Entsetzen über Brandanschlag in Rondorf

Gastbeitrag von Susanne Rabe-Rahman, Leitung Leistungsbereich Integration und Beratung:

“Es ist noch zu früh, etwas zum Täter und seiner Absicht sagen, ob er das Pfarrhaus in Rondorf oder die dort wohnende Familie treffen wollte, ob er wusste, dass die Familie nicht zu Hause ist oder sie doch dort vermutet hat…

Aber es kann nicht früh und deutlich genug sein, zu sagen, dass wir diesen Brandanschlag zutiefst bedauern, das wir uns der  Pfarrgemeinde und der Familie nahe und verbunden fühlen, das sie alle unser Mitgefühl haben. Wir wollen gern alle nach Kräften helfen, dass die Folgen für die Pfarrgemeinde und insbesondere für die aus dem Irak stammende Familie gemildert werden können.

Wer immer den Brand verursacht hat – ein psychisch kranker Mensch, vielleicht auch ein Extremist  – bekenne sich bitte zu seiner Tat und übernehme die Verantwortung dafür.

Wir wünschen uns eine baldige und umfassende Aufklärung der Hintergründe.

Wir alle wollen dafür Sorge tragen, das sich ein solches verabscheuungswürdiges Ereignis hier nicht wiederholt. Die Menschen in den Gemeinden, Initiativen, in der Nachbarschaft stehen für ein humanitäres und interkulturelles Engagement und sie stehen zu den BewohnerInnen ihres Stadtteils aus diversen Herkunftsregionen.”

Modernes Teilhaberecht oder doch nur Sparmodell?

Seit letzter Woche liegt der lange angekündigte Referentenentwurf zum Bundesteilhabegesetz vor, der am 24.05. dann erstmals im Bundestag beraten wird.

Nach einem aufwändigen Beteiligungsverfahren über Partei- und Verbandsgrenzen hinaus, scheint wenig übrig geblieben zu sein, von den großen Ideen wie einem Teilhabegeld für alle Menschen mit Behinderungen, klaren Abgrenzungen zwischen unterschiedlichen Versorgungssystemen wie Eingliederungshilfe, Pflege, Jugendhilfe.

Sieht das Bundesministerium für Arbeit und Soziales in dem Gesetz viele Verbesserungen für die Lebenssituation von Menschen mit Behinderungen und die Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe zu einem modernen Teilhaberecht, 

so sehe ich

  • dass Menschen mit Behinderungen zwar zukünftig ein bisschen Vermögen ansparen dürfen und mehr von ihrem Einkommen behalten dürfen, die Eingliederungshilfe aber trotzdem weiterhin eine nachrangige steuerfinanzierte Sozialhilfeleistung bleibt und kein echter konsequenter vermögensunabhängiger Nachteilsausgleich,

Weiterlesen

Ignorieren oder argumentieren, ernst nehmen oder lachen

Außer durch die Flucht ins Freie hätte man sich am Wochenende kaum der Berichterstattung über den Parteitag der selbsternannten deutschen Alternative entziehen können. Zumindest die Medien kannten keine Alternative.

Nicht erst seit dem letzten Wochenende geht mir immer wieder durch den Kopf, was die richtige Strategie im Umgang mit dieser von Konservatismus bis Extremismus umspannenden Truppe ist. Und nach dem Wochenende befinde ich mich wieder mal mit meinen Gedanken zwischen Baum und Borke.

Mein eigenes politisches Verständnis sagt mir, dass eine inhaltliche Auseinandersetzung stattfinden muss. Nur so kann der Geist, der sich zunehmend materialisiert, entzaubert werden. Dies bringt einen oft schnell und aufgrund der Agitationsweise der in der Alternative Handelnden ins Hintertreffen. Statt Argumentieren erlebe ich oft, dass selbst gestandene Politiker, die sonst so Vieles und Gehaltvolles zu sagen haben, sich schwer tun und nur noch rechtfertigen. Sich zu rechtfertigen ist keine gute Alternative in einer Diskussion. Damit steht man bereits auf verlorenem Posten; bildhaft mit dem Rücken an der Wand. Wer hört da noch zu? Weiterlesen

Warum braucht die Caritas eigentlich Spenden?

