Demonstrieren für eine bessere finanzielle Ausstattung

Die finanzielle Ausstattung der Schulkinderbetreuung im Primarbereich ist verbesserungswürdig. Viele Kölner Schulen, Träger der Jugendhilfe, Eltern und nicht zuletzt Kinder können ein Lied davon singen.

Aus diesem Grund rufen die Kölner Wohlfahrtsverbände anlässlich der morgigen Sondersitzung des Jugendhilfeausschusses zum Haushaltsplanentwurf 2016/2017 zu einer Demo vor dem Kölner Rathaus auf. Über 100 Offene Ganztagsschulen haben mit Mann und Maus, Kind und Kegel ihr Kommen angekündigt, um auf die mangelnde finanzielle Ausstattung und deren nachteilige Auswirkung für die inhaltliche Arbeit und räumliche Situation lautstark aufmerksam zu machen.

Die Demo findet statt am Dienstag, 21. Juni 2016 in  der Zeit von 13:00 Uhr bis 14:00 Uhr. Treffpunkt ist der Theo-Burauen-Platz.

Fachpolitiker der Ratsfraktionen beim Besuch der Kath. Grundschule in Bilderstöckchen im Mai 2016

Fachpolitiker der Ratsfraktionen beim Besuch der Kath. Grundschule in Köln-Bilderstöckchen im Mai 2016

Fachgespräch der LIGA mit Fachpolitikern der Ratsfraktionen zum Finanzierungsbedarf für die Schulkinderbetreuung in der Kath. Grundschule in Köln-Bilderstöckchen im Mai 2016

Thema des Fachgesprächs war schon hier der Finanzierungsbedarf für die Schulkinderbetreuung

Einladung zur Solidaritätskundgebung in Rondorf

Symbolbild

Am Samstag, dem 11. Juni, ist das Pfarrhaus von Rondorf durch ein Feuer unbewohnbar geworden. Die Polizei vermutet derzeit Brandstiftung als Ursache. Eine achtköpfige Familie aus dem Irak, die hier bei uns vor Ort eine

neue Heimat und Gemeinschaft gefunden hat, ist jetzt obdachlos.

Ganz gleich, was dieses Unglück auch ausgelöst hat: Wir hier in Rondorf wollen klar signalisieren, dass wir zueinander stehen und einander beistehen. Wir wollen auch ein klares Zeichen gegen Gewalt setzen, zu einem friedlichen Miteinander einladen und selber auch dafür einstehen.

Wir laden alle herzlich
am Samstag, den 18. Juni 2016, um 22.30 Uhr
zu einer Solidaritätskundgebung
vor dem zerstörten Pfarrhaus,
Hahnenstraße 21, 50997 Köln, ein.

Hand in Hand wollen wir Licht in der Dunkelheit entzünden, Ängste abbauen und Begegnung schaffen.

Am Sonntag, den 19. Juni, lädt die Katholische Kirchengemeinde Heilige Drei Könige um 11.00
Uhr zu einem Gottesdienst und anschließendem Solidaritätsmahl ein, um auch hier ein Zeichen
für Frieden und Gemeinschaft zu setzen.

Zum Tod von Rupert Neudeck – “Wenn es Unrecht gibt, müssen Sie ganz laut schreien.”- Bewegende Trauerfeier in St. Aposteln

Gastbeitrag von Brigitte Brand-Wilhelmy, Leiterin des Caritas-Therapiezentrums für Folteropfer:

Rupert Neudeck

Rupert Neudeck

Rupert Neudeck, der am 14. Mai 1939 in Danzig geboren wurde, gründete die Hilfsorganisation Cap Anamur und rettete damit 10.375 vietnamesische Flüchtling vor dem Ertrinken im Chinesischen Meer. Am 31.05.2016 ist für uns alle unfassbar Rupert Neudeck mitten aus dem Leben gerissen worden. Er war bis zuletzt voller Tatendrang, vital und unverändert, mutig engagiert, um Leben zu retten.

