Schöne neue Welt: Die Flüchtlingssituation in deutschen Kommunen durch die rosarote Brille gesehen

Mit Wahrnehmungen ist das bekannter Maßen so eine Sache. Da ist es ja schon mal ganz normal, dass Selbst- und Fremdwahrnehmung nicht so ganz deckungsgleich sind. Eine Meldung im Spiegel online in diesen Tagen hat mir schon beim Lesen der Überschrift – bildlich gesprochen – die Schuhe ausgezogen.

Da weiß seit Wochen und Monaten so manche deutsche Kommune weder ein noch aus und vor allem kaum noch wohin mit den stetig mehr werdenden Flüchtlingen, da stellt der Uno-Flüchtlingskommissar der deutschen Asylpolitik ein Super-Zeugnis aus und findet alles vorbildlich.

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Internationaler Tag zur Unterstützung der Folteropfer – Traumatherapie im Therapiezentrum für Folteropfer der Kölner Caritas hilft, wieder ins Leben zu finden. Ein Skandal, dass es dafür auch nach nahezu 30 Jahren noch keine Regelfinanzierung gibt!

Am 26. Juni war der Internationale Tag zur Unterstützung der Folteropfer. Organisationen wie amnesty international nehmen den Gedenktag zum Anlass, ins Bewusstsein zu rücken, dass nach wie vor in mindesten 79 Ländern weltweit gefoltert wird. Weltweit sind rund 50 Millionen Menschen auf der Flucht. Die Überlebenden von heute kommen vorwiegend aus Afghanistan, Syrien, Sri Lanka und Nordafrika und immer mehr auch aus Syrien.

Der Gedenktag ist auch für uns als Caritasverband Köln und Träger des Therapiezentrums für Folteropfer Anlass, auf die katastrophale finanzielle Ausstattung besonders der therapeutischen Hilfe für Folteropfer und Flüchtlinge aufmerksam zu machen.
Der Unterstützungsbedarf der traumatisierten Menschen, darunter auch viele unbegleitete minderjährige, jugendliche Flüchtlinge aus Afghanistan, kann bei weitem nicht gedeckt werden. 1985 waren rund 450 Menschen in therapeutischer Behandlung, seit 2010 bis heute hat sich die Zahl der Flüchtlinge in Köln verdoppelt, die Anzahl der Therapeuten ist aber gleich geblieben.
Bis heute gibt es keine ausreichende Regelfinanzierung. Aus allen Richtungen muss Geld für diese wichtige Arbeit zusammengekratzt und müssen immer wieder Anträge für mögliche Finanzierungen gestellt werden. Eine sehr zeitintensive und aufreibende Arbeit. Weiterlesen

Wo gehört das Essen eigentlich hin?

Ludger Hengefeld ist Leiter der Stabsabteilung Engagement und Zivilgesellschaft

„Essen, wo es hingehört“ – so werben die Tafeln für Ihre Aktivität. Und in der Tat, Essen und Trinken sind nicht gleich verteilt. Neben Luxustempeln, wo eine Mahlzeit für zwei schnell einmal dreistellig werden kann, bieten sich Schnellimbisse aller Herkünfte einen mitunter erbitterten Preiskampf um die billigste Fütterung. Diese Schere geht materiell und kulturell immer weiter auseinander. To Go heißt ein Zauberwort: Du kannst immer Essen haben, wo auch immer, wann auch immer. Aber wenn Essen überall und immer geschehen kann, ist der Wert von Nahrungsmitteln auf die grenzenlose Konsummöglichkeit reduziert – nicht etwa auf die Sättigung, eine gemeinsame Mahlzeit oder andere Werte.
Just in den Tagen, als der spektakuläre Dönerwurf eines Fussballmillionärs ins Gesicht eines Kölner Fußballfans vorübergehend die Schlagzeilen füllte, erschienen im Kölner Stadtbild Aufschriften mit dem leicht veränderten Slogan: Essen wo es hingehört.“ Weiterlesen