Spenden CaritasManchmal fragen mich Menschen, warum die Caritas Spenden und Stiftungsgelder braucht. Schließlich sei die Kirche doch nicht arm und die öffentlichen Mittel gebe es ja schließlich auch noch.
Sicher, einige Bereiche kommen bei der täglichen Arbeit ohne Spendengelder aus. Zum Beispiel die Altenzentren oder die ambulante Pflege. Aber auf der anderen Seite gibt es eben die vielen, vielen Angebote und Projekte, deren Finanzierung absolut nicht gesichert ist, weil die kirchlichen Mittel nicht ausreichen und öffentliche Mittel oft gar nicht zur Verfügung stehen. Angebote für alte Menschen, die in der zunehmenden Anonymität unserer Stadt zu vereinsamen drohen. Weiterlesen

Ein neuer Skandal! Bitte noch mehr Kontrollen? Bitte nicht!

Nach den Berichten über systematischen Abrechnungsbetrug bei Pflegediensten hatte Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) Vertreter von Pflegeverbänden, Bundeskriminalamt und gesetzlicher Krankenversicherung in sein Ministerium eingeladen, um über das weitere Vorgehen zu sprechen. Recherchen des Bayerischen Rundfunks und der Welt am Sonntag hatten gezeigt, dass den deutschen Sozialkassen durch Betrügereien von russischen Pflegediensten ein erheblicher Schaden entstanden ist. Unter anderem sind in der ambulanten häuslichen Pflege Leistungen abgerechnet worden, die gar nicht erbracht wurden. Derzeit geht man von einem Schaden in Höhe von etwa 1 Milliarde Euro aus, der hier den deutschen Sozialkassen beigebracht wurde.
Das schlimme hieran ist, dass hier offensichtlich ein Betrug gelaufen ist, in dem sich Versicherte und kriminelle Pflegedienste zusammen eine Masche erdacht haben, Gelder zu erschleichen und sich diese dann zu teilen.
Nein, es waren diesmal keine Heimbewohner in Pflegeheimen, die misshandelt oder weggesperrt wurden! Und es waren auch keine Menschen, die in Ihrer Wohnung durch mangelnde Fürsorge ambulanter Pflegedienste verwahrlosten!
Nein, hier wurde durch ausländische Kriminelle ein System systematisch abgezockt, dass eigentlich dazu dienen soll, Pflegebedürftigen zu Hause oder in Heimen eine würdige Pflege zu ermöglichen. Das ist der eigentliche Skandal. Weiterlesen

Schwarze Schafe in der Pflege – Wie steht es um das Image in der Ambulanten Pflege?

Gestern war das Thema in allen Medien. Auch in Köln stehen 18 von insgesamt 140 Pflegediensten unter Verdacht, die Sozialkassen um insgesamt 600.000€ betrogen zu haben. Die meisten Mitarbeitenden dieser Pflegedienste sind aus Osteuropa. Ich erinnere mich, dass dieses Thema nicht neu ist und bereits vor vier Jahren darüber berichtet wurde. Ist damals nichts passiert, um Betrug in diesem Ausmaß vorzubeugen? Bietet die Abrechnungspraxis Schlupflöcher für Pflegedienste mit betrügerischen Absichten? Und schlägt jetzt auch unserer Ambulanten Pflege im Caritasverband Misstrauen entgegen? Leidet das Image, frage ich mich als Verantwortliche für die Öffentlichkeitsarbeit.

Ich spreche mit unserer Leiterin der Ambulanten Dienste, Maria Hanisch: Sie ist froh, dass solche kriminell agierenden Pflegedienste zur Rechenschaft gezogen werden. Denn sie schaden natürlich allen Weiterlesen