Bis 1998 gehörte er dem Vorstand des Komitees Cap Anamur an, danach wurde er Sprecher der Hilfsorganisation.  Im April 2003 wurde er gemeinsam mit Aiman Mazyek zum Mitbegründer und Vorsitzenden des internationale Friedenskorps Grünhelme e.V., einer Organisation für den Wiederaufbau von ehemaligen Kriegs- und Krisengebieten. Es war ihm ein besonderes Anliegen, den Islam bekannt zu machen und Ängste vor dem Islam abzubauen und die Menschlichkeit, die mit dem Glauben einhergehen muss, ernst zu nehmen. Deshalb die Farbe grün. Grün ist die Farbe des Islam, analog zu den Blauhelmen der Vereinten Nationen.

Auch die Rechte der Palästinenser verteidigte er mit Entschlossenheit Er wollte nicht mehr schweigen und forderte Gerechtigkeit auch in Palästina. Scharf verurteilte er Hauszerstörungen im Westjordanland u.a. den Abrissbescheid eines von der Organisation Grünhelme gebauten Berufsausbildungszentrums. Rupert Neudeck war Christ und radikaler Humanist. Für ihn galt der Mensch als Mitmensch unabhängig von seiner Religion. Er machte keine Unterschiede, für ihn warder notleidende Mensch immer der Mitmensch.
Während all der Jahre ist seine Frau Christel, mit der er seit 1970 verheiratet war, an seiner Seite nicht wegzudenken. Christel Neudeck hat einen erheblichen Anteil an der Arbeit von Rupert Neudeck.
Rupert Neudeck stand dem Caritas-Therapiezentrum für Folteropfer immer sehr nahe. Über viele Jahre war er Mitglied im Beirat des Therapiezentrums. Angesichts der in den vergangenen Jahren oft schwierigen finanziellen Situation des Therapiezentrums und der großen Not der Flüchtlinge meinte er in seinem letzten Gespräch mit mir im letzten Jahr: „Wenn es Unrecht gibt, müssen Sie schreien, ganz laut schreien.“

Trauerfeier für Rupert Neudeck am 14. Juni in St. Aposteln Köln

Trauerfeier für Rupert Neudeck am 14. Juni in St. Aposteln Köln

Bei der Trauerfeier am 14.06.2016 in St. Aposteln war das Kirchenschiff bis auf den letzten Stehplatz angefüllt. Ein Großteil der Trauernden waren ehemalige „boat people“ mit Kindern und Enkelkindern. In seiner Trauerrede sagte einer von ihnen: „Wir haben unseren geistigen Vater verloren, dem wir unser Leben verdanken, denn ohne ihn ständen wir heute nicht hier.“
In einer bewegenden Rede würdigte Kardinal Woelki das Engagement und das rastlose Wirken für mehr Menschlichkeit von Rupert Neudeck. Er habe gezeigt, was es konkret bedeute, in jedem Menschen das Antlitz Gottes zu entdecken und ihm zu helfen.

Wir werden Rupert Neudeck und seine Unterstützung sehr vermissen und werden ihm immer ein ehrendes Gedenken in unseren Herzen bewahren.

Abschied von Marokko. Unser Blick hat sich verändert.

Tag 8, 04. Juni, Rückreise aus Marokko/ Projektreise mit Caritas international

Freitagabend sagte Edouard Danjoy, Diözesan-Caritasdirektor von Rabat, bei einem Abschiedsessen zu uns, es sei eine große Ehre gewesen, dass wir als erstes europäisches Caritas-Team mit einer Delegation zu Gast waren. Unser Interesse an der Caritas-Arbeit Rabat, der Austausch und der Blick durch uns von außen motiviere ihn und sein multikulturelles Team noch mehr. Obwohl sie mit 30 Mitarbeitenden bei Caritas Rabat klein sind, haben sie doch eine große Stärke und können viel bewirken. Möglich wird das auch durch den Kontakt, den sie zum König und zur Regierung pflegen.
Es sei schon ein Paradox, dass, obwohl Kirche und Caritas in Marokko so klein sind, sie an vielen Stellen die einzige helfende Organisation sind. In Fes gibt es beispielsweise ein Lager mit 1000 Migranten, die sich alleine überlassen sind. Dort herrschen unhaltbare Zustände. Caritas kann nicht die Augen vor der Not verschließen, aber auch nicht alles alleine bewältigen. Die Mitarbeiter müssen damit zurecht kommen, nicht allen helfen zu können.