Wie sozial ist Köln – jetzt und in Zukunft? Köln hat die Wahl

Am 25. Mai haben die Kölner(innen) die Wahl. An diesem Tag finden neben den Wahlen zum Europaparlament und dem Integrationsrat auch die Wahlen zum Stadtrat und den Bezirksvertretungen statt. Rd. 805 000 Kölner(innen) ab 16 Jahren werden zu den Wahlurnen gerufen. Sie haben die Möglichkeit, ihre Stimme abzugeben und damit Einfluss darauf zu nehmen, wie sich Rat und Bezirksvertretungen zusammensetzen und welche Politik in den nächsten fünf Jahren in und für Köln gemacht wird. Für welche Partei und welche politische Mannschaft sich die Wähler(innen) auch immer entscheiden, bleibt ihnen überlassen und das Geheimnis zwischen ihnen und ihrem Wahlzettel. Man kann nur hoffen, dass die Wähler(innen) sich ihrer Entscheidung und Verantwortung bewusst sind, sich im Vorfeld sorgfältig mit politischen Inhalten auseinandersetzen und sich nicht von stumpfsinnigen, undemokratischen und inhaltlosen Parolen täuschen lassen oder politischen Scharlatanen und Brandstiftern aufsitzen. Weiterlesen

Ubi caritas ….

Maria Hanisch, leitet im Geschäftsfeld Alter und Pflege die Stabsstelle Ethik, Seelsorge und gesundheitliche Versorgungsplanung

Mitunter möchte ich mich als Christin auch wegducken oder empfinde so etwas wie „Fremdschämen“ wenn ich aktuelle Äußerungen hochrangiger Kirchenvertreter höre, wo katholische Familien gegen muslimische Familien aufgerechnet werden.
Und dann sitze ich mit engagierten Ehrenamtlichen in einer Runde zusammen, die Sorge haben, dass ihre Tätigkeit in der Vermittlung von Kontaktwünschen alter Menschen mit Freiwilligen bei Kölsch Hätz nicht kirchlich genug ist, dass sie ja mit und für Menschen arbeiten, die sich manchmal ganz weit von der Amtskirche entfernt haben.
Und dann fällt mir dieser Text von Oscar Romero in die Hände … Weiterlesen

Die Würde des alten Menschen….. muss schon mal warten!

Die Charta der Rechte der hilfe- und pflegebürftigen Menschen sagt in Ihrem Artikel 1: “Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf Hilfe zur Selbsthilfe und auf Unterstützung, um ein möglichst selbstbestimmtes und selbständiges Leben führen zu können.” Und diese Charta wird von Bundesregierung und der Stadt Köln ausdrücklich unterstützt.

Und dann schauen wir in die Realität des Lebens: Eine Bewohnerin zieht in ein Caritas-Altenzentrum. Die Rente und die Hilfe der Pflegeversicherung genügen leider nicht um die Pflege zu finanzieren – trotz eines lebenslangen Arbeitens und der Leistung eine Familie mit Kinder geführt zu haben. Also besteht die Notwendigkeit die Leistungen der Sozialhilfe zur Hilfe bei Pflegebedürftigkeit in Anspruch zu nehmnen – zum ersten Mal im Leben Sozialhilfe.

Doch das Sozialamt braucht in der Regel 6 – 8 Monate um den Anspruch zu prüfen. Weiterlesen

Abtragung

ABTRAGUNG, F Windisch ©joschwart.com

ABTRAGUNG, F.Windisch ©joschwartz.com

Ludger Hengefeld ist Leiter der Stabsabteilung Engagement und Zivilgesellschaft

Eine junge Frau schleift einen Tisch ab. Der hell erleuchtete Raum hat glatte weiße und Wände kaum weiteres Inventar, aber Schaufensterscheiben in zwei Richtungen, so dass Passanten nicht nur das Geräusch hören, sondern ihr auch bei der Arbeit zusehen können. „Die trägt keine Micky-Mäuse“, stellt einer fest, „wenn das ihr Chef sieht – dann gibt es gleich Ärger!“ Wenn schon keine Ohrschützer, einen Mundschutz und einen Blaumann trägt Franziska Windisch allerdings; der große Raum ist inzwischen auch schon reichlich mit dem Staub besetzt, den die tägliche Abschleifarbeit erzeugt hat. Außerdem ist es Dezember und abends schon einmal etwas frischer. Auch die ausliegenden Drucksachen der Galerie liegen unter einer Schicht aus Holzstaub. „Abtragung“ kann man an der Schaufensterscheibe lesen, und die Arbeitszeiten der Brüsseler Künstlerin nachlesen: zwei Wochen lang will sie zu den Werktagen jeweils eineinhalb Stunden schleifen. Eine Abschlussperformance ist ebenfalls angekündigt.

