Claudia Schedlich, Leiterin unseres Caritas-Therapiezentrums für Menschen nach Folter und Flucht, war in der vergangenen Woche auf Einladung des Deutschen Caritasverbandes (DCV) eine von bundesweit drei Vertreter*innen der Psychosozialen Zentren (PSZ) beim Parlamentarischen Frühstück in Berlin, an dem auch sechs Mitglieder des Bundestages teilnahmen. Gemeinsam mit der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) und der Bundesweite Arbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer (BAfF) stellten sie die gesellschaftspolitisch relevanten Aufgaben der PSZs und deren prekäre finanzielle Lage dar. Denn: Im aktuellen Haushaltsentwurf ist eine Kürzung um 6 Millionen Euro vorgesehen. Diese Unterfinanzierung gefährdet nicht nur die Versorgung der Geflüchteten, sondern auch die Strukturen der PSZ selbst: Insolvenzen und der Verlust von Fachkräften sind die unausweichliche Folge, wenn nicht rasch gehandelt wird.
„Die Psychosozialen Zentren leisten unverzichtbare Arbeit“, betonte Lukas Welz, Geschäftsleitung der BAfF. „Sie bieten ganzheitliche Unterstützung – von psychotherapeutischer Behandlung über Sozialberatung bis hin zur Rechtsberatung. Diese Angebote sind entscheidend für die psychosoziale Gesundheit und die Teilhabe von Schutzsuchenden, sei es im Sozialraum oder am Arbeitsmarkt. Die Psychosozialen Zentren sind oft der einzige Ort, an dem Menschen, die Folter, Krieg und andere schwere Menschenrechtsverletzungen erlitten haben, die Möglichkeit haben, ihre traumatisierenden Erfahrungen zu bearbeiten.“
„Etwa ein Drittel der nach Deutschland geflüchteten Menschen leidet aufgrund des Erlebten an psychischen Erkrankungen wie posttraumatischen Belastungsstörungen, Depressionen oder Angstzuständen“, erklärte Schedlich. „Es war mir wichtig, den Mitgliedern des Bundestages einen Eindruck unserer praktischen Arbeit zu vermitteln und für die Bedarfe und die integrativen Prozesse zu sensibilisieren“, erklärte Schedlich. „Wir müssen deutlich machen, welche dramatischen Folgen und Folgeprobleme man mit Kürzungen auslöst“, so Schedlich.
„Unser Caritas-Therapiezentrum ist für Geflüchtete ein geschützter Ort, an dem sie zumindest beginnen können, ihr Trauma aufzuarbeiten, wo Schutz finden und wieder Perspektiven erkennen. Die aktuell geplanten Kürzungen der Bundesregierung belasten nicht nur die Betroffenen, sondern führen auch zu hohen Folgekosten für Bund, Länder und Kommunen. An der Seite anderer Spitzenverbände setzen wir uns als Caritas Köln daher für eine nachhaltige Finanzierung der PSZ ein. Es darf keine finanzielle Unterversorgung dieser so wichtigen Angebote geben“, erklärt Markus Peters, Vorstandssprecher der Caritas Köln, angesichts der aktuellen Haushaltsdiskussion.
Weitere Informationen
Mit Blick auf den Bundeshaushalt für 2025 fordern BAGFW und BAfF eine nachhaltige, bedarfsdeckende Finanzierung. Es brauche derzeit mindestens 27 Millionen Euro aus Bundesmitteln, um die PSZ flächendeckend weiterführen zu können. Im aktuellen Haushaltsentwurf ist jedoch eine Kürzung um 6 Millionen Euro vorgesehen, sodass für das Bundesprogramm nur noch 7,13 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Diese Unterfinanzierung gefährdet nicht nur die Versorgung der Geflüchteten, sondern auch die Strukturen der PSZ selbst: Insolvenzen und der Verlust von Fachkräften seien unausweichlich, wenn nicht rasch gehandelt wird.
Die finanzielle Lage der PSZ hat sich im Jahr 2024 verschlechtert. „Nach dem Erhalt zusätzlicher Bundesmittel in 2022 und 2023, mussten wir in 2024 aufgrund massiver Kürzungen viele Angebote wieder einschränken“, erklärt Nadja Saborowski, stellvertretende Bereichsleitung Jugend- und Wohlfahrtspflege des DRK für die BAGFW. „Das hat unmittelbare Auswirkungen auf die Unterstützung unserer Klient*innen.“