caritas international ermöglicht mit den Projektreisen in Länder, in denen sie Hilfeprogramme unterstützen, Caritas-Mitarbeitenden aus ganz Deutschland, in den internationalen Austausch zu treten und zu sehen, unter welchen Rahmenbedingungen und mit welchen Schwerpunkten die Caritas vor Ort arbeitet.
Wir ziehen in der Gruppe noch einmal Bilanz: Auf verschiedenen Ebenen haben wir intensive Einblicke in die Situation von Kirche und Caritas in Marokko bekommen, in gesetzliche und gesellschaftliche Grundlagen und in ein Sozialsystem, das gerade erst entsteht. Aber nicht nur mit dem Kopf haben wir mehr verstanden. Die vielen Begegnungen und Gespräche mit den unterschiedlichsten Menschen haben unser Herz berührt, wir können es auch fühlen, wie die Situation hier in der Caritas-Arbeit ist, was es heißt eine Migrationskirche in einem islamisch geprägten Land zu sein.
Wir sind mit der Situation der Migranten aus Schwarzafrika direkt in Berührung gekommen. Das alles hat unsern Blick geschärft, wie unmenschlich die Abschottung Europas an den Grenzen ist. Dass es keine “schlechten” Flüchtlinge gibt, für die Arbeitsmigranten aus afrikanischen Ländern dringend eine Lösung gefunden werden muss. Informationen an die Migranten, wie aussichtslos es für sie ist, in Europa Asyl zu erhalten, hält sie nicht davon ab, es immer wieder zu versuchen. Die KollegInnen berichteten uns, sie würden den Migranten immer wieder alles erklären, aber es komme nicht an. ” Einen Zugvogel kann man nicht aufhalten. Europa muss die Menschen empfangen. Die gegenwärtige Visapolitik ist absurd. Viele Migranten, die es nach Europa geschafft haben, wissen, dass sie gescheitert sind, aber sie können niemals zu ihren Familien in den Herkunftsländen zurück. Dort werden sie meistens nicht mehr aufgenommen. Wenn es Visafreiheit gäbe, würden die Menschen sich als Arbeitsmigranten hin und her bewegen. Der Menschenverlust in den afrikanischen Ländern ist fatal.” betont Daniel Nourissat, Generalvikar in Casablanca.
Das alles und weitere Themen, zu denen wir uns ausgetauscht haben wie das Geschlechterverhältnis unter den Marokkanern, aber auch unter den Migranten, nehmen wir von der Reise mit. Wir überlegen, wie wir unterstützen können, die ersten Ideen entstehen.

Erst einmal sind wir glücklich, dass wir trotz Turbulenzen während des Flugs sicher am Samstagabend in Frankfurt gelandet sind. Den Anschlussflug in Paris haben wir nur bekommen, weil dieser etwas verspätet kam. Sogar das Gepäck ist angekommen. Bei der Hinreise hatten wir ja weniger Glück und mussten vor dem Weiterflug noch eine Nacht in Paris im Hotel verbringen.

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Zum letzten Mal tauscht sich unsere Gruppe auf dem Flughafen in Rabat vor der Rückreise aus.

“Wir haben uns für die Familie geopfert.”