Jesus hat die Schnauze voll

Wie sagte Wilfried Schmickler am Samstag (26.03.) so schön bei den Mitternachtsspitzen? Jesus hat die Schnauze voll. Deshalb wird er dieses Jahr nicht auferstehen. Mit der „großen Jubelfeier anlässlich der Generalvergebung aller Schuld“ wird das dieses Jahr nichts. Die Erklärung, warum der „Hauptdarsteller der Osterinszenierung“ sich weigert, in diesem Jahr von den Toten aufzuerstehen und die Menschheit von ihren Sünden zu erlösen, findet sich laut Schmickler unter www.schnauzevoll.de. Denn, so Schmickler, wenn dieser Jesus heute die Tagesschau einschaltet, dann sieht er eine „nicht enden wollende Dokumentation seines Scheiterns“. Predigte Jesus seinerzeit Nächstenliebe, Mitleid, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und das Streben nach dem ewigen Frieden, so machen Politiker stattdessen heute „Hartherzigkeit und verweigerte Hilfeleistung zur Maxime ihres Handelns“. Ob im Schlamm von Idomeni oder in den Flüchtlingslagern im Libanon – hier sind die Predigten Jesu auf ganzer Linie gescheitert. Die „sogenannte westliche Welt, die vor Überfluss und Reichtum aus allen Nähten platzt, macht nicht die geringsten Anstrengungen, um Millionen Kriegsflüchtlinge wenigstens mit sauberem Wasser und ausreichend Nahrung zu versorgen (von medizinischer Versorgung ganz zu Schweigen)“. Stattdessen werden „Drohnen, Kampfjets, Panzer, Kanonen, Bomben und Granaten geliefert“. Die große Auferstehungsfeier fällt also aus. Denn „was ihr nicht getan habt einem meiner Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan“…

Worte, die auf bittere Weise deutlich machen, dass Christsein weit mehr bedeutet, als die Ostermesse zu zelebrieren. Damit „Leben und Liebe über Tod und Sünde siegen können“ (Papst Franziskus), müssen wir aufstehen und uns aktiv für eine friedliche Welt einsetzen.

Gastbeitrag von Christine Lieser, Koordinatorin für Flüchtlingsarbeit im kath. Stadtdekanat Köln, für die Aktion Neue Nachbarn

Ein Projekt wird Realität

Maria Hanisch, leitet im Geschäftsfeld Alter und Pflege die Stabsstelle Ethik, Seelsorge und gesundheitliche Versorgungsplanung

Die Vision: Ein deutschlandweiter Azubi-Blog. Echte Einblicke in den Arbeitsalltag und in die Ausbildung eines Pflegeazubis. Im Digital- Labor sollte diese Idee Wirklichkeit werden
An zwei Tagen August 2015 wurde aus der Idee ein Konzept gemacht.
Berliner Azubis der Caritas waren dafür als Experten ihres Fachs von Anfang an mit an Bord. Wie soll so ein Azubi-Blog aussehen? Was möchten Azubis über ihren Beruf und ihre Ausbildung mitteilen? Unter welchen Kategorien oder Formaten sollen Themen erzählt werden? Und wie bringen wir Andere dazu, mitzumachen? Bei der Ideensuche in Kleingruppen und auf der Suche nach Inspirationen im Netz fanden wir erste Antworten auf diese Fragen. Das Ergebnis war eine Handvoll an Rubriken. So bildeten sich unter anderem ‚Kritisch Politisch‘, ‚Geschichten aus dem Alltag‘ oder auch ‚Gerüchteküche‘ als Themenschwerpunkte für den Azubi-Blog heraus. Eine Auswahl an fertig gestalteten Vorlagen für Websites (Templates in WordPress) lieferte eine erste Vorstellung davon, wie der Azubi-Blog in Zukunft aufgebaut und strukturiert sein kann.
Am Tag zwei wurde im Winter aus dem Konzept ein handfestes Projekt mit Perspektive
Ganz nach dem Motto „Learning by Doing“ übten die Teilnehmer im Digital Labor auf diese Weise gleich das Einstellen der Inhalte auf der Blog-Plattform. Aus den Azubis wurden an nur einem Tag Blogger, die mit viel Spaß, tollen Ideen und großer Motivation den Blog mit Leben füllten.
Davon, wie dieser Einsatz auch im stressigen Azubi-Alltag organisierbar ist, hatten die Blogger eine klare Vorstellung. Zunächst soll in Zukunft mindestens ein Beitrag pro Woche auf dem Azubi-Blog erscheinen. Damit verfasst jeder Azubi in einem Rhythmus von sieben Wochen einen Beitrag zu einer Rubrik seiner Wahl.
In den kommenden Wochen wird außerdem noch weiter an den technischen Einstellungen gebastelt. So lange ist der Azubi-Blog nur für die Beteiligten sichtbar. Wer nun neugierig ist, muss sich noch bis Frühjahr 2016 gedulden. Dann wird der Blog schließlich ins Netz gestellt und ist auch für die Öffentlichkeit sichtbar.
UPDATE 15. März 2016: Der Caritas-Azubi-Blog ist nun live. Schaut rein und kommentiert

Triumph des „Abendlandes“ über den Verstand?