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Und täglich grüßt das Murmeltier…

Maria Hanisch, leitet im Geschäftsfeld Alter und Pflege die Stabsstelle Ethik, Seelsorge und gesundheitliche Versorgungsplanung

Union und SPD haben in allen Koalitionsverhandlungen alle Streitpunkte in der Gesundheits- und Pflegepolitik ausgeräumt …. So lesen wir es in den Medien.
Wie schön! Die Arbeitnehmer dürfen mehr zahlen, der Arbeitgeberanteil bleibt konstant. Hier stellt sich doch die Frage, wer verbraucht denn einen großen Teil der „Gesundheit der Arbeitnehmer?“ – doch der Arbeitgeber!
 Die Kosten für die Pflegeversicherung steigen….
Es ist keine neue Erkenntnis, dass mehr Geld ins System fließen muss, aber ist das jetzt der große Wurf??
Was wird aus den großen Ankündigungen, Herr Lauterbach?? Wo bleibt Ihr angesagter Schritt in Richtung Bürgerversicherung?
Aus meiner Sicht ist eine große Koalition politisch nur gerechtfertigt,  wenn sie große Dinge auf den Weg bringt. Dazu gehört z. B. die überfällige Neudefinition von Pflegebedürftigkeit, woran Experten seit sieben Jahren brüten.
Aus den bisherigen drei Pflegestufen sollen fünf werden, der Hilfs- und Betreuungsbedarf soll sich nicht mehr an körperlichen Defiziten. sondern am Grad von Selbstständigkeit und sozialer Teilhabe orientieren.
Doch das Thema erweist sich als Komplex, und die Mehrausgaben können nicht wirklich eingeschätzt werden, somit ist ein Ergebnis nicht in Sicht.
Schade, wenn bei einer großen Koalition nur noch „Einheitsbrei“ übrig bleibt.

Ad nauseam … bis zur Seekrankheit!

Maria Hanisch, leitet im Geschäftsfeld Alter und Pflege die Stabsstelle Ethik, Seelsorge und gesundheitliche Versorgungsplanung

Menschen in pflegenden und helfenden Berufen kennen das Phänomen, dass Vorurteile und negative Zuschreibungen durch die Öffentlichkeit  immer wieder unkritisch aufgenommen und multipliziert werden.
Und es ist unsere Aufgabe, immer, immer und immer wieder – ad nauseam – die Sachlage zu erläutern, Wahres vom Unwahren zu scheiden, berechtigte Kritik zu akzeptieren und Vorurteile als solche zu benennen.
Im vorliegenden Fall ging es um die Sendung Markt im WDR-Fernsehen vom 4.11.2013 zum Thema der Rechtlichen Betreuung.
Frau Dannhäuser von der Arbeitsstelle Rechtliche Betreuung , hat sich diese Mühe in einer E-mail  an den WDR gemacht (hier im Auszug) :

„…mit Interesse und leider oft auch Ärger verfolge ich regelmäßig die Berichterstattung zum Thema Rechtliche Betreuung in den Medien. Immer wieder fällt die einseitige Berichterstattung auf und das ausschließlich negative Bild, das hier der allgemeinen Öffentlichkeit vermittelt wird. Schade, dass dies nun auch im WDR geschieht. Bereits die Anmoderation, welche suggerierte, dass Betreuer sogar das Fernsehprogramm bestimmen, ließ ahnen, was einen im Beitrag erwartete: keine ergebnisoffene Recherche, sondern Bilder zu einer bereits vorgefassten Meinung. Mehr Panikmache, als fundierte Information und Benennung tatsächlicher Probleme, die es leider auch gibt. Weiterlesen