Tag 7, 03. Juni Projektreise mit caritas international nach Marokko

Am Freitag treffen wir Jackson, selbst Migrant aus Kamerun, in der alten Königsstadt Meknes, ca. 1,5 bis 2 Autostunden von Rabat entfernt, landeinwärts gelegen.
Mit seiner Unterstützung als Ehrenamtlicher baut die Caritas Rabat ein Projekt für neuankommende Migranten auf und versucht ein Netzwerk mit anderen Initiativen und staatlichen Stellen zu knüpfen. Die Arbeit soll nach drei Jahren auch ohne Caritas-Unterstützung weiterlaufen können.
Bevor wir auf das Projekt zu sprechen kommen, erzählt Jackson seine Geschichte, die uns fast den Atem raubt. Das, was wir aus den Medien kennen, rückt auf einmal ganz nah und berührt uns tief.

Der jetzt 28-jährige hatte sich vor drei Jahren entschlossen, Kamerun und seine Familie zu verlassen. Dort gab es keine Arbeitsmöglichkeiten für ihn, keine Chance, seine Familie zu ernähren, sein drittes Kind war gerade geboren. Seine Familie habe keine Beziehungen zur Regierung und in dem korrupten Staat daher keine Perspektiven.
Über den Weg durch Algerien erreichte er nach Monaten schließlich Marokko. “Ich wollte nach Europa, um ein besseres Leben zu haben und Geld nach Hause zu schicken. Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich versucht habe, die Hochsicherheitszäune im Norden an den Grenzen zu den spanischen Enklaven zu überwinden.” Immer wieder scheiterte er und zog sich Verletzungen zu, er zeigt uns seine Narben an den Händen. Die Migranten werden oft mit Steinen beworfen, wenn sie die 7m-hohen Zäune hochklettern und ziehen sich schwere Brüche beim Herunterfallen zu. Haben sie es geschafft, kommt es vor, dass sie direkt von den Spaniern wieder abgeschoben werden, obwohl das ein Verstoß gegen europäisches Recht ist. Jackson musste selbst diese Erfahrung machen.
“Für Menschen, die nichts haben und deren Leid so groß ist, reicht kein Stacheldrahtzaun, um sie vom Plan, Europa zu erreichen, abzuhalten.”
Viele Migranten leben in Wäldern im Norden nahe der Grenzzäune unter elenden Bedingungen und versuchen es immer wieder. So ging es auch Jackson. Nahrungsmittel suchen sie in den Mülltonnen der Reichen.
Nach 1,5 Jahren entschied er sich, so nicht mehr weiter zu machen und das Leben in Marokko zu akzeptieren und sich zu integrieren. Schwer verletzt nach seinem letzten Versuch nahm ihn die katholische Kirche in Meknes auf. “Hier hatte ich das Gefühl der Sicherheit. Ich bin Mitglied der Kirche und glaube an Gott, also stelle ich meine Dienste der Kirche zur Verfügung und habe angefangen, die Schwerkranken aus den Wäldern hierher zu holen.”
Zu einer Konferenz der Caritas Rabat, bei der es um die Bedürfnisse der Migranten ging, wurde Jackson eingeladen. “Dort waren nur Menschen, die sich im Studium mit Migranten beschäftigt hatten. Ihre Ideen waren gut, aber nicht gut genug für das, was Migranten brauchen. Diözesancaritasdirektor Edouard Danjoy und Chloe, die Leiter des Migrationszentrums hörten mir aufmerksam zu.” Edouard ist dann nach Meknes gekommen und hat sich die Arbeit in der Kirche mit Migranten angesehen.
“Weil ich dieselben Erfahrungen habe, fassen die Migranten zu mir Vertrauen. Sonst ist es nur Phantasie, was sie erzählen.” sagt Jackson.
Die Caritas Rabat baut jetzt in Meknes ein Migrations-Zentrum auf, das Jackson ehrenamtlich leitet. Er lebt im Pfarrhaus, von der Caritas erhält eine Aufwandsentschädigung, von der er, obwohl es wenig ist, die Hälfte spart und seiner Familie nach Hause schickt. Gerne würde er auch in Zukunft irgendwann wieder nach Kamerun zurückkehren, aber sein Vater sagt ihm am Telefon: “Wir brauchen Dich da, wo Du bist. Wir sind auf Deine Hilfe angewiesen.” Wie Jackson opfern sich viele der Migranten für ihre Familien in der Heimat.
Der Aufbau des Migrationszentrums seit Anfang des Jahres war nicht leicht. Kontakte zu Initiativen der marokkanischen Zivilgesellschaft sollen noch geknüpft werden, der Kontakt zum Gesundheitszentrum ist inzwischen sehr gut. Und die Menschen mussten erst einmal Vertrauen fassen, bevor sie zur Beratung kamen.
Aufgaben des Zentrums sind Beratung der Migranten, Nothilfe für Neuankömmlinge, Begleitung zu Gesundheitszentren und Suche nach Wohnraum. Die finanziellen Möglichkeiten für die Hilfe sind beschränkt, daher kann nur denen geholfen werden, die es am Nötigsten brauchen. “Die familiäre Atmosphäre hier hilft den Menschen. Viele haben nicht nur gesundheitliche Probleme, sondern auch seelische, sind schwer traumatisiert. Wir brauchen auch noch weitere Menschen, die helfen, Migranten ins Krankenhaus begleiten, Medikamente besorgen.”
Inzwischen kommen auch die ersten syrischen Flüchtlingsfamilien, ein marokkanischer Mitarbeiter unterstützt ehrenamtlich und hilft bei den Übersetzungen aus dem Arabischen.
Jackson kümmert sich besonders auch um die unbegleiteten Minderjährigen. Es gibt inzwischen eine Fußballmannschaft von Migranten und Schülern einer katholischen Schule. Die meist wohlhabenden Eltern der Schüler spenden regelmäßig Lebensmittelpakete.
Jackson hat eine positive Einstellung dem Leben in Marokko gegenüber eingenommen und hofft, dass er damit auch andere Migranten motivieren kann, sich in Marokko eine Perspektive aufzubauen und sich anzupassen.