Nun triumphieren nach den Landtagswahlen am vergangenen Wochenende in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt ausgerechnet die Kräfte, die sich in den Wochen und Monaten zuvor im Zusammenhang mit der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung so große Sorgen um die Kultur des Abendlandes gemacht haben, es dabei bisweilen an Kultur vermissen ließen und nicht müde wurden, hilfsweise gar das bedrohte Vermächtnis des christlichen Abendlandes zu beschwören.

Was die Alternative zu den “etablierten” Parteien so an platten Parolen treibt, darüber gaben die Wahlkampfplakate deutlich Auskunft. Gut, ein Plakat ist eben kein Gesinnungsaufsatz von 20 Seiten; schon gar kein Grundsatzprogramm. Upps, das ist nicht nett. Schließlich wird gerade daran gearbeitet. Immer schön die richtige Reihenfolge einhalten: Erst Parolen, dann Grundsätze.

Vielmehr treibt mich um, dass Menschen, die vor einer pauschalen Kriminalisierung von Flüchtlingen im Zusammenhang mit der Verteidigung der Schließung der europäischen Grenzen, wie zunächst im Wahlkampf erfolgt und später zurecht überplakatiert, offensichtlich keinen Widerspruch darin empfinden, zugleich als selbsternannter Wächter des Abendlandes aufzutreten und sich als wehrhafter Hüter der freiheitlich-demokratischen Ordnung zu verstehen.

Stark vereinfacht, bezeichnet das Abendland den Raum des lateinischen Christentums und meint damit – mehr oder weniger in Abgrenzung zur islamischen bzw. asiatischen Welt – den westeuropäischen Raum. Doch wovor sollen wir geschützt werden? Unsere europäische Identität, wenn wir denn eine solche haben, speist sich auch aus orientalischen Quellen.

Das Bemühen des „Christlichen“ setzt der Absurdität die Krone auf. Meint das „Christliche“ doch Offenheit, Toleranz, Menschenwürde, Nächstenliebe, Gastfreundschaft und Solidarität. Bilder, die zu der Praxis von Verunglimpfung, Panikmache und Ressentiments nicht wirklich passen.

Der Hass im Internet

Jetzt ist es schon so weit: Hasskommentare im Netz werden fast zur Gewohnheit. Das Ignorieren dieses ganzen Mülls, der einem dort entgegenschlägt, ist manchmal das einzig Erträgliche. Oft ist es auch das einzig Richtige, die provozierte Aufmerksamkeit zu entziehen.

Ich will und möchte mich aber nicht daran gewöhnen. Ich möchte diesen Brandstiftern nicht das Feld der Sozialen Netzwerke überlassen, in deren Anonymität sie sich sicher fühlen.
Es ist unerträglich, dass eine Kollegin im Netz von rechtem Pöbel verbal angegriffen und beschimpft wird. Dass die Staatsanwaltschaft die Ermittlung nach kurzer Zeit ohne Sichtung der Beweismittel einstellt. Es ist unerträglich, dass ein Spiegel online-Artikel über junge männliche Flüchtlinge in unserem Caritas-Jugendcafe, die alles daran setzen, sich hier zu integrieren und anzukommen, überflutet wird mit Hasskommentaren, so dass die Kommentarfunktion komplett geschlossen werden muss. Und so lassen sich endlos weitere Beispiele finden.

Es kann nicht sein, dass das Netz Übergriffe duldet, die im realen Leben geahndet werden. Anzeigen müssen ernst genommen und alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Facebook und YouTube sollten zudem wesentlich konsequenter und schneller Beiträge löschen, die als beleidigend und diskriminierend gemeldet werden.

Und wir als Caritas Köln werden die Sozialen Netzwerke wie den Blog, unsere Facebook-Seite und den YouTube-Kanal weiter dafür nutzen, mit aller Kraft für Menschen einzutreten, die unseren Schutz und Unterstützung brauchen. Das sind Menschen, die zu uns geflüchtet sind, genauso wie Menschen mit sozialen Problemen, Menschen mit Behinderung, Pflegebedürftige, Kinder und Jugendliche.