schwersttraumatisierte Flüchtlinge gegründet.

Hier geht es zum Film über das Therapiezentrum und die Jubiläumsveranstaltung.

In der Anfangszeit flohen viele Menschen vor Folter und Verfolgung aus der türkischen Militärdiktatur nach Deutschland, berichtet Brigitte Brand-Wilhelmy, die Gründerin und Leiterin des Therapiezentrums. Es folgten Überlebende von Folter und Kriegen aus Äthiopien, Eritrea, Somalia, aus dem Jugoslawienkrieg, dem Iran, Irak, Afghanistan. Zurzeit kommen immer mehr Klienten aus Syrien.

Prominente Unterstützer des Caritas-Therapiezentrums Nazan Eckes und Navid Kermani

Prominente Unterstützer des Caritas-Therapiezentrums Nazan Eckes und Navid Kermani

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WILLKOMMENSKULTUR GESTALTEN! statt Flüchtlinge zum Sündenbock zwischen politischen Interessen zu machen!

Als Leitungen der Migrationsdienste im Caritasverband Köln möchten wir unser tiefstes Bedauern, aber auch unsere zunehmende Verärgerung angesichts der sprunghaften, aktivistischen und der Sachlage nicht dienlichen Regelungen und Entscheidungen im Umgang mit notleidenden Menschen auf der Flucht vor Krieg, Ausbeutung, Terror, Gewalt und Rassismus zum Ausdruck bringen.

Alltäglich gehen wir mit Flüchtlingen um. Bei allen Herausforderungen im Umgang mit größer werdenden Gruppen nehmen wir die Freude und den Wunsch der Menschen mit Fluchthintergrund wie auch der ehrenamtlich Engagierten in Willkommensinitiativen wahr, gemeinsam und verantwortlich Zukunft gestalten zu wollen. Weiterlesen

Ein (echtes) Herz für Flüchtlinge

In Deutschland sind sie allseits bekannt, doch sie selbst suchen den Kontakt zu Unbekannten: Die Kultband Culcha Candela besucht auf ihrer Deutschlandtournee Flüchtlinge, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen und ihnen zu zeigen, dass sie in Deutschland willkommen sind. Auch unsere Flüchtlingsunterkunft in Wahn hat die Band besucht und Flüchtlinge zum Konzert eingeladen. Damit hat die Band den Flüchtlingen nicht nur große Wertschätzung entgegen gebracht, sondern ihnen auch mal ein paar unbeschwerte Stunden geschenkt – für viele eine Rarität.

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Wer darf sich hier integrieren?

Das Asylbeschleunigungsgesetz ist ein bisschen so wie Zuckerbrot und Peitsche. Es gibt zum einen vier Länder Syrien, Eritrea, Irak und Iran. Sie bekommen das Zuckerbrot. Das heißt, die Leute aus diesen Nationen können bereits während des Asylverfahrens an Sprachkursen teilnehmen oder einen Antrag auf Zulassung zum Integrationskurs stellen. Wenn sie einen vorläufigen Pass, die „Aufenthalsgestattung“ haben. Das war bislang nicht möglich. Für diese Leute beschleunigt sich das formale Sprachlernen in staatlich geförderten Kursen enorm.
Dagegen werden die Menschen aus den Ländern des Westbalkans nicht nur ausgegrenzt, sondern für sie soll außerdem die Rückführung beschleunigt werden. Und dann gibt es ja noch die dritte Gruppe von Ländern wie Algerien, Pakistan, Ägypten, Nigeria die keiner der beiden Gruppen zugeordnet sind. Deren Verfahren dauern nach wie vor sehr lange, ohne dass die Asylbegehrenden einen Sprachkurs besuchen können.

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„Aufgestaut und Explodiert – wohin mit unserer Wut“

„Aufgestaut und Explodiert – wohin mit unserer Wut“

Gastbeitrag von Jonas Bücker, Pädagoge und Deeskalationstrainer im Caritas-Jugendzentrum GOT Elsaßstraße

Ich arbeite als Pädagoge und Deeskalationstrainer mit Jugendlichen in der Südstadt im Caritas-Jugendzentrum GOT Elsaßstraße. In der Nähe befinden sich Flüchtlingsunterkünfte, dadurch hat sich in den vergangenen zwei Jahren unsere Arbeit erweitert, da jetzt neben den „StammbesucherInnen“ aus dem Stadtteil auch Kinder und Jugendliche aus den Unterkünften zu uns kommen. Eine Veränderung, die nicht ohne Konflikte und intensive Aushandlungsprozesse verläuft und auch für uns einen beständigen Lernprozess darstellt. So erleben wir in unserer Einrichtung im Kleinen bereits die Herausforderung, die wir als Gesellschaft im Zusammenhang mit der aktuellen Flüchtlingsentwicklung im Großen zu meistern haben.

Am 20. September 2015 war ich als Studiogast im WestArtTalk im WDR Fernsehen eingeladen, um über den Umgang mit Konflikten unter den Jugendlichen in unserer Einrichtung zu berichten. Die WDR-Redaktion war auf uns aufmerksam geworden, weil in der letzten Zeit immer mal wieder in der Presse über unsere Arbeit berichtet wurde. Weiterlesen

Flucht durch Europa

Täglich entscheide ich mich aufs Neue, schaue ich mir die Berichte und Bilder in den Nachrichten und Sondersendungen an. Mein Arbeitsalltag ist bestimmt vom Thema Flüchtlinge. Wie organisieren wir die große Nachfrage an Beratung? Wie verbessern wir die Lebensumstände? Sind die Kinder in der Kita, in der Schule? Wie gelingt es uns, für Schutzbedürftige, alleinreisende Frauen mit minderjährigen Kindern, kranke und traumatisierte Menschen eine Alternative zu einer Massenunterkunft zu finden?
Täglich frage ich mich, was tut die EU?

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