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Jackson, 2.v.l., selbst Migrant, leitet das neue Migrations-Zentrum in Meknes.

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Mit wenigen Mitteln wurde ein Beratungszimmer eingerichtet, in dem sich die Migranten wohlfühlen können.

Gebt uns Arbeit

Tag 5, 02. Juni Nachmittag, Projektreise mit caritas international nach Marokko

“Gebt uns Arbeit, dann müssen wir nicht nach Europa! Am liebsten bleiben wir hier in Marokko oder gehen auch zurück in unser Heimatland, wenn es Arbeit für uns geben würde.”
Das erzählten uns Migranten-Familien, die wir zusammen mit der Migranten-Selbsthilfeorganisation APIMA am Nachmittag besucht haben.
Nach mittlerweile acht Jahren in der Migration in Marokko ist der Familienvater resigniert: “Für mich sehe ich keine Chance mehr, aber meine Tochter soll eine Zukunft haben.”
Francine, 10 Jahre, besucht einen Schulvorbereitungskurs der Caritas. Hier lernt sie die Grundlagen, um dann in die Regelschule zu wechseln.
Vor zwei Jahren wurden die Migranten aufgefordert, sich zu legalisieren. 92 % haben ein Aufenthaltsrecht bekommen. Damit ist auch das Recht auf Bildung und Schulbesuch geregelt. Die Familie sagt immer wieder, wie dankbar sie dem König ist, endlich einen legalen Status zu haben. Vorher hatten sie bei jedem Klopfen an der Tür Angst, die Polizei stände davor.

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“Das Fundament der Kirche ist die Caritas.”

Tag 6, 2. Juni, Projektreise mit caritas international nach Marokko, Besuch der Gemeindecaritas in Casablanca

Daniel Nourissat, Generalvikar und Pfarrer der Kirche Notre Dame in Casablanca, sagt, ohne die Caritas sei die Kirche nichts. Dazu passt, dass sich die Räume der Gemeindecaritas mit Kleiderkammer und Beratungsbüro genau unter dem Altarraum befinden. “Kirche in Marokko hat keinen Sinn, wenn sie nicht die Nächstenliebe gegenüber den Migranten lebt. Nächstenliebe hat keine Grenzen und keine Farbe.”
Zweimal in der Woche geben Ehrenamtliche, darunter Marokkaner, afrikanische Migranten und Europäer, Medikamente auf Rezept und Sachmittel für umgerechnet 3300 € an Bedürftige aus. Rund die Hälfte fließt an Gebühren wieder zurück von denen, die es sich leisten können. Finanziert wird die Arbeit über Versteigerungen, Kollekten, Spenden. Daniel Nourissat betont, es gebe keine finanzielle Unterstützung von Caritas Rabat oder Caritas Deutschland für ihre Arbeit. Die Gemeindecaritas ist in engem fachlichen Austausch mit den Caritas-Migrationszentren in Rabat, Casablanca und Tanger, denn überwiegend kommen die Migranten aus Schwarzafrika zu ihnen.

Zum Team gehört auch Arnaud de Laportaliere, ein pensionierter Diakon aus Frankreich, der zweimal wöchentlich Migranten in verschiedenen Gefängnissen Casablancas besucht. Im größten Gefängnis leben 9000 Gefangene. Der Gefängnisdirektor ist froh über die Besuche des Seelsorgers, er habe positiven Einfluss auf die Stimmung im Gefängnis. Die Schilderungen Arnauds hinterlassen bei uns den Eindruck: Wer hier einmal mit dem Gesetz in Konflikt kommt, hat verloren. 80 % sitzen hier wegen Drogendelikten ein. “An dem Tag, an dem die Europäer keine Drogen mehr nehmen, sind die Gefängnisse hier leer.”

Wir fragen nach den jungen Marokkanern, die nach Europa kommen. Was tut Marokko, um sie im Land zu halten? “Marokko ist ein Entwicklungsland, das Land strengt sich sehr an, um mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Wir machen, was wir können.” Internationale Unternehmen siedeln sich an. Die Textilindustrie ist ein wichtiger Wirtschaftszweig geworden. “Marokko ist eine einzige Baustelle.” 50% der marokkanischen Bevölkerung ist unter 20 Jahre alt. Hier könnte jeden Tag eine neue Schule gebaut werden und in Deutschland schließen die Schulen. Mittlerweile wird hier in Bildung und Infrastruktur investiert. Die Erfolge werden sich erst mit den Jahren zeigen, einige Fortschritte sind aber bereits jetzt sichtbar.

Am Nachmittag besucht ein Teil unserer Gruppe die große Moschee in Casablanca, sie ist die drittgrößte Moschee der Welt und wurde in ihrer unglaublichen Pracht und kunstvoller Ausstattung in nur sechs Jahren gebaut. Das ist in Deutschland unvorstellbar, man denke nur an die Baustelle der Oper in Köln, die Elbphilharmonie in Hamburg oder den Flughafen Berlin-Tegel.
Auf der Rückfahrt nach Rabat halten wir noch kurz an einem Strand. Nach den intensiven und oft auch bedrückenden und bewegenden Begegnungen und Gesprächen freuen wir uns über ein erfrischendes Bad im Atlantik.

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v.l.: Touria, ehrenamtliche marokkanische Mitarbeiterin in der Gemeindecaritas, Generalvikar Daniel Nourissat

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Die große Moschee in Casablanca wurde 1993 fertig gestellt.

“Unsere Arbeit ist ähnlich, aber die Rahmenbedingungen sind völlig andere.”

rege Diskussion mit KollegInnen der Flüchtlingsarbeit in Rabat

rege Diskussion mit KollegInnen der Migrationsarbeit in Rabat

Tag 5, 01. Juni, Projektreise mit caritas international nach Marokko

Wie arbeiten die Caritas-KollegInnen in Rabat ganz konkret mit den überwiegend aus afrikanischen Ländern stammenden Migranten im Caritas-Migrationszentrum? In kleinen Gruppen haben wir heute mit den KollegInnen im Migrationzentrum einige Schwerpunktthemen wie die Arbeit mit traumatisierten Menschen, mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen und das Thema Gesundheitsfürsorge besonders vertieft.

Es wurde ein lebendiger und spannender fachlicher Austausch, die KollegInnen wollten auch sehr genau wissen, wie die Arbeit mit Migranten und Flüchtlingen in Deutschland abläuft. Das Zentrum gibt es seit 10 Jahren, 30 Mitarbeitende, darunter auch Ehrenamtliche, engagieren sich in der Sozialberatung, psychologischer Begleitung, Gesundheitsfragen und Bildung. Für besondes Schutzbedürftige wie ledige Mütter oder schwangere Frauen, die unbegleiteten jugendlichen Flüchtlinge und Kranke unterhält das Zentrum Notunterkünfte. In besonders prekären Fällen gibt die Caritas eine kleine finanzielle Starthilfe.

beim gemeinsamen Couscous-Essen geht der Austausch weiter

beim gemeinsamen Couscous-Essen geht der Austausch weiter

Die Anforderungen in der Arbeit mit sind sehr ähnlich, aber die Rahmenbedingungen unterscheiden sich völlig. Die Caritas in Marokko erhält keine geregelte staatliche Finanzierung. Bei uns werden dagegen nach dem Prinzip der Subsidiarität gesellschaftliche Aufgaben an die Wohlfahrtsverbände übertragen, für die der Staat Geld gibt. Die Migranten bekommen in Marokko keine finanzielle Unterstützung vom Staat. Sie müssen sich irgendwie durchschlagen.

Mich hat sehr beeindruckt, mit welcher Kreativität und Engagement die KollegInnen unter diesen schwierigen Bedingungen arbeiten. Mitreißend, wie ein junges Team von Fachleuten aus vielen unterschiedlichen Ländern hier immer wieder neue Ideen entwickelt, sich nicht durch die begrenzten Möglichkeiten entmutigen lässt und auch mit kleinen Projekten den Einzelnen im Blick hat und ihm Perspektiven aufzeigt.

Nach den Workshops in Kleingruppen setzte sich der spannende Austausch beim gemeinsamen Couscous-Essen fort.

 

Kardinal Woelki zum Tod von Rupert Neudeck

„Menschenwürde praktisch anschaulich gemacht“ – Glaubenszeugnis

Kardinal Woelki in PEK aktuell, Pressedienst des Erzbistums Köln:
Köln. Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat zum Tod von Cap-Anamur-Gründer und Flüchtlingshelfer Rupert Neudeck kondoliert:
„Gott hat Rupert Neudeck zu sich gerufen, nach menschlichem Ermessen viel zu früh. Die Nachricht von seinem Tod macht mich sehr betroffen. Als Kind hat er Flucht selbst erlebt und als unermüdlicher Helfer in den Kriegsgebieten der Erde die Not der Flüchtlinge geteilt. Sein Einsatz galt den Verlassenen und Verlierern in den Krisenregionen dieser Welt.
Ich habe zuletzt bei dem Gedenkgottesdienst „23.000 Glockenschläge“ im Juni 2015 auf dem Roncalliplatz in Köln für die Mittelmeerflüchtlinge mit ihm zusammengearbeitet und seinen unbeirrbaren, geradezu sturen Willen zu tatkräftiger Hilfe für Menschen in Not immer bewundert.
Der Not und der Zerstörung im Gefolge von Krieg und Gewalt setzte er Nächstenliebe, Mitmenschlichkeit und Zukunftshoffnung entgegen. Sein aus dem Glauben gespeistes beharrliches Engagement hat den Begriff Menschenwürde praktisch und anschaulich werden lassen. Für dieses Glaubens- und Lebenszeugnis bin ich ihm sehr dankbar.
In Gedanken und Gebeten bin ich bei seiner Frau, seiner Familie, seinen Angehörigen und den zahlreichen Freunden. Im Glauben dürfen wir vertrauen, dass er bei Gott seine Vollendung findet.“

Der Traum von einem besseren Leben in Marokko -Selbsthilfeorganisationen von Migranten aus Afrika

Tag 4, 31. Mai in Marokko, Teil 2
Am Nachmittag treffen wir VertreterInnen von Migrantenorganisationen zum Austausch. Auf dem Weg in ein besseres Leben in Europa sind sie in Marokko gestrandet, weil Europas Grenzen dicht sind. Oft sind sie bis zu sieben Jahre unterwegs, bis sie Marokko erreichen. Auch nach Jahren ist der Wunsch in ihnen eingebrannt, irgendwann doch noch das Meer zu überqueren und Europa zu erreichen.
Der Präsident der Migrantenorganisation APIMA, Blaise Masemba Mpembele berichtet von einem Mann, der seit 16 Jahre immer noch hofft, sein Ziel Europa zu erreichen. Sein ganzes Leben ist auf dieses Ziel hin ausgerichtet. Aber nur 10% kommen in Europa an, 90% der Migranten verbleiben in Marokko. APIMA möchte die Kompetenzen dieser Menschen fördern und sie davon abhalten, ihr Leben in der Wartezeit zu verschwenden. Ziel ihrer Organisation ist die Integration der Migranten in die marokkanische Gesellschaft. Dazu gehört auch, sie fortzubilden und eine Brücke zu marokkanischen Firmen zu bauen, die bereit sind, MigrantInnen aus Schwarzafrika einzustellen. Sie wollen die Menschen überzeugen, dass sie in Marokko ein menschenwürdiges Leben führen können.

Ihre zweite wichtige Aufgabe ist die Unterstützung der schwarzafrikanischen Gefangenen in den marokkanischen Gefängnissen. Mit Hilfe der Caritas Marokko verteilen sie Decken, Hygieneartikel und vieles mehr an die Gefangenen. Sie unterstützen diese stellvertretend für ihre Familien, die weit weg sind.
Ousmane Ba, Président der Vereinigung der Subsahara-Migranten in Marokko beschreibt die Aktivitäten seiner Organisation, die von caritas international unterstützt werden:
1. Vernetzung der vielen kleinen Migranten-Vereine
2. Betreuung der Migranten bei ihrer Integration in Marokko
3. Programme gegen den Rassismus und Begegnungsprojekte für Jugendliche aus Marokko und Subsahara-Afrika
4. Unterbringungsmöglichkeiten für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge, schwangere Frauen und psychisch labile Menschen.
Jetzt im Sommer werden mehr Migranten in Marokko erwartet, Menschen, die teilweise mit schwersten Verletzungen kommen, weil sie an den hohen Zäunen Europas gescheitert sind. Ousmane Ba appelliert, dass dringend mehr Notunterkünfte für sie gebraucht werden: “Sie sterben in unseren Händen, weil wir keine Bleibe für sie haben.”
Ein weiterer Vertreter der Subsahara-Organisation erinnert an die Libyen-Krise, als 1 Million Subsahara-Migranten nach Europa fliehen wollten und in Malta und Italien gescheitert sind: “Die Welt will uns nicht. Wie kann es sein, dass arabische Flüchtlinge in Deutschland aufgenommen und wir abgelehnt werden. Was tun katholische Kirche und Caritas gegen diese Diskriminierung?” konfrontiert er uns mit einer Frage, die ihm sehr auf der Seele brennt. Wir erklären ihm das komplizierte Asylrecht in Deutschland, auf dessen Grundlage viele Asylanträge ablehnt werden. Auch aus unserer Sicht ist es ein Skandal, die Subsahara-Migranten nicht nach Europa zu lassen. Er hofft, die Begegnungen und der Austausch würden zahlreicher: “Dann fühlen wir uns hier nicht so allein gelassen.”
Zum Schluss danken die Vertreter der Migrantenorganisationen noch für die große Unterstützung ihrer Arbeit durch die Caritas. Christine Decker stellt weitere Hilfe von caritas international in Aussicht und berichtet von der mündlichen Zusage des zuständigen Bundesministeriums, arbeitende Migranten in Marokko substanziell zu finanzieren